/ Bibel heute
Das Gleichnis vom Zedernwipfel und vom Weinstock (2)
Der Bibeltext Hesekiel 17,11-24 – ausgelegt von Hans-Claus Ewen.
Und des HERRN Wort geschah zu mir: Sprich doch zu dem Haus des Widerspruchs: Wisst ihr nicht, was damit gemeint ist? Und sprich: Siehe, es kam der König von Babel nach Jerusalem und nahm seinen König und seine Oberen und führte sie weg zu sich nach Babel. Und er nahm einen vom königlichen Geschlecht und schloss einen Bund mit ihm und nahm einen Eid von ihm; aber die Gewaltigen im Lande führte er fort,[...]
Wieso höre ich in unseren Nachrichtensendungen so selten etwas aus TOGO in Afrika?
Togo hat ungefähr genauso viele Einwohner wie Israel, aus und über Israel wird aber ständig berichtet. Wie kann es sein, dass ein Land, dessen Bevölkerung nur 0,000121 % der Weltbevölkerung ausmacht, den Rest der Welt ständig in Atem hält?
Hesekiel war ein Priester und Prophet. Er diente im sechsten Jahrhundert vor Christus den Juden, die nach Babylon weggeführt worden waren. Hesekiel erklärte ein Rätsel, das er den Juden vorher verkündigt hat. Darin ging es um zwei große Adler, welche den babylonischen König Nebukadnezar und den Pharao Ägyptens darstellten. Die abgebrochene Spitze der Zeder und der Weinstock beziehen sich in diesem Gleichnis auf das Königreich Judah. Die Bibel beschreibt Israel regelmäßig als widerspenstiges Volk. Diese Haltung Gott gegenüber führte immer wieder zu großen leidvollen Konsequenzen, wie zum Beispiel zwei Gefangenschaften.
Unser Text bezieht sich auf die babylonische Gefangenschaft. Bei der ersten Eroberung Jerusalems 597 v. Chr. nahm Nebukadnezar den König Jojachin gefangen. Die gesamte Elite Judas wurde nach Babylon verschleppt. Nebukadnezar setzte den Onkel Jojachins, Mattanja, als dessen Statthalter ein und änderte seinen Namen in Zedekia. Mattanja bedeutet "die Gabe Gottes", Zedekia bedeutet "die Gerechtigkeit Gottes". So wurde das Königreich Juda zu einem Vasallenstaat Babylons. Der große Adler, Nebukadnezar, hatte den Wipfel des Zedernbaums abgeschnitten. Sein Ziel war allerdings nur die Schwächung Judas, nicht seine vollständige Zerstörung.
Juda bekam die Chance, die Unterordnung unter die Babylonier als Erziehungsmaßnahme Gottes zu sehen. Sie waren weitgehend verschont geblieben und hätten die Gelegenheit gehabt, aufrichtig zu Gott zurückzukehren. Als Zedekia dann den Bund mit Nebukadnezar brach, war das Ende Judas besiegelt. Nach neun Jahren rebellierte Zedekia und suchte Hilfe bei dem anderen großen Adler, Ägypten. Dies führte zur einem weiteren Feldzug Nebukadnezars gegen Jerusalem. Nach einer fast zweijährigen Belagerung wurde die Stadt eingenommen. Die Babylonier zerstörten dieses Mal alles, einschließlich des Tempels und des Königspalastes. Noch schwerwiegender war allerdings die Beendigung der Königsdynastie Davids. Zedekia wurde gefangengenommen und seine Söhne vor seinen Augen hingerichtet.
Es ist bemerkenswert, dass Gott die Untreue Zedekias gegenüber Nebukadnezar nicht
nur missbilligt, sondern auch bestraft. Gott erwartete, dass Zedekia den Bund einhält. Zedekia hatte geschworen, sich Nebukadnezar, dem Heiden, und seiner Regierung unterzuordnen.
Das jüdische Volk wurde fast vollständig in die Gefangenschaft geführt. Zu diesem Leid kam dann auch noch die Verunsicherung in Bezug auf Gottes Verheißung. Gott hatte David zugesagt, dass in Ewigkeit einer seiner Nachfahren auf seinem Thron sitzen würde. Wenn sie nun auf ihre momentane Situation schauten, konnte sich unter den Weggeführten Hoffnungslosigkeit und Resignation breit machen.
