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/ Wort zum Tag

Gib der Gerechtigkeit eine Chance

Rainer Heuschneider über Matthäus 5,6.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

Matthäus 5,6

„Hey, das ist total unfair“, platzt es aus dem 13jährigen Malte heraus.

Er sitzt mit 15 Mitkonfirmanden an einem kleinen Tisch. Darauf steht nur eine Kanne Leitungswasser, daneben liegen ein paar Erdnüsse. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein festlich gedeckter Tisch mit Käsebrötchen, Plätzchen, Chips, einem großen Obstteller und vier Sorten Saft. Doch dort haben nur vier Konfis Platz genommen. „Echt ungerecht!“, so schimpft auch Svenja.

Die Zuordnung an den beiden Tischen wurde vorher im Flur ausgelost.
Die ganze Aktion haben sich unsere Mitarbeiterinnen vom Eine-Welt-Laden überlegt. Damit soll den Jugendlichen gezeigt werden, wie ungerecht die Lebensmittel in unserer „einen“ Welt verteilt sind. Die Minderheit besitzt viel, kann sogar im Überfluss leben. Die Mehrheit fristet ihr Dasein teilweise von der Hand in den Mund.

Ungerechtigkeit haben schon die Propheten Israels vor 2.700 Jahren angeprangert: „Lernt Gutes tun, sorgt für Gerechtigkeit, haltet die Gewalttätigen in Schranken“, so Jesaja (1, 17). Und Amos kritisiert seine Landsleute folgendermaßen:

„Unterdrückung und Gewalt sind bei euch an der Tagesordnung. Ihr tretet das Recht mit Füßen“ (Amos 3, 9b + 10a). 

Einige hundert Jahre später hat sich auch Jesus auf die Seite der Benachteiligten gestellt. Seine Bergpredigt beginnt er mit den „Seligpreisungen“.  Den Anfang „Selig sind“ könnten wir auch wiedergeben mit „Einen Glückwunsch für… .“. Im Matthäusevangelium Kapitel 5, Vers 6 heißt es:

„Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden“.  Also: ein Glückwunsch denen, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit… .“

Hier lohnt es sich, einmal genau hinzuhören. Jesus beglückwünscht nicht irgendwelche Sonntagsredner, also Leute, die nur schöne Worte machen. Im Alltag legen sie dann die Hände in den Schoß.

Nein! Jesus wünscht sich auf unserer Erde Menschen, die sich danach sehnen, etwas gegen ungerechte Zustände zu tun. Am Ende seiner Bergpredigt betont Jesus noch einmal: „Wer meine Worte hört und tut, der ist ein kluger Mensch (Matthäus 7, 24).

Solch ein Engagement hat in der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem bereits ein Stephanus vorgelebt. Ein begnadeter Verkünder der Frohen Botschaft, aber gleichzeitig ein Mann, der die armen Witwen mit Lebensmittel versorgte (Apostelgeschichte 6, 8 ff).

Im Laufe der langen Geschichte der Kirche können wir noch manche Vorbilder entdecken. Eine Mutter Theresa, die in den Slums von Kalkutta den Armen diente. Ein Martin Luther King, der sich gegen die Benachteiligung der Farbigen eingesetzt hat.

Aber mir imponiert auch das Mitarbeiterteam in unserem Eine-Welt-Laden. Ehrenamtlich bringen sie Woche für Woche Zeit und Kraft auf. Durch ihren Laden bekommen beispielsweise Kaffeebauern in Südamerika einen fairen Preis für ihre Arbeit.

„Ach, das ist doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, so hat schon mancher müde lächelnd angemerkt. Aber wie heißt es in einem afrikanischen Sprichwort:
„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Machen Sie mit?

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