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/ Bibel heute

Das Gleichnis vom Zedernwipfel und vom Weinstock (1)

Der Bibeltext Hesekiel 17,1-10 – ausgelegt von Winfried Geisel.

Und des HERRN Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, lege dem Hause Israel ein Rätsel vor und ein Gleichnis und sprich: So spricht Gott der HERR: Ein großer Adler mit großen Flügeln und langen Fittichen und vollen Schwingen, die bunt waren, kam auf den Libanon und nahm hinweg den Wipfel einer Zeder[...]

Hesekiel 17,1–10

Wie geht es Ihnen mit Rätseln und mit Krimis? Ich liebe Quizzen und ich schaue und lese auch gerne Krimis. In Krimis wird, so erkläre ich mir die Beliebtheit, obwohl ein Verbrechen zum Thema gemacht wird, am Ende die Welt in Ordnung gebracht. Beim Quiz freue ich mich, wenn ich etwas weiß oder aus meinem Halbwissen die richtigen Schlüsse ziehen kann.

Heute wird uns ein Rätsel und ein Gleichnis vorgesetzt, bzw. ich lese, wie es Hesekiel vorgesetzt bekommen hat. Ob Sie und ich daraus schlau werden? – Ich will mal einige Beobachtungen zusammentragen. Ein Geschehen, ein Ereignis, beschreibt Hesekiel. Er berichtet, dass „des Herrn Wort zu ihm geschah“. „Zu ihm“ geschieht es. Hesekiel hört nicht nur, er registriert ein Geschehen, das genau ihm gilt. Das Wort des Herrn begegnet ihm, so verstehe ich diese Formulierung. Da steht dem Hesekiel unvermutet und unerwartet jemand gegenüber. Dieses Gegenüber ist nicht so, dass er vorbeigehen oder sich umdrehen könnte. Es ist nicht beiläufig, nicht, wie auf einem Marktplatz z.B., wo man beim Flanieren bekannte Gesichter vorübergehen sieht. Diese Begegnung ist ganz konkret und ist persönlich für und zu Hesekiel.

Fast möchte ich sagen, „da ist jemand“. Wer ist das? „Des Herrn Wort“ ist es. Wort Gottes fällt mir da ein und ich denke an andere Stellen in der Bibel. Dort finde ich „Gottes Wort“ wieder. Johannes, der Jünger Jesu, drückt es ganz konkret aus, als er Jesus Christus vorstellt: Das Wort Gottes ward Fleisch, ist Mensch geworden. Es muss also Gott selber sein, der hier dem Propheten Hesekiel „geschieht“. Gott selber offenbart sich. Bei Johannes erkenne ich, dass er, Gott, Mensch, also eine Person wie Du und ich, geworden ist, bei Hesekiel und anderen Propheten, ist beschrieben, dass Gott ein Geschehen ist. Gott ist dynamisch. Gott ist nicht irgendein stummer unbeteiligter Götze aus Stein, Holz oder einem anderen Material. Unser Gott, der Herr, der Hesekiel geschieht, ist pures Leben, begegnet und belebt Menschen. Dieser Gott ist an den Menschen interessiert und ist den Menschen zugewandt und er begibt sich – so stellt er sich mir hier dar – auf die Ebene der Menschen. Gott wartet nicht bloß, ob sich ihm jemand zuwendet – das könnte er eigentlich ganz leicht tun, - denn die Menschen brauchen ihn ja für ihr Leben. Also könnte er einfach abwarten bis sich der Mensch, die Frau oder der Mann, bei ihm meldet und sich dann noch entscheiden, ob er gerade jetzt diese Person hören oder sehen will.

Nein, so ist Gott nicht, lerne ich. Gott ist zugewandt und sucht die Begegnung und die Gemeinschaft zu und mit den Menschen, mit mir. Gott will eine Beziehung mit mir, daraus macht er kein Rätsel, das ist keine Frage. Sonst würde er dem Hesekiel nicht geschehen. Und es geht ihm nicht bloß um Hesekiel. Damals geht es um das Haus Israel, also um das Volk Israel. Und heute weiß ich, dass es Gott darüber hinaus um jeden Menschen geht. Denn, über das Geschehen des Wortes hinaus, wurde das Wort ja Mensch – und damit sucht er jeden Menschen, kommt und wohnt und lebt unter den Menschen. Das ist Liebe. Gott geht den Menschen soweit nach, dass er einer von Ihnen, von uns geworden ist. Also komme ich zu dem Schluss, dass es Jesus ist, der da Hesekiel geschieht und begegnet. Soweit klar, Herr Kommissar.

