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/ Wort zum Tag

Gott hat mich im Blick

Ralf Schöll über Psalm 115,12.

Zu meiner Sammlung alter Postkarten zählt eine, die nur durch ihren Text auffällt. Kein Foto, kein gemaltes Bild, sondern ein schön gestaltetes Zitat schmückt diese Karte. Zu lesen ist: „Wir sind ein Volk der Denker, denn wir denken immer nur daran, was andere wohl von uns denken!“ Leider fehlt die Angabe, von wem dieser Satz stammt. Und ich weiß auch nicht mehr, warum ich diese Karte überhaupt aufgehoben habe. Vielleicht weil ich eine besondere Vorliebe für Wortspiele empfinde, vielleicht aber auch aus einer Art Intuition heraus, dass diese Feststellung nicht veraltet und irgendwann überholt sein wird, vielmehr zeitlos gültig ist.

Ja, ich denke heute an diese schon etliche Jahre alte Postkarte und meine, dass die Aussage auch jetzt noch zutreffend ist. Ganz gleich, von wem dieser Satz stammt und in welchem Jahr und zu welchem Anlass er gesprochen wurde, meines Erachtens beschreibt der Satz ein weitverbreitetes Phänomen. Ich kenne viele Menschen, die ihr Reden und Handeln danach ausrichten, was die anderen über sie denken oder denken sollen. Ja, gelegentlich ertappe ich mich selbst dabei, wie eine innere Stimme zu mir sagt: „was meinst du wohl, was die anderen von dir denken?“ Und dann kann es passieren, dass ich ein anderes Kleidungsstück anziehe, oder mein Verhalten verändere. Nur, weil ich plötzlich denke, meine Veränderungen führen bei den anderen zu guten Gedanken über mich. Psalm 115 lenkt meine Überlegungen in eine neue Richtung. Dort heißt es:

„Der HERR denkt an uns und segnet uns.“ (Psalm 115,12)

Ich muss mir nicht überlegen, was Gott wohl von mir denkt, sondern weiß, dass er an mich denkt. Das meint etwas anderes und ich werde froh über den Unterschied. Zum einen kann ich mich freuen, weil Gott mein Herz ansieht. Also brauche ich gar nicht erst auf den Gedanken kommen, ich könnte ihm etwas vormachen, damit er positiv von mir denkt. Er sieht mich und kennt mich durch und durch. Zum anderen ist es wertschätzend und darum sehr frohmachend, dass Gott an mich denkt. Das empfinde ich nämlich als sehr ermutigend, weil ich damit das verbinde, was ich als Pastor schon vielen Menschen weitergeben konnte, indem ich ihnen Jeremia 29,11 zugesprochen habe: „Ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr. Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung!“

Gott hat gute Gedanken über uns; er denkt an uns und segnet uns. Ist das nicht eine grundlegende Wesensbeschreibung Gottes? Ich denke, ja! Denn seine guten Gedanken und sein Wille, zu segnen, kennzeichnen seine empfindsame und mitfühlende Art. Wie oft lese ich in der Bibel, dass Gott die Menschen sieht und hört. Er sieht ihre Not und hört ihr Rufen. Er sieht die Tränen und hört ihr Flehen. Er sieht das Herz des Menschen, er blickt in das Verborgene. Oder ich lese das, was Menschen erfahren haben und bekennen: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“

Und Jesus wird einmal beschrieben als jemand, dem die Not der Menschen auf den Magen schlägt und der voller Erbarmen ist. Unsere Gefühle und Empfindungen sind ihm nicht unbekannt. Schließlich heißt es von Jesus auch: „Wir haben nicht einen Herrn, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir.“ Das macht mich so froh, diesem Herrn vertrauen zu können, der mich sieht, nicht wie ein Kontrolleur und auf den nächsten Fehler wartend, nicht einfach nur als Zuschauer, der sich unterhalten und die Zeit vertreiben lassen will. Er sieht mich vielmehr empfindsam und mitfühlend und er denkt dabei nicht wer weiß was von mir, wie er mich so sieht, sondern denkt etwas Gutes und will mich segnen.

 

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Kommentare (3)

Veronika /

Ich möchte mich ganz herzlich für die ermutigenden Worte bedanken.
Momentan sehe ich kein Land und wie alles weiter geht, aber ja, GOTT sieht mich und ich weiss, ER kann, alles. Ich hoffe sehr, dass ich dies bald sehen und erleben darf. Nochmals herzlichen Dank und GOTTES Segen.
Veronika

B.L. /

"Wir sind ein Volk der Denker, denn wir denken immer nur daran, was andere wohl von uns denken."
© Gerhard Uhlenbruck
(*1929), deutscher Immunbiologe und Aphoristiker

Danke für Ihre ermutigende mehr

Anne M. /

Das Losungswort, diese Zusage Gottes, hat mich heute Morgen im Blick auf den Tag sehr erfreut. Danke für die Auslegung, sie trifft meine "innere Situation".