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© Claudio Schwarz / unsplash.com

27.09.2021 / Kommentar / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Das Verbindende suchen

Kommentar zum Ergebnis der Bundestagswahl 2021.

 

Die Deutschen haben ihren neuen Bundestag gewählt. Und sie haben den Politikern im neuen Bundestag bei der Regierungsbildung gleich mehrere Optionen offen gelassen: ein Bündnis aus CDU, Grünen und FDP, die sogenannte Jamaika-Koalition, oder ein Bündnis aus SPD, FDP und Grünen, die sogenannte Ampel.

Rein rechnerisch wäre sogar eine große Koalition aus Union und SPD möglich, auch wenn die bislang von keinem der politisch Verantwortlichen angestrebt wird. Auch wer Kanzler wird, steht noch nicht fest. Ob Armin Laschet von der CDU oder Olaf Scholz von der SPD – die Entscheidung könnte nicht bei ihnen liegen, sondern bei ihren möglichen Koalitionspartnern, FDP und Grünen.

Andreas Odrich von der ERF Aktuell-Redaktion meint in seinem Kommentar, dass dies zukünftig zum Normalfall werden könnte, weil sich unsere Gesellschaft verändert.
 

Eine Wahl, ein Sieger bzw. eine Siegerin - das ist vorbei. Es gibt sie nicht mehr, die zwei großen Volksparteien, die automatisch die Richtung vorgeben und entscheiden, wer als kleiner Koalitionspartner mit ins Regierungsboot steigt, während die große Partei „natürlich“ den Kanzler stellt, der ein entsprechendes Bündnis arrangiert.

Stattdessen haben wir es mit politischen Strömungen zu tun, die den einzelnen Parteien zuzuordnen sind, Parteigrenzen aber auch verschwimmen lassen. So bilden sich verschiedene Schichtungen in der Parteienlandschaft, die sich größenmäßig immer mehr annähern.

Konstruktive Wege finden

Warum? Weil die Parteien ein Spiegel unserer Gesellschaft sind. Nur zwei Beispiele: Junge wählen tendenziell anders als Ältere. Menschen auf dem Land wählen tendenziell anders als Großstädter. Die einen wünschen sich generationenübergreifend ein rasches Handeln in der Klimapolitik, andere haben Sorge, dass dies die Wirtschaft kaputt machen könnte. Das ist das neue Normal, wir sind eine plurale Gesellschaft mit unterschiedlichen Ansichten.

Das Beste, was die gewählten Parteien tun können: die Strömungen zusammenführen und konstruktiv arbeiten. Aber genau dafür haben wir ja Demokratie. Dort geht es immer darum, gemeinsame Wege zu finden, trotz aller Unterschiede. Das ist nicht neu, muss aber jetzt erst recht kreativ und konstruktiv gelebt werden. Und zwar anders als bei den Koalitionsverhandlungen 2017. Damals haben sich die politisch Verantwortlichen vor allem in den Unterschieden verhakt, und es gab eine wochenlange Hängepartie.

Eine Wiederholung können wir uns aber nicht leisten. Und: bitte keine Machtspielchen. Die Krisenherde der Welt sind zu groß. Pandemie, Terrorismus, Klimakrise, globale wirtschaftliche und politische Machtveränderungen – das alles fordert ein rasches, souveränes Agieren, gerade auch von einer deutschen Bundesregierung.

Aufeinander zugehen

Das geht am besten durch Akzeptanz der Unterschiede. Menschen sind, Gott sei Dank, nicht stromlinienförmig. Das ist normal. Christen haben darin sogar einen Auftrag. Statt Hass und Hetze zu säen, bleiben Christen hoffentlich selbstkritisch und suchen das Verbindende. Denn sie leben von Gottes Frieden, seinem Schalom, den es gilt auszuleben und weiterzutragen. Akzeptanz der Unterschiede, das heißt aber auch, deutlich in den Sachfragen zu bleiben, Opposition auszuhalten, und selbst bei schwer überbrückbaren Gegensätzen integrierend zu bleiben im Miteinander.

Miteinander auskommen

Ja, wir haben unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen, das war schon immer so. Gott hat uns aber nicht auf diese Erde gestellt, damit wir uns bekämpfen, sondern damit wir lernen, miteinander auszukommen; jeder für sich, und alle gemeinsam. Wir müssen das täglich einüben, der neu gewählte Bundestag muss es einüben und könnte sogar Vorbild darin werden. Das ist die beste vertrauensbildende Maßnahme des neu gewählten Parlaments für uns alle.

 

 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

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