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Gott kommt, um zu bleiben

Heinz-Werner Neudorfer über Sacharja 2,14.

Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.

Sacharja 2,14

„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.“  Moment mal, sagen Sie, habe ich da was verpasst? „Tochter Zion“!? Ist denn schon Weihnachten?

Natürlich nicht: Wir sind noch im November. Aber das ist (finde ich) gerade eine der Stärken dieser ausgelosten Bibelworte, dass sie uns völlig rausnehmen können aus dem normalen Trott; dass vielleicht zu Ostern ein Wort dasteht, das wir eigentlich von Weihnachten her kennen; und dann denken wir über Dinge nach, die nur scheinbar noch gar nicht „dran“ sind für uns.

So auch heute: Von Allerheiligen wandert unser Blick in die Adventszeit. Mitten im Herbst leuchtet eine Weihnachtskerze auf. Gott sagt uns: „Ich komme, bin schon unterwegs, und zwar für immer. Ich will bei dir bleiben.“

Hinter unserem Bibelwort steckt das Bild vom kommenden Bräutigam. 500 Jahre nach Sacharja hat Jesus es in seinem Gleichnis von den zehn Brautjungfern verarbeitet (Mt 25,1-13). Damals war es ein vertrautes Ritual bei jeder jüdischen Hochzeit: Während die Braut zusammen mit ihren Freundinnen dieser ersten Begegnung entgegenfieberte, feierte der Bräutigam mit seinen Freunden „Junggesellenabschied“. Irgendwann, wenn die Sehnsucht stärker wurde als die Ausgelassenheit, brach er dann auf zum Elternhaus der Braut. „Ich komme und will [jetzt und für immer] bei dir wohnen.“  Wenn das kein Grund zur Freude ist! Ein bisschen Weihnachtslicht im nebligen November.

 

Der Prophet Sacharja sagte seine Freudenbotschaft in eine völlig ungeklärte Situation hinein: Durch eigene Schuld war eine Katastrophe über die Einwohner des Südreiches Juda hereingebrochen. Die Weltmacht Babylon hatte sich ihr kleines Land einverleibt. Es grenzte direkt an die andere Weltmacht, Ägypten. Babylon deportierte die Judäer. Was zurückblieb, waren die Trümmer der Häuser und waren die einfachen Leute. Jahrzehnte vergingen, bis Gott sich entschloss, sein Volk zurückzubringen nach Juda und Jerusalem wieder aus Ruinen auferstehen zu lassen. Sacharjas Job war es, den Leuten das zu sagen. Den verschüchterten Leuten, die längst alle Hoffnung auf eine Zukunft in eigener Hand im eigenen Land aufgegeben hatten.

Es ist eine Eigenart des Gottes Israels, an den ja auch wir Christen glauben, dass er Schicksal wendet. „Wenn die Not am größten ist, ist Gottes Hilfe am nächsten“, sagte man früher. Es fällt schwer, das zu glauben, aber ungezählte Menschen haben es so erlebt. Gott macht aus dem deprimierten Rest die strahlende Braut. Gott macht aus einer Zeit der Niederlagen eine Hoch-Zeit. Gott macht aus denen, die scheinbar keine Zukunft haben, Menschen, die bleiben dürfen. Das hilft auch uns, über die schwierige Gegenwart mit ihren Problemen hinauszuschauen. Schon eine Weihnachtskerze brennen zu sehen.

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