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© Jeshoots com / unsplash.com

21.05.2021 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Regina König

Von Flüchtlingsbewegungen und Reli-Experimenten

…und was sonst noch in dieser Woche wichtig war.

 

 

55 Millionen Menschen sind in ihrem eigenen Heimatland auf der Flucht. Es gab mehr als 2700 Anti-Corona-Proteste in Deutschland und in Bremen wird das Berufungsverfahren in der Sache „Olaf Latzel“ nicht vor November starten: Katja Völkl und Regina König lassen die Woche Revue passieren und werfen dabei auch einen Blick auf das Pfingstwochende – denn da feiert nicht nur die Kirche Geburtstag.     

 

ERF: Heute ist Freitag! Und wir blicken zurück auf die Woche. Mein Name: Katja Völkl.  Und den Überblick hat: Regina König. Regina, was war los in Kirche und Gesellschaft?

Regina König: Dominiert hat die Woche natürlich der Konflikt im Nahen Osten und es gab zahlreiche Reaktionen aus Politik und Kirche zu den antisemitischen Ausschreitungen auf unseren Straßen. Auch wir haben darüber berichtet, z.B. über die Stellungnahme der Evangelischen Allianz in Deutschland, in der sie jegliche Form von Antisemitismus scharf verurteilt. Das und noch mehr ist nachzuhören in unserer ERF Plus Audiothek.


ERF: Nun wurde gestern eine Feuerpause vereinbart zwischen Israel und der Hamas, wir werden die Situation aus der Ferne weiter beobachten. Bedrückend sind auch die neuesten Zahlen der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind.

Regina König: Ja, und dabei geht es konkret um Binnenflüchtlinge, also um Männer, Frauen und Kinder, die in ihrem eigenen Land fliehen vor Terror, Gewalt und Naturkatastrophen. Ihre Zahl hat einen neuen Höchststand erreicht mit 55 Millionen. Das teilte das Beobachtungszentrum für interne Vertreibung in Genf mit.
 

ERF: Welche Länder sind am stärksten betroffen?

Regina König: Afghanistan und Äthiopien, aber auch Syrien, der Kongo, Jemen und Mosambik. Die Menschen irren in ihren eigenen Heimatländern umher und die Corona-Pandemie verschlimmert natürlich noch ihre Lage.
 

Sie irren in ihrem eigenen Heimatland umher

ERF: Bleiben wir beim Thema Flüchtlinge - etwas untergegangen im Nachrichtenstrudel ist die Meldung über eine Frau, die vor 2 Jahren große Schlagzeilen gemacht hat: Seenotretterin Carola Rackete. 

Regina König: Ja, die Kapitänin wurde jetzt von einem italienischen Gericht freigesprochen. Zum Hintergrund: im Juni 2019 hatte sich Rackete über das Verbot italienischer Behörden hinweggesetzt und wollte im Hafen von Lampedusa anlegen mit ihrem Flüchtlingsrettungsschiff. Dabei rammte sie ein Schiff der Finanzpolizei, daraufhin wurde sie verhaftet. Die italienische Untersuchungsrichterin deutete das Vorgehen Racketes nun nicht als Widerstand gegen ein Kriegsschiff und Rackete habe ohnehin nur die Pflicht zur Seenotrettung erfüllt. Und damit: Freispruch für Rackete.  
 

Reli-Experiment in Niedersachsen

ERF: Zurück nach Deutschland – in Niedersachsen wollen sich die beiden großen Kirchen auf ein Experiment einlassen.

Regina König: Und zwar planen sie, gemeinsam an den Schulen das Fach Religion zu unterrichten. Dieses Modell wäre bisher einmalig in der Bundesrepublik.
 

ERF: Wie kann ich mir das konkret vorstellen, wird mein Kind dann abwechselnd von einem evangelischen und katholischen Lehrer unterrichtet?