Nun wäre für so einen Detektiv ja auch das Motiv wichtig zu wissen. Warum begegnet, geschieht, denn Jesus dem Hesekiel und fordert ihn auf, den Menschen ein Rätsel vorzulegen? Mein Auge fällt auf das Wort „Früchte“. Gott erwartet Früchte von den Menschen. Wie kann er das? Ist das nicht Druck, ist es nicht eine Unmöglichkeit, die da von uns Menschen erwartet wird?! Hier helfen dem geübten Kriminaler Hintergrundinformationen. In Bezug auf Früchte lauten die wie folgt: Frucht, die Jesus meint, kommt aus der Verbindung, der Beziehung mit Jesus selber. Menschen, die sich an Jesus halten, wird Fruchtbringen zugeschrieben. Diese Frucht ist keine menschliche Leistung und beruht auch nicht auf dieser. Frucht ist – so finden wir es auf den Seiten der Bibel – das, was aus der Beziehung, dem dynamischen Leben, mit Jesus wächst. Frucht ist immer ein Geschenk, ist immer Folge und ist Ergebnis vom Wirken Jesu, unserem Gott. Früchte, die Jesus hier meint, empfängt der Mensch von ihm.

Jesus wirkt Frucht. Wie kann das gehen? Da hilft nun wieder ein Blick in das, was Hesekiel in der Begegnung mit Jesus sieht, hört und wahrnimmt. Wenn die Wurzeln der Pflanze, hier des Weinstocks, gut versorgt sind, entsteht Frucht. Dieses Versorgtsein bringt Frucht. Es geht also darum, dass dieser Weinstock fest im guten fruchtbaren Boden am Wasserbach verwurzelt ist. Dahin ist der Weinstock eigentlich gepflanzt worden. Das ist seine Heimat gewesen. So hat es Gott, so hat es Jesus gedacht. Es war genau so gut. Wer in der Verbindung, wer seine Wurzeln in der Beziehung mit Jesus hat, bringt Frucht und hat Teil an seinem dynamischen Sein. Soweit kann ich als Hobbydetektiv dem Rätsel folgen.

Aber nun kommt das Rätsel im Rätsel. Das ist eine harte Nuss. Die vermag ich wohl nicht zu knacken. Die Frage lautet: Warum streckt sich der Weinstock, warum streckt sich jemand, dem die Gemeinschaft mit Jesus geschenkt und zugesprochen ist, nach anderen Quellen aus? Warum reißen Menschen sich selbst samt Wurzeln aus der guten Erde, aus dem fruchtbaren Land?

Liebe Mitdetektive, Sie erleben mich ratlos. Was ist der Sinn für diese – ich will mal so sagen – Selbstverstümmelung? Können Sie das verstehen? Alles war gut. Warum diese Aktion? Warum haben die Menschen das gute Land, warum haben wir das Leben mit Jesus verlassen?

Ich glaube nicht, dass wir dieses Rätsel im Rätsel lösen können. Was ich aber weiß und glaube, erschließe ich auch aus dem, wer da dem Hesekiel geschieht. Jesus ist – wenn Sie so wollen – die Antwort. Ich frage: Hätte sich Gott, Jesus selber so bemüht und wäre dem Hesekiel begegnet, wenn ihm das Schicksal der Menschen egal gewesen wäre? Hätte sich das Wort Gottes, Jesus Christus, unter die Menschen begeben, wenn er nicht jede und jeden dieser Menschen lieben würde, wenn ihm nicht jeder Mensch wichtig wäre?

Es steht für mich fest, Jesus will Leben, wirkliches fruchtbares Leben für die Menschen. Für uns, für Sie und mich! Wie gut, dass er sich nicht nur dem Hesekiel in den Weg stellt, nicht nur dem Hesekiel geschieht. Wie gut, Jesus Christus lebt und er geschieht auch heute noch uns Menschen, jetzt. Das ist die Chance wieder Heimat zu finden. Das ist die Gelegenheit neu für sich gutes Leben zu finden. Früchte sind für das Fortbestehen und das Leben wichtig und zeugen von der Dynamik der Beziehung mit Jesus.

Jesus will den neuen Anfang. Das Rätsel, aus welchem Motiv Jesus uns diesen Krimi vorlegt, ist gelöst. Da ist alles klar. Er will uns ganz neu Leben schenken. Leben mit ihm, das Frucht bringt und so eigentlich Leben ist, dynamisches, kraftvolles Leben. Warum allerdings Menschen den guten Platz verlassen und dabei in die Fruchtlosigkeit und zum Verdorren geraten, bleibt ein Rätsel. Wie gut, dass Jesus da tatsächlich und im wahrsten Sinn des Wortes – geschieht. Wie gut, dass er keinen Menschen verloren gibt und für jedes Leben Frucht bereithält. Herr Kommissar, das ist klar.

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