/ Wort zum Tag
Mit Gebet Entscheidungen treffen
Die Bibelstelle Lukas 22,49 – ausgelegt von Manfred Schultzki.
Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?
So lautet die Frage aus dem Jüngerkreis nach dem Lukasevangelium. Was sollen wir jetzt machen? Sollen wir zum Schwert greifen?
Unsere gesamte aktuelle weltpolitische Situation verführt dazu, diesen Vers misszuverstehen. Aber hier geht es nicht um Krieg, sondern um Verteidigung gegen eine Schar, die einerseits den Anschein des Rechts erweckt, sich anderseits aber nicht so verhält. Lukas verwendet dafür den Begriff „Volkshaufen“. Mir kommen Vergleiche in den Sinn mit selbst ernannten Milizen, die sich bewaffnen und meinen, sie dürften für Ordnung sorgen. Wir finden sie in erstaunlich vielen Ländern – nicht nur in Diktaturen. Aber sie sind nicht im Recht, weil sie nicht von der Regierung – dem Parlament – eingesetzt sind. Das gilt für die Gefangennahme von Jesus selbst dann, wenn Priester, Hohepriester, Schriftgelehrte und Älteste mit dabei sind. In dieser Zusammensetzung sind sie kein Gremium, das rechtsgültig entscheiden oder beauftragen könnte. Sie sind nur ein Haufen Volk.
Darf ich mich wehren? Wie darf ich mich wehren? Gibt es Alternativen? Wie wäre es mit weglaufen? Hätten die Jünger gegen eine so große Schar überhaupt eine Chance gehabt? Wie viel Blut wäre vergossen worden?
Einer aus dem Jüngerkreis – nur das Johannesevangelium nennt den Petrus – greift zum Schwert. Noch bevor Jesus antworten kann, verletzt der Jünger einen der Angreifer. Und Jesus? Jesus bewahrt Ruhe. Er lehnt es ab, sich zu wehren. Obwohl das sicher sein gutes Recht gewesen wäre. Stattdessen heilt er den Verletzten und lässt sich abführen. Jesus schlägt nicht mit dem Schwert drein. Er geht den Weg, der ihn ans Kreuz führen wird.
Mir scheint, darum geht es. Es geht nicht um eine Grundsatzdiskussion zum Thema Gewalt oder Verteidigung gegen Gewalt. Es geht um Jesus. Jesus, der gerade noch im Garten gebetet hatte: Nicht mein Wille geschehe, Vater, sondern dein Wille. Jesus, der sich von den Jüngern beim letzten Abendmahl verabschiedet hatte in der Gewissheit, seinem Tod entgegenzugehen. Jesus, der als das Lamm Gottes die Sünde der Welt trägt. Es geht um Jesus und Jesus ist unvergleichlich.
Darum kann ich die Antwort von Jesus auch nicht verallgemeinern. Aber die Frage, die muss immer gestellt werden: Was soll ich machen? Was ist jetzt richtig? In genau diesem Moment?
Wahrscheinlich wird niemand von uns je in einer ähnlichen Lage gewesen sein und hoffentlich auch nicht in eine ähnliche Lage kommen. Ich persönlich bevorzuge für mich Verteidigungsstrategien, die gewaltlos sind und Gewalt verhindern. Aber Bedrängnisse, die mich hilflos machen, die gibt es auch anders. Und auch dann ist die Frage: Was soll ich jetzt machen? Herr, was ist jetzt richtig?
Diese Frage führt ins Gebet, denn sie ist ja schon ein Gebet. Mit Gebet Auswege suchen, darum geht es. Immer in dem Bewusstsein, dass der Weg von Jesus und seine Entscheidung einzigartig sind. Aber er kann mir helfen, auch für mich den richtigen Weg zu finden und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Fragen Sie ihn.
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