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„Ich habe keinen Menschen …“

Jochen Eber über Johannes 5,7–8.

Der Kranke antwortete Jesus: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!

Johannes 5,7–8

Der Kranke antwortete Jesus: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin. (Johannes 5,7–8)

Ein Mann liegt seit 38 Jahren krank am Teich Betesda in Jerusalem. Keiner konnte ihm bisher helfen, sonst wäre er nicht so lange schon dort. Aber Jesus sagt ihm am Ende der Geschichte: „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ Und das Unfassliche geschieht: Der Mann wird sofort gesund. Er packt sein Lager zusammen und geht.

38 Jahre lag dieser Mann am Teich Betesda! 38 Jahre im Krankenhaus. Das muss man sich mal vorstellen! „Austherapiert“ sagen die Ärzte dazu. Keine Therapie hilft mehr. Wir sind am Ende mit unserem Latein.

Aber noch schlimmer: Der Mann ist unnütz! In den Augen einer Gesellschaft, die nach der vorhandenen Arbeitskraft urteilt, ist er nutzlos. Eine typische Hartz-IV-Karriere: Langzeitarbeitslosigkeit. Hier sogar: Ein ganzes Leben arbeitslos. Daher ist der Mann nicht nur ein Elend in sich selber, sondern so sieht ihn auch seine Umwelt. Auf Dauer im Spital Betesda interniert. Ein Kurbad für die hoffnungslosen Fälle.

„38 Jahre“! Weniger interessant als die Zahl ist die Tatsache, die zwei Verse später steht: Ich habe keinen Menschen, der mich in den Pool trägt.

Ich habe keinen Menschen! – Was für ein verzweifelter Hilfeschrei! Jeder ist sich selbst der Nächste. Jeder ist auf sich selber gestellt. Keiner von meinen Verwandten will mehr etwas mit mir zu tun haben. Und heute gibt es selbst im Krankenhaus und in der Rehabilitation oft keine Begegnung mehr. Einer ist vom anderen isoliert durch die Technik und durch die vielen Sachen, mit denen sich die Angestellten beschäftigen müssen. 

Einsam sein – das hat mich an Nietzsches Gedicht „Vereinsamt“ erinnert:

Die Krähen schrein / und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:

Bald wird es schnein, / wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!

... Die Welt – ein Tor / zu tausend Wüsten stumm und kalt!

Wer das verlor, / was du verlorst, / macht nirgends halt.

Einsamkeit – heute wird sie noch radikalisiert durch die Entgötterung der menschlichen Existenz.  Und mit dem persönlichen Gott ging bei vielen auch der menschliche Nächste verloren. Viele empfinden ihr Leben als leer angesichts der gigantischen Weite eines Kosmos von Milliarden von Lichtjahren Ausdehnung. Die Zeitspannen in der Menschheitsgeschichte mit Millionen von Jahren zurück und bis zum Weltende nach vorne: Durch diese riesigen Zeiträume verliert der Mensch jeden Bezugsrahmen, in dem er ein sinnvolles Leben führen könnte.

„Ich habe keinen Menschen“, das bedeutet also auch: ich habe gleichfalls keinen Gott, der mir hilft.

Der kranke Mann versteht die Frage von Jesus zuerst einmal falsch. Er meint, da käme jetzt endlich einer, der ihm ins Wasser hilft. Doch Jesus wird im Johannesevangelium schon in den ersten Versen als Gottes Sohn vorgestellt. Er muss nicht durch Wasser helfen. Er ist die Hilfe selber, in Person! In Jesus ist der wahre Gott in die Welt gekommen, um uns zeitlich und ewig zu helfen. Deshalb steht nach dieser Geschichte in der Bibel ein Abschnitt über „die Vollmacht des Sohnes“ und von der Absicht seiner Gegner, ihn zu töten. Denn sie sagen: Er macht sich Gott selbst gleich, wenn er sagt, Gott sei sein Vater.

 Jesus befiehlt dem chronisch kranken Patienten: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und es geschieht so. So kann nur er reden, Jesus, der Sohn Gottes. Er hat von Ewigkeit her die Vollmacht seines Vaters im Himmel.

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