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In Gottes Händen geborgen

Tanja Meth über Psalm 31.

Ein Psalm Davids, vorzusingen. HERR, auf dich traue ich, / lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!

Psalm 31

Der Psalm 31 wurde von David geschrieben. David ist um 1000 v.Chr. der erste und bedeutendste König für Juda und Israel. Er wird von Gott selbst für diese Aufgabe ausgesucht. Der Prophet Samuel salbt ihn zum König, als er noch ein kleiner unwichtiger Hirtenjunge ist. David besiegt den Riesen Goliath mit einer Steinschleuder und rettet damit das Volk Israel vor den Philistern. Er regiert insgesamt 40 Jahre und prägt das Volk wie kein anderer. David ist der Gesalbte. David ist König. Für David singen die Frauen, wenn er vom Krieg zurückkehrt (1. Sam 18,7). Aber David hat auch andere Seiten. Er bricht die Ehe mit Batseba und bringt deren Ehemann um. Sein Leben, geprägt von Gewalt, Rebellion und Intrigen wäre ein guter Stoff für die nächste Drama-Serie. Davids Leben ist ambivalent. Er ist ein mächtiger Mann, mit einem Leben, mit dem ich nicht gerne tauschen möchte. David muss kämpfen. Seine Feinde lassen ihm keine andere Wahl.

Aber wie kein anderer setzt er in allen Widrigkeiten seines Lebens sein Vertrauen auf Gott. Die Gnade Gottes ist das Fundament seines Lebens. Das wird deutlich in vielen Psalmen, die er geschrieben hat, und besonders in Psalm 31. Mit Psalm 31 begegnet mir ein großer Bibelschatz. Der Psalm wird an vielen Stellen im Alten Testament zitiert, zum Beispiel bei dem Propheten Jona oder bei dem Propheten Jeremia. Besonders herausragend ist die Verwendung des Psalms im Neuen Testament: Jesus selbst ruft Vers 5 aus, kurz bevor er am Kreuz stirbt: „In deine Hände befehle ich meinen Geist!“ (Lukas 23,46). Es scheint also lohnenswert zu sein, sich mit diesem Psalm näher zu beschäftigen.

Was macht den Psalm so bedeutsam? Bei einem ersten Lesen fällt mir Vers 10 auf: „Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst!“ Damit beschreibt der Psalmbeter ein Lebensgefühl, mit dem sich wahrscheinlich jeder an der einen oder anderen Stelle im Leben identifizieren kann. Persönliche Krisen wie Krankheit, Beziehungsprobleme, finanzielle Sorgen oder Krisen, die die ganze Welt betreffen, wie Kriege und die Angst um die Zukunft der Erde, können dazu führen. Das Leiden von David betrifft alle Aspekte seines Lebens. Sein Leiden betrifft seine körperliche, seelische und geistliche Gesundheit.

Eine Besonderheit bei David ist der soziale Aspekt. Er ist von Feinden umgeben. Es werden Pläne geschmiedet, die ihm schaden sollen. Auch das kann nachvollziehbar sein. Beispielsweise dann, wenn alles, was ich tue, kritisiert wird. Das ist nicht einfach auszuhalten. Ich fühle mich alleingelassen und unverstanden. David erlebt sich einsam, verlassen und bedroht. All das macht deutlich: der Psalm ist nicht in einer Zeit des Sonnenscheins im Leben geschrieben worden. Im Gegenteil, David ist vom Dunkel umgeben. Das Faszinierende ist, dass in diesem Psalm trotz all der Dunkelheit und des Klagens Lichtblicke des Vertrauens, des Glaubens, der Hoffnung und der Zuversicht erstrahlen. Und das macht diesen Psalm so wertvoll und einladend, ihn auch für mein Leben zu entdecken und in herausfordernden Zeiten zu meinem Gebet zu machen. Im Folgenden betrachte ich einige Leuchtturmverse des Psalm 31.

