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Die schlechten Hirten und der rechte Hirt (2)
Der Bibeltext Hesekiel 34,23-31 – ausgelegt von Martin Gohlke.
Und ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein, und ich, der HERR, will ihr Gott sein. Und mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein; das sage ich, der HERR. Und ich will einen Bund des Friedens mit ihnen schließen und alle bösen Tiere aus dem Lande ausrotten, dass sie sicher in der Steppe wohnen und in den Wäldern schlafen können.[...]
Eine großartige Verheißung bringt unser Text zum Ausdruck. Denn Gott will einen einzigen Hirten für sein Volk Israel erwecken. Dieser Hirte ist sein Knecht David, der Gottes Volk weiden soll.
Wer ist denn mit diesem Knecht David gemeint? David ist ja längst tot. Soll er wieder aus dem Grab steigen? Nein, hier ist eine andere, neue Person gemeint, die aber von David abstammt. Es ist der Messias, den Gott senden wird.
Jesus kommt aus der Linie des Königs David. Das macht der Stammbaum im Matthäusevangelium deutlich. Und Jesus selbst hat von sich gesagt: „Ich bin der gute Hirte.“ Die Verheißung aus dem Hesekielbuch geht also in Jesus in Erfüllung. Er ist der einzige Hirte, der Israel weidet.
Hesekiel kannte den Namen dieses Hirten noch nicht. Es hat also Jahrhunderte gedauert, bis der Name dieser speziellen Person bekannt wurde: Jesus Christus. Auf ihn passt die Beschreibung des Hirten genau. Jesus selbst hat dies erkannt und den guten Hirten auf seine Person bezogen.
Es fällt auf, dass Hesekiel betont, dass es nur ein einziger Hirte ist. Es gibt also nicht verschiedene Hirten, sondern nur den einen, der für ganz Israel zuständig ist. Das ist eine weitere große Verheißung, weil Israel ja damals noch geteilt war in ein Nord- und in ein Südreich. Diese Trennung entfällt also, wenn der Messias kommt.
Der gute Hirte ist dann für ganz Israel da. Die Grenzen werden durch ihn aufgehoben. In Jesus geht die in unserem Text genannte Verheißung in Erfüllung.
Weiter heißt es: Der Herr will Israels Gott sein und der, welcher dem Knecht David gleicht, wird Israels Fürst sein. Hesekiel beschreibt den Messias als Fürsten bzw. König. Diese Vorstellung befeuert bei manchen natürlich die Erwartung, dass der einzige Hirte als König mit Rüstung und Streitmacht auftritt.
Jesus zeigt sich jedoch nicht als Gewaltherrscher, sondern voller Demut. Seine Worte und Taten haben zwar große Vollmacht, aber Soldaten besitzt er nicht. Jesus ist eben ein Fürst der ganz anderen Art. Darum missverstehen ihn die meisten, weil sie ein festes Bild vom Messias besitzen, das in ihren Augen nicht auf Jesus passt.
Jesus will eben kein König sein, der Gewalt ausübt, sondern Gewalt erträgt, indem er am Kreuz stirbt. Damit beweist er, dass er der einzige Hirte ist, weil er bereit ist, sein Blut zu vergießen und uns so von Sünde und Schuld befreit. Jesus als der gute Hirte verschenkt sein Leben für uns aus lauter Liebe.
Hesekiel kann das noch nicht wissen. Erst aus der Rückschau besitzen wir Einblick auf dieses wunderbare Geschehen.
Die Verheißung geht aber noch weiter, denn Gott will einen Bund des Friedens mit Israel schließen. Endlich können die Israeliten ohne Angst in der Wüste leben und in den Wäldern schlafen. Alle bösen Tiere sollen ausgerottet werden.
Dass diese Verheißung noch aussteht, erkenne ich an der aktuellen Lage im Nahen Osten. Israel ist bedroht wie selten zuvor. Durch das harte Eingreifen in Gaza erzeugt die Regierung in Jerusalem bei vielen auf der Welt Missmut. Wohin die Lage hinsteuert, wissen wir noch nicht. Fakt ist aber, dass der Herr mit Israel einen Bund geschlossen hat. Gott segnet sein Volk und verwandelt durch seinen Segen das Land um den Jerusalemer Tempelberg in eine fruchtbare Landschaft.
Es mag manchen Personen oder Ländern auf der Welt nicht gefallen, aber Israel ist von Gott gesegnet. Nach wie vor. Denn Israel ist Gottes Augapfel. Alle bisherigen Versuche, Israel auszuradieren und auszulöschen, sind gescheitert. Denken Sie nur an den Holocaust im Dritten Reich, bei dem Millionen Juden starben. Israel bleibt bestehen, weil es von Gott gesegnet ist.
Das Land wird durch diesen Segen fruchtbar sein und reiche Ernte tragen, so beschreibt es Hesekiel. Gott wird Israel aus der Sklaverei führen und es von dem harten Joch befreien, das es tragen muss, heißt es weiter. Diese Vorhersage hat sich nach dem Ende des Babylonischen Exils 538 v.Chr. bereits erfüllt. Die Israeliten kehren nach langen Jahren in ihr Land zurück und bauen den Jerusalemer Tempel wieder auf.
Dann heißt es einen Vers weiter, dass die Israeliten nicht mehr den Völkern zum Raub werden sollen. Der jüdische Aufstand 70 n.Chr. führt zur Zerstreuung des jüdischen Volkes auf die ganze Welt. Doch wie ein Wunder wird 1948 der jüdische Staat Israel gegründet. Und das kurz nach dem Holocaust! Der Staat Israel hat bis heute Bestand. Und er wird aufgrund Gottes Segens weiter Bestand haben und nicht mehr den Völkern zum Raub werden.
Israel wird erfahren, dass Gott ihr Herr ist und Israel sein Volk ist. Gott bekräftigt also am Schluss des Kapitels die Bundesformel, wie sie mehrfach im Alten Testament zitiert wird, so z.B. in Jeremia 30: „Ihr sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein.“
Gott will seinen Bund mit Israel halten, den er mit seinem Volk geschlossen hat. Das steht unwiderruflich und für alle Zeiten fest. Gott wird als der gute Hirte auf seine Herde aufpassen.
Christen wissen, wer dieser gute Hirte geworden ist. Sein Name steht zwar nicht in unserem Text, hat aber genau diese Ankündigung erfüllt. Es ist Jesus Christus. - Unser Retter und Erlöser.
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