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Haus Gottes

Burghard Affeld über Prediger 4,17.

Gib acht auf deine Füße, wenn du zum Hause Gottes gehst. Und tritt hinzu, um zu hören.

Prediger 4,17

Der Gottesdienst war vorbei. An der Kirchentür hatte ich die Gottesdienstbesucher verabschiedet. Da stand überraschend eine Muslima mit ihrer vielleicht zehnjährigen Tochter aus der Nachbarschaft  vor mir. „Entschuldigen Sie bitte. Dürfen wir mal kurz in die Kirche hineinschauen?“ „Natürlich“, sage ich erfreut und bitte die beiden in den Vorraum der Kirche. Sie sind ganz still und andächtig. „Was ist das? Ich höre meine Stimme von allen Seiten“, flüstert die kleine Tochter. „Du stehst auch genau in der Mitte unter der Kuppel. Da kommt aus allen Ecken Deine Stimme zeitgleich. Der Architekt wollte damit deutlich machen, wer auf Gott nicht hört, bleibt ohne Antwort auf die wichtigen Fragen seines Lebens. Er hört von allen Seiten nur sich selbst. Wir sehnen uns aber nach einer verlässlichen Antwort. Wo finden wir sie?“, erkläre ich und bitte die Kleine, die Tür zum Kirchenraum zu öffnen und sage: „Hinter dieser Tür will uns Gott eine Antwort geben auf die wichtigen Fragen unseres Lebens: Woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen.“ Es dauert ein wenig, bis die kleine Tochter die schwere Tür geöffnet hat. Nun geht der Blick in den Innenraum der Kirche. Vorsichtig, fast zögernd, betreten die Beiden den Raum. Irgendwie scheinen sie zu spüren, dass dies ein besonderer Ort ist. Der rote Läufer zieht den Blick durch den Mittelgang bis hin zum weißen Altar. Auf ihm steht das von Scheinwerfern bestrahlte helle Holzkreuz, das sich zwischen den bunten Fenstern von den dunkelblauen Wänden des Altarraums stark abhebt. Das Kreuz ist leer ohne einen Körper Christi. Nach einer Weile des Staunens und Schweigens erzähle ich ihnen von Ostern, von Jesu Sieg über den Tod und von seiner Auferweckung. „Weil das so ist, brauchen wir keine Furcht mehr vor dem Tod haben.“ Sage ich. „Echt? Gibt es auch kein Gericht mehr?“ fragt die Muslima. „Doch,“ antworte ich, „Gott richtet alle Menschen. Aber ich weiß, Jesus ist mein Vertreter vor Gott. Wie ein Rechtsanwalt spricht er für mich. Er hat meine Strafe mit seinem Leben am Kreuz bezahlt. Deshalb werde ich freigesprochen.“ „Einfach so?“ meint die Muslima. „Ja, einfach so, wenn wir unsere Sünden eingestehen und die Vergebung von Jesus annehmen.“ Unermüdlich und sehr respektvoll fragten die beiden immer mehr und hörten noch lange sehr interessiert zu.

Im Buch der Prediger steht im vierten Kapitel im 17. Vers der Satz: „Gib acht auf Deine Füße, wenn Du zum Hause Gottes gehst. Und tritt hinzu, um zu hören.“ Das heißt, geh nicht automatisch ohne Überlegung in den Tempel oder eine Kirche. Sei kein gedankenloser Mitläufer, der nur seine religiösen Pflichten erfüllt oder andere Motive hat. Die Kirche ist kein Museum, kein Konzertsaal oder ein seelischer Wellnesstempel. Das Haus Gottes ist ein besonderer Gesprächs- und Kontaktort Gottes für die Menschen. Das haben die muslimische Mutter und ihre Tochter gespürt. Mit dieser Erfahrung und dem Gehörten sind sie froh und dankbar nach Hause gegangen

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Kommentare (1)

Lothar B. /

Sie haben die „Anweisung“ oder „Empfehlung“ mit einem berührenden „Rahmen“ versehen, das gefiel mir gut. Besonders beeindruckt hat mich, was ein Gotteshaus nicht ist. Eine wellness- und mehr