/ Wort zum Tag
Der Schlimmste der Schlimmen
Die Bibelstelle 1. Timotheus 1,15-16 – ausgelegt von Silke Stattaus.
Paulus schreibt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten - unter ihnen bin ich der erste. Doch eben darum habe ich Erbarmen gefunden: An mir als Erstem sollte Christus Jesus die ganze Fülle seiner Geduld zeigen, beispielhaft für alle, die künftig an ihn glauben und so ewiges Leben finden.
Vor einigen Jahren ist Michael Stahl in unserer Gemeinde zu Gast gewesen. Er ist Autor, Coach und ehemaliger Bodyguard. Heute setzt er sich mit Herz und Leidenschaft dafür ein, Menschen Wertschätzung und Hoffnung weiterzugeben – besonders denen, die verletzt und ausgegrenzt werden. Auf seiner Homepage beschreibt er sich als Außenseiter und Herzenskämpfer. Und sagt:
„Ich fühle mit den Geschlagenen, den Ausgegrenzten, den Gedemütigten, den vom Leben Gezeichneten, den Belächelten … denn all das habe ich selbst erlebt.“
Wer ihm zuhört, merkt schnell: Hier spricht jemand, der das Leben kennt. Er ist in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, hat sich durchgekämpft, ist auf die schiefe Bahn geraten – und wurde eines Tages von Jesus gefunden. Das fasst sein bewegtes Leben nur in Ansätzen zusammen.
Mich beeindruckt an ihm besonders seine Herzenswärme. Sie strahlt aus allen Knopflöchern. Er liebt Menschen – und das spürt man. Dabei hätte er eigentlich allen Grund, sie zu hassen.
Michael Stahl fällt mir ein, als ich den heutigen Lehrtext der Herrnhuter Brüdergemeine lese. Paulus, ein Lehrer des Neuen Testaments, schreibt darin an seinen Ziehsohn Timotheus und erinnert daran, wer er früher war: ein Lästerer, Verfolger und Frevler. Trotzdem hat Jesus ihn berufen und ihm vergeben. Im 1. Brief, den Paulus an Timotheus schreibt, steht folgendes: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten - unter ihnen bin ich der erste.“
Damit macht Paulus klar: Wenn Gottes Gnade mir gilt – dem „Schlimmsten der Schlimmen“ – dann gilt sie jedem.
Und weiter lese ich in der Basis-Bibel: „Aber gerade darum hat er mir sein Erbarmen geschenkt. Denn Christus Jesus wollte an mir als Erstem beispielhaft seine ganze Geduld zeigen. Sie gilt allen, die künftig zum Glauben an ihn kommen und dadurch das ewige Leben empfangen.“
Zu diesen „allen“ gehört auch Michael Stahl. Er hat erlebt, wie Jesus seinen Hass in Liebe verwandelt, seine Verachtung in Wertschätzung, seine Angst in Mut, seine Hartherzigkeit in Vergebungsbereitschaft. Und er hat entschieden, sich Gott zur Verfügung zu stellen. Heute erzählt er davon – auf christlichen wie auch säkularen Veranstaltungen. Und er lädt die Zuhörenden ein, ihr Leben von Jesus Christus verändern zu lassen. So ist er zu einem lebendigen Beispiel von Gottes Gnade geworden.
Wie Paulus. Denn auch Paulus erzählt seine Geschichte als Mutmach-Geschichte. Wenn selbst er, der schlimmste Verfolger, die Gnade Gottes erlebt, dann ist keiner ausgeschlossen. Beide Lebenswenden zeigen: Niemand ist „zu schlecht“ für Gottes Gnade.
Am Ende dieses Briefabschnittes stimmt Paulus in ein Lob Gottes ein. Nicht sein eigenes verändertes Leben steht dabei im Mittelpunkt, sondern der, der es geschenkt hat.
So habe ich den Abend mit Michael Stahl auch erlebt: Jesus bekommt die Ehre. Er ist der Handelnde. Er hat Ideen selbst für scheinbar verkorkste Lebensgeschichten.
Das Beispiel der beiden macht mir Mut, weder an mir selbst zu verzweifeln noch andere als hoffnungslose Fälle abzustempeln. Für Jesus gibt es die nicht.
Und so stimme ich mit ein in das Lob, das Paulus am Ende verfasst:
„Dem ewigen König, dem unvergänglichen, unsichtbaren und einzigen Gott gebührt die Ehre. Er regiert in Herrlichkeit für immer und ewig. Amen.“
© Generiert mit KI Светлана Воротняк/
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Wie großartig aufbauend, so mutmachend, es lässt so hoffen, wenn man so am Boden liegt. Vergelt's Gott, ganz lieben herzlichen Dank