„Errette mich durch deine Gerechtigkeit!“ Bereits der zweite Vers des Psalms war für Martin Luther Anlass für eine bahnbrechende Entdeckung: David bittet Gott, ihn durch seine Gerechtigkeit zu retten. Für Martin Luther ist die Gerechtigkeit Gottes erst mal ein Grund zu verzweifeln. Die Gerechtigkeit Gottes kann ihn als Menschen, der Schuld auf sich geladen hat, nur schuldig sprechen. „Wie kann die Gerechtigkeit Gottes retten?“ fragt er sich, während er den Psalm ausführlich studiert. Als Antwort auf den Psalm liest Martin Luther im Römerbrief, Kapitel 1, Vers 17 und kommt zu dem Schluss, dass die Gerechtigkeit Gottes in Jesus Christus empfangen wird. Nachfolgend beschreibt er diese Schlüsselerfahrung mit Gott so: „Ich begriff die Wahrheit, dass die Gerechtigkeit Gottes die Gerechtigkeit ist, durch die er uns aus Gnade und schierer Barmherzigkeit durch den Glauben rechtfertigt. Deshalb fühlte ich mich wie neugeboren und hatte das Gefühl, durch offene Türen ins Paradies gegangen zu sein. Dieser Abschnitt von Paulus (Römer 1,17) wurde für mich zu einem Tor zum Himmel.“

Martin Luther macht seine reformatorische Entdeckung, die alles verändert hat, veranlasst durch das Studium von Psalm 31.

„Sei mir ein starker Fels und eine Burg!“ (V. 3) David bittet zunächst Gott darum, für ihn ein starker Fels und eine Burg zu sein. Und sogleich fühlt sich David bestärkt und bekräftigt und betet: „Denn du bist mein Fels und meine Burg.“ (V. 4) In aller Bedrohung weiß David sich sicher, beschützt und geborgen in Gottes Gegenwart. In der Gegenwart seines Gottes können ihm die Angriffe seiner Feinde nichts anhaben.

„In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.“  (V. 6)

David überlässt sich den liebevollen Händen Gottes. Gott hat ihn erlöst und befreit und David weiß, dass er dort gut aufgehoben ist. Gott hat ihn nicht nur dort gesehen, wo er sich befindet, sondern er hat sich um ihn gekümmert. Gott hat ihm geholfen. In der Enge seiner Bedrohung hat er die Füße von David auf weiten Raum gestellt. Von außen ist David bedroht, aber er befindet sich in einem Raum der geheimnisvollen Gegenwart Gottes. Es ist ein Raum des Schutzes, der Sicherheit und der Geborgenheit, in dem ihm das alles nichts anhaben kann. In der Bedrohung schenkt Gott ihm Freiheit.

„Meine Kraft ist verfallen durch meine Missetat.“ (V.11)

David bekennt seine Schuld. Das ist kein selbstverständlicher und naheliegender Zug. Die meisten anderen würden Gott in so einer Lage wohl eher Vorwürfe machen: Ich habe mich an dich gehalten, ich habe dir vertraut, habe dir geglaubt. Und was ist der Lohn? Was ist der Dank? Mein Leben ist bedroht. Ich bin einsam und verlassen. Aber David bekennt seine eigene Schuld und überlässt sich erneut der Hand Gottes.

„Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (V. 15 und 16).

Meine Zeit steht in deinen Händen. Das ist im Fall von David kein passives Ergeben in die Umstände, sondern ein aktiver Vertrauensakt, der David zum Lob Gottes führt. Der frühere Präses der Freien evangelischen Gemeinden, Peter Strauch, hat 1981 in einer persönlich schwierigen Zeit ein Lied zu diesem Vers verfasst:

„Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.
Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.
Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.“

(1981 SCM Hänssler Holzgerlingen)

Die Worte des Psalms 31 können zu Ihren Worten werden, auch wenn Ihnen selbst die Worte fehlen. Und er kann Ihnen Gewissheit geben: Gott beschenkt mich in Jesus Christus mit seiner Gegenwart. In seiner Gegenwart können Sie frei sein und sich sicher und geborgen wissen.

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