Regina König:  Wie das alles praktisch ablaufen wird, darüber beraten die Verantwortlichen nun ein Jahr lang. Die Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track, betonte gegenüber dem epd, dass der Unterricht gemeinsame Inhalte haben wird, er wird aber auch die Unterschiede klar benennen, die es zwischen evangelisch und katholisch weiterhin gibt. Das Fach Religion soll auch Pflichtfach bleiben in Niedersachsen und die Lehrkräfte werden auch weiterhin Noten verteilen. Rund 75% der Schüler nehmen zurzeit in Niedersachsen am Religionsunterricht teil.
 

Berufungsverfahren in der Sache „Olaf Latzel“ nicht vor November

ERF: Gehen wir noch ein paar Schritte weiter nordwärts, in Bremen gibt es eine Meldung des Evangelischen Pressdienstes unter der Rubrik „Kirche und Kriminalität“.

Regina König: Und dabei dreht es sich um den Fall Latzel. Wir erinnern uns: im November wurde Pastor Olaf Latzel vom Bremer Amtsgericht wegen Volksverhetzung verurteilt. Der Prozess hatte ein bundesweites Medienecho hervorgerufen. Gegen das Urteil hat Olaf Latzel Berufung eingelegt. Wie nun ein Sprecher des Landgerichtes Bremen sagte, wird das Berufungsverfahren nicht vor November starten. Der evangelische Theologe war verurteilt worden, weil er nach Meinung des Gerichts in einem Eheseminar gegen Homosexuelle zum Hass aufgestachelt habe. Latzel hat sich mehrfach entschuldigt. 
 

Geburtstagskinder: Grundgesetz und Bob Dylan

ERF: Und jetzt wartet ein langes Wochenende auf uns. Pfingsten steht im Kalender.

Regina König: Und traditionsgemäß feiern Kirchen und Gemeinden dieses besondere Fest ohnehin sehr Corona-konform – nämlich draußen in freier Natur. So laden z.B. Kirchen in Thüringen und Sachsen-Anhalt ein zu Gottesdiensten im Wald, im Steinbruch, auf dem Spielplatz, an Mühlen, Ruinen und in Gärten. Mehr Infos dazu unter www.ekmd.de.
 

ERF: Aber es gibt noch mehr zu feiern.

Regina König: Wer möchte, kann am Sonntag eine Gedenkminute einlegen, denn der 23. Mai ist der Tag des Grundgesetzes. Vor genau 72 Jahren, also 1949, verkündete Konrad Adenauer als Präsident des Parlamentarischen Rates in einer Feierstunde das Grundgesetz. Damit war die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Gerade jetzt in der Pandemie bekommt dieser Verfassungstag sicher nochmal ein besonderes Gewicht, schließlich wurden unsere Grundrechte in den vergangenen Monaten stark eingeschränkt. Das Recht auf Versammlungsfreiheit wurde allerdings weiter intensiv genutzt: seit August vergangenen Jahres gab es etwa 2700 Anti-Corona-Proteste.  


ERF: Und einen weiterein Geburtstag gibt es zu feiern.

Regina König: Richtig, Bob Dylan wird am Pfingstmontag 80 Jahre alt! Ein Musiker, der sich immer wieder eingelassen hat auf neue Musikstile.
 

ERF: Eins seiner berühmtesten Stücke ist wohl „Blowin´ in the wind.“

Regina König: Ja, wer kann da nicht mitsummen. Für seine Texte hat er als erster Musiker 2016 den Nobelpreis für Literatur bekommen. Als Inspirationsquelle diente ihm auch immer wieder die Bibel. Und so veranstaltet z.B. eine Baptistengemeinde in Hamburg ein Konzert ihm zu Ehren. Unter dem Titel „Forever Young, Bob Dylan“ hat sie verschiedene christliche Künstler gebeten, Gedanken oder aktuelle Interpretationen von bekannten Dylan-Songs beizutragen.“ Wer sich das anhören möchte, der kann das tun über den youtube-Kanal der Gemeinde unter christuskirche-video.de, Montag ab 19.30h.
 

ERF: Also dann auf ins Pfingstwochenende mit Melodien im Ohr von und mit Bob Dylan. Danke Regina, für das Gespräch.

 Regina König

Regina König

  |  Reporterin

Für ERF Plus in Mitteldeutschland unterwegs. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.

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