Udo Lindenberg malt Weihnachtskarten für UNICEF, Frank Zander bekommt zweites Bundesverdienstkreuz für seine Weihnachtsfeiern für Obdachlose, Bibelgesellschaft der Golfstaaten verteilt Bibeln während der Fußball WM in Katar, Black Friday und Greenwashing haben religiöse Züge - das und mehr sind unsere Themen im Freitagstalk der ERF Aktuell-Redaktion, den Andreas Odrich zusammengestellt hat.
ERF: Heute ist ein ganz wichtiger Tag für viele Menschen. Zumindest in der schönen Welt des Konsums.
Andreas Odrich: Black Friday. Shoppen ohne Ende und sich über den Tisch ziehen lassen von den vielen vermeintlichen Lock- und Sonderangeboten.
ERF: Man könnte den Eindruck haben, dass dieser Tag fast schon so fieberhaft gefeiert wird, wie Weihnachten.
Andreas Odrich: Scheint so. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich höre oder lese seit Tagen nichts anderes in der Werbung. Black Friday, Black Friday. Der soll deine und meine Kauflaune vor den christlichen Feiertagen so richtig auf Touren bringen und die Kassen des Einzelhandels zum Klingen.
Übersättigt und verunsichert
ERF: Solange die Einnahmen dann auch redlich weitergeleitet werden an die vielen fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Konsummaschine am Laufen halten…
Andreas Odrich: Ein wirklich frommer Wunsch, liebe Katja. Aber ob der so aufgeht, ist fraglich. Fraglich ist auch, ob das mit dem Black Friday überhaupt noch funktioniert. 2021 war die Bilanz des Einzelhandels nämlich durchaus enttäuschend, wie das Handelsblatt vor einem Jahr berichtete. Die Menschen seien übersättigt und verunsichert – die Kauflaune folglich im Keller und ziemlich „black“. Allerdings nicht im Sinne des Erfinders.
ERF: Sicher sind wir Verbraucher auch klüger geworden, und lassen uns nicht mehr so leicht für dumm verkaufen. Stichwort „Greenwashing“ z.B.
Andreas Odrich: Darauf hat in diesen Tagen die Verbraucherorganisation Foodwatch aufmerksam gemacht. Wenn bei dir auf der Packung steht „CO2-neutral“ oder „klimapositiv“, dann sagt das noch lange nichts darüber aus, ob das wirklich so stimmt, warnt Foodwatch. Oftmals hätten sich die Hersteller nur mit Klimazertifkaten freigekauft, sagt Foodwatch. In Wirklichkeit ist dein klimaneutrales Mineralwasser also nach wie vor die reinste CO2-Schleuder. Und das nennt man dann „Greenwashing“.
Ohne schlechtes Gewissen
ERF: Und ich dachte schon, ich könnte mir beim Discounter meines Vertrauens ein reines Gewissen kaufen.
Andreas Odrich: Genau darum geht es. Der Verkaufstrick: Du kaufst dich frei von deinem schlechten Gewissen gegenüber der Umwelt. Und schon wieder wird es richtig religiös. „Modernen Ablasshandel“ nennt das deshalb auch Foodwatch.
ERF: Dazu musst du dir die teuren Klimaprodukte aber auch erstmal leisten können.
Andreas Odrich: Wobei wir beim Bürgergeld wären, das diese Woche verabschiedet wurde.
ERF: Was sagen denn die kirchlichen Sozialverbände dazu?
Andreas Odrich: Diakonie und Caritas zeigen sich im Prinzip erleichtert von dem Kompromiss zwischen den Ampelparteien und der Union, der die Verabschiedung möglich gemacht hat. Die Caritas meint, die Menschen bräuchten angesichts der gestiegenen Preise dringend eine finanzielle Entlastung, und die Diakonie zeigt sich solidarisch mit den Menschen, die in den Arbeitsagenturen sitzen, und schon jetzt überlastet seien angesichts der Flut von Anträgen durch die vielen Aufstocker, also von Berufstätigen, deren Einkommen zu niedrig ist, um den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Bibeln für Katar
ERF: Fundamentalopposition geht sicher anders. Mutig sind auf jeden Fall diejenigen, die in Katar demnächst Bibeln verteilen wollen.
Andreas Odrich: Die evangelische Nachrichtenagentur idea meldet, dass dies während der WM und auch noch danach geschehen soll. Die Bibelgesellschaften der Golfstaaten will vor allem an die sogenannten Arbeitsmigranten in Katar Bibeln verteilen, wobei man dazu sagen muss, dass die meisten Arbeitsmigranten in Katar ohnehin Christen sind, oftmals von den Philippinen. Aber die werden oft ausgebeutet, und da kann ein Geschenk schon eine gewisse Wertschätzung bedeuten.
Vorbild Künstler
ERF: Und wer schenkt, der bekommt manchmal auch wieder Anerkennung zurück.
Andreas Odrich: So wie der Berliner Blödelbarde und Entertainer Frank Zander. Der bekommt jetzt nämlich bereits das zweite Bundesverdienstkreuz verliehen, weil mit seinen 80 Jahren seit 1995 immer noch jedes Weihnachten eine riesige Feier für Obdachlose ausrichtet. Sein einziger Lohn: glückliche Gesichter.
ERF: Die kann man bei anderen auch mit einer Weihnachtskarte erzeugen.
Andreas Odrich: Vor allem, wenn sie von Udo Lindenberg für UNICEF gemalt wurde. Und uns Udo hat dazu gesagt:
„Biste mit dir im Reinen, kannste auch anderen etwas geben, sich kümmern und dich für sie einsetzen“ (Udo Lindenberg, laut epd)
ERF: Als hätte Udo die Bibel gelesen. Sich selbst schenken, statt sich arm zu kaufen, mit dieser Empfehlung verabschieden wir Sie gerne ins erste Adventswochenende. Wir, das sind Andreas Odrich und Katja Völkl. Einen gesegneten ersten Advent.
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