Ihre Geschichte hätte sie lehren können, dass man Gottes Gunst nicht leichtfertig durch widerspenstiges Verhalten verspielen sollte. Gott ist gnädig, aber er ist auch heilig und gerecht. Die Namensänderung von Mattanja, Gabe Gottes, in Zedekia, Gerechtigkeit Gottes,
war ein prophetisches Zeichen. Wer die Gnade Gottes verspielt, muss mit der Konsequenz des gerechten Gerichts Gottes rechnen.
Sechzehn Mal beschreibt das Buch Hesekiel das Volk Israel als widerspenstiges Haus. Dennoch gibt Gott sie nicht auf und verheißt ihnen das Kommen des Messias. Gott kündigt Israel inmitten ihrer selbstverschuldeten Not ein neues Reich an. Israel hätte es aus eigener Kraft niemals geschafft, seine Rebellion gegen Gott abzulegen. Genauso wenig schafft es allerdings der Rest der Menschheit, ihre Sündhaftigkeit zu überwinden.
Hesekiel kündigt am Ende des Kapitels seine umfassende Lösung für das Hauptproblem aller Menschen an: die Sünde. Gott selbst wird in Israel einen zarten Trieb der Spitze der Zeder abbrechen und ihn neu einpflanzen. Es ist die prophetische Ankündigung des Messias, Jesus Christus, Gottes Sohn. Das Abbrechen der Spitze bezieht sich nach meinem Verständnis auf sein Sterben, das Einpflanzen auf seine Auferstehung. Die frohe Botschaft des Messias, der die Sünden der Welt wegnimmt, wird sich weltweit ausbreiten. Die große, herrliche Zeder wird allen Völkern der Erde, Juden und Nicht-Juden, zum Segen werden. Alle sind eingeladen, in Christus ihre ewige Bestimmung zu finden.
Was kann ich heute von diesem Text lernen?
Zunächst , dass alles Irdische einem größeren Plan mit einem unvergänglichen Ziel dienen kann. In der Beziehung zu Jesus Christus kann jeder Mensch Erlösung und die Antworten auf die schwierigen Fragen des Lebens finden.
Dann sollte ich die Geschichte Israels ernst nehmen. Dieses Volk überlebt seit fast vier Tausend Jahren letztendlich nur mit Gottes übernatürlicher Hilfe und zeigt mir zwei Dinge:
Gottes Liebe und Gottes Strenge.
Schließlich: Jesus selbst sagte, dass das Heil von den Juden kommt. Jeder Mensch wird eines Tages vor Ihm knien und ihn als HERRN bekennen. Die einen zum ewigen Leben, die anderen zum Gericht.
In unserer Zeit allgemeiner Verunsicherung ist es hilfreich zu wissen, dass meine Zukunft in Gottes Händen liegt. Er kennt das große Ganze und möchte jedem helfen, seine individuelle Situation aus Seiner Sicht zu betrachten. Aus diesem guten Grund beginnt das Vater-Unser auch mit: "Unser Vater im Himmel."
Ich schließe mit einer kleinen Geschichte:
Ein kleines Mädchen fuhr mit ihrem Vater in einem großen Aufzug voller Erwachsener. Der Vater hielt sie zwar an der Hand, aber plötzlich bekam sie Angst, weil sie nur noch Beine und Enge um sich herum sah. Sie zerrte dann an der Hand ihres Vaters und bat, auf den Arm genommen zu werden. In dem Moment, indem sie mit ihrem Vater wieder auf Augenhöhe war und den Überblick über ihre Situation bekam, war die Angst weg und sie fühlte sich wieder sicher. 
Egal in welcher schwierigen Situation ich mich befinde, sei sie selbst- oder fremdverschuldet, ich kann immer meinen himmlischen Vater bitten, mir Seine Sicht der Dinge zu zeigen. Wenn ich hinhöre, wird Gott sagen: Jesus ist der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zu mir denn durch ihn …
Sie haben Fragen zur Bibel, zum christlichen Glauben und allem, was damit zusammenhängt? Fragen Sie doch einfach Nikodemus.AI:

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