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/ Wort zum Tag

Jesaja 43,24-25

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.

Jesaja 43,24-25

Das Bibelwort für heute nimmt uns mit hinein in die Sitzung eines Beschwerdeausschusses. Die Beschwerde wurde vorgebracht. Und der auf diese Weise Beklagte bekommt nun Gelegenheit, sich zu erklären. Die Kontrahenten möchte ich Ihnen kurz vorstellen: Da stehen auf der einen Seite die frommen Israeliten. Sie beschweren sich heftig - darüber, dass sie so viel Arbeit haben mit den ganzen Aufgaben rund um den Gottesdienst. Schließlich sind sie zurzeit in einem fremden Land, leben unter schwierigen Verhältnissen.
Früher einmal war genug Zeit da zur Vorbereitung. Man hatte auch ausreichend Mitarbeiter für die verschiedenen Aufgaben. Aber das ist alles Geschichte. Jetzt geht das alles nicht mehr. Darum muss jetzt mal Schluss sein. Es sind eh schon viel zu viele Aufgaben und Termine, die damit zusammen hängen. - Auf der anderen Seite steht der, auf den diese Beschwerde zielt: Jahwe, der Gott Israels.

Das verwundert vielleicht, zu schauen, wie sich hier das Volk Israel mit seinem Gott vor einem Beschwerdeausschuss treffen. Doch die Sache ist wahrlich zu wichtig. Die muss geklärt werden. Darum hört sich der Gott Israels die Beschwerde auch an. Und Gott antwortet mit den Worten, die Sie zu Beginn gehört haben. Er geht gerade nicht sehr zart fühlend mit den Beschwerdeführern um. Nein! Gott geht zum Gegenangriff über. Ein scharfer Ausdruck, ich weiß. Aber anders ist nicht zu beschreiben, wie Gott in diesem Verfahren den Spieß einfach rumdreht. „Ich habe dir nicht Arbeit gemacht – ich habe dich auch nicht bemüht (Jes 43, 23). Aber mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.“

Da bleibt mir erst mal die Luft weg. Denn mit seinem Gegenangriff in diesem Verfahren deckt Gott den eigentlich tief sitzenden Vorwurf auf, der hinter der Beschwerde steckt. Es ist in seinem Kern nämlich eine Klage gegen Gott selbst: Gott hätte ihnen diese Arbeit aufgebürdet. Gott sei schuld daran, dass sie so viel Stress hätten. Was für ein Verfahren? Das Volk Gottes stellt seinen Gott unter Anklage. Wenn einer anzuklagen hätte, dann doch wohl nur einer. Dann der heilige Gott allein. Und genau das tut Gott dann auch. Er bringt in dem Verfahren zu Gehör, was hier die eigentliche Wahrheit ist: Das klagende Volk macht seinem Gott ständig Arbeit und Mühe. Was in diesen zwei Sätzen zum Ausdruck kommt, ist zusammengefasst die ganze Geschichte der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk: Immer und immer wieder war Gott selbst der, der die durch das Volk abgebrochenen Brücken zu ihm hin wieder aufbaute.
Gott hätte sie zerbrochen liegen lassen können. Gott hätte allen Grund gehabt, sich ganz und gar von diesem Volk abzuwenden. Stattdessen sandte er seine Boten. Stattdessen gab er nicht auf, sein Volk zu rufen, zu locken, zur Umkehr zu bewegen.

Wer hat hier wem Arbeit und Mühe gemacht? Der Beschwerdeausschuss tagt auch heute noch. Auch heute treten Menschen vor ihm auf. Menschen, die klagen. Sie klagen an, weil sie doch schon so viel tun für Gottes Sache. Manche rechnen sogar akribisch nach, wie viel sie aufgewandt haben für Gott. Das müsse doch seine Wirkung haben. Das müsse sich doch irgendwie bezahlt machen. Dieses Fragen steckt in uns. Wir sind so sehr fixiert auf das, was wir tun. Das hat dann zu Folge, dass wir uns auf Grund unserer Leistung auch einen Anspruch ausrechnen. Das können wir tun bei der Rentenversicherung. Da könnten wir hingehen und klagen, wenn wir uns benachteiligt fühlten. Aber bei Gott haben wir kein Recht zur Beschwerde. Kein Recht, Gott auf die Anklagebank zu ziehen. Denn die Wahrheit sieht so ganz anders aus. Wir haben es einzig seiner Güte zu verdanken, dass er es immer noch mit uns wagt.
 

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Kommentare (1)

Marion /

Ich fand diesen Bericht über die Bibelstelle sehr aufschlussreich. Habe diesen nämlich ganz anders gedeutet. Danke für die super Erklärung und Gottes Segen