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Nur ein „Betriebsunfall“?

Bernd Bierbaum über 2. Könige 13,23

Der HERR wandte sich Israel wieder zu um seines Bundes willen mit Abraham, Isaak und Jakob und wollte sie nicht verderben, verwarf sie auch nicht von seinem Angesicht bis auf diese Stunde.

2. Könige 13,23

Der Herr wandte sich Israel wieder zu um seines Bundes willen mit Abraham, Isaak und Jakob und wollte sie nicht verderben, verwarf sie auch nicht von seinem Angesicht bis auf diese Stunde.
2.Könige 13,23

Wie ist das, wenn Gott uns etwas verspricht, wenn Gott mit uns einen Bund macht – so wie mit Abraham, Isaak und Jakob? So wie in folgender Geschichte? Es klingelte, ich guckte auf die Uhr. Nein, die Zeit passte mir eigentlich überhaupt nicht. Aber trotzdem ging ich an die Tür und öffnete sie. Vor mir stand ein junges Mädchen, 14 Jahre alt. Eine Konfirmandin. Ein nettes Mädchen. Aber jetzt war sie Tränen überströmt. Irgendwann hatte sie wohl versucht, sich zu schminken. Das war jetzt alles zerlaufen und über das Gesicht verteilt.

„Kann ich sie sprechen?“, fragte sie. „Ja, natürlich!“, antwortete ich und wir gingen in mein Arbeitszimmer. Sie setzte sich in den Besuchersessel. Sie sagte erst einmal gar nichts, sie weinte nur. Besser gesagt: Weinkrämpfe schüttelten sie. Und dann brach es aus ihr heraus.

Sie hatte gerade eine Auseinandersetzung mit ihrer Mutter. Es wurde laut und lauter. Die Diskussion war gar nicht mehr erkennbar. Beide hatten schon längst vergessen, worum es ging. Und dann schrie die Mutter sie an: „Du warst gar nicht gewollt. Du bist nur ein Betriebsunfall!“ Das Mädchen zuckte zusammen. Entsetzt rannte sie hinaus, knallte die Tür zu, griff sich den Mantel und lief geradewegs zu mir, dem Pastor.

„Ein Betriebsunfall!“, schluchzte sie. „Was soll ich machen? Meine Mutter liebt mich nicht. Mein Vater auch nicht!“ Ihre ganze Welt war zusammengebrochen. Alles, worauf sie sich verlassen hatte, existierte nicht mehr. Sie war ja nur durch Zufall auf der Welt.

Was sollte ich machen als Pastor? Und dann sagte ich: „Lass uns zusammen in die Bibel gucken.“ Das taten wir. Und lasen, dass Gott uns schon vor Grundlegung der Welt „bereitet“ hat. Nein, das Mädchen mir gegenüber war kein Betriebsunfall. Gott hatte sie gewollt. Und sie war nicht auf der Welt, weil irgendetwas technisch nicht geklappt hatte, sondern weil Gott sie gewollt hatte. Was für ein Wunder! Ein Gott, der uns kennt und mit uns – in der Sprache der Bibel – einen Bund schließt, von dem wir noch gar nichts wissen. Aber seit Jesus am Kreuz für uns gestorben und auferstanden ist, wissen wir es.

Die Geschichte geht noch weiter. Die Tränen wurden weniger und dann sagte sie: „Lesen sie das bitte noch einmal vor.“ Das tat ich, und dann buchstabierten wir es zusammen durch, was das für sie bedeutete, dass sie Gott so unendlich wichtig ist. Und ihre Eltern darauf überhaupt keinen Einfluss hatten, dass Gott sie gewollt hat. Es dauerte noch etwas, aber dann setzte sich diese wunderbare Erkenntnis durch. Und die andere Erkenntnis auch: Wenn Gott sie schon gewollt hatte, dann hatte er mit ihr auch noch etwas vor. Sie ging getröstet nach Hause und hatte eine Nachricht für ihre Mutter. Eine gute Nachricht. Auch die, dass ihre Eltern bei Gottes Plan mithelfen durften. Ob die Mutter das angenommen hat? Ich weiß es nicht.

Aber ich weiß, dass Gott sein Wort hält. Und dass er uns zur Seite steht. In guten wie in bösen Tagen. Und was er mit diesem Mädchen gemacht hat, ist auch sein Markenzeichen für sein Volk Israel. Er passt auf Israel auf. Nicht weil dies Volk so gut ist. Oder besonders fromm. Oder gläubig. Oder gehorsam. Das alles nicht. Denn das Volk war nur schwer zu leiten. Gott ist so um seines Wortes willen. Und was er einmal versprochen hat, nimmt er nicht zurück. Auf sein Wort ist Verlass. Das haben schon Abraham, Isaak und Jakob erfahren. Das ist Israels Erfahrung – trotz aller Schwierigkeiten – bis auf den heutigen Tag. Und was für ein ganzes Volk gilt, das gilt auch für meine Konfirmandin.

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