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/ Bibel heute

Die Heilung einer blutflüssigen Frau und die Auferweckung der Tochter des Jaïrus (2)

Ralf Weidner über Markus 5,35-43.

Als er noch redete, kamen Leute vom Vorsteher der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? Jesus aber hörte nicht auf das, was da gesagt wurde, und sprach zu dem Vorsteher: Fürchte dich nicht, glaube nur! Und er ließ niemanden mit sich gehen als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.[...]

Markus 5,35–43

Jairus erfährt die Kraft des Glaubens. Darum geht es mir heute im Besonderen. Die Kraft des Glaubens. Wie wirkt Gottes Kraft? Wie erfahre ich persönlich diese Kraft? Wie habe ich, wie haben andere diese erfahren? Zu Beginn deshalb ein Ereignis, bei dem ich die Kraft Gottes ganz praktisch erlebt habe. „Hab keine Angst! Glaube nur.“ So heißt es im Markusevangelium, Kapitel 5, Vers 36.

Beim Lesen fällt mir eine Phase in meinem Leben ein, in der ich die Kraft Gottes ganz besonders gebraucht habe. Das Ganze ist schon etwas her, genau genommen über zehn Jahre. Wenige Monate entfalteten für mich damals eine nie gekannte Dichte der Ereignisse. Ich hatte drei Bewerbungsverfahren als Pastor laufen. Es tat sich wochenlang nichts. Und dann kam ein Donnerstag im November. Alle drei möglichen Optionen haben sich an diesem einen Tag gemeldet. Alle drei wollten mich als ihren zukünftigen Pastor verpflichten. Dieser Tag hat mich völlig überfordert. Die Entscheidung, die jetzt notwendig wurde, war mir irgendwie zu groß! Ich bin dann am darauffolgenden Wochenende zu einer Einkehrzeit nach Thüringen gefahren. Trotzdem, sonntags auf den Heimweg, war ich einer Entscheidung keinen Schritt näher. Und dann fahre ich Richtung Eisenach und sehe bei bestem Sonnenschein die Wartburg. In dem Moment hatte ich den entscheidenden Gedanken. Ich war am Anfang meines Studiums manchmal mit einem unserer Professoren gemeinsam im Auto gefahren, da wir fast den gleichen Weg hatten. Er ist nicht nur ein netter und kommunikativer Zeitgenosse auf langweiligen Autofahrten, er ist ein echter Menschenfreund. Ihn rufe ich an! Er hebt auch prompt ab, und ich erzähle mit wenigen Sätzen mein Dilemma und meine Not. Zunächst fragte er, ob ich denn darüber gebetet hätte. „Ja, aber ich höre noch keine Antwort,“ sagte ich. „Okay“, meinte er, „hier gibt es Kuchen und frischen Kaffee, magst du vorbeikommen?“ Das war dann von Eisenach aus doch ein wenig weit. Aber am nächsten Tag saß er bei mir zu Hause auf der Couch und ich hatte Kaffee und Kuchen organisiert. Und dann hat er mit einer großen Sachlichkeit die Angebote beleuchtet, die Fürs und Widers abgewogen und das alles in meinen persönlichen Kontext gestellt. Und dann? Kurze Antwort: Ich habe den offensichtlich passenden Weg eingeschlagen, und der hat sich im Rückblick als 100 % richtig herausgestellt. „Hab keine Angst! Glaube nur.“

Ja, die Situation hat mir Angst gemacht. Aber mein Glaube hat mir geholfen. Hinter dieser Feststellung steckt die Erfahrung von Vielen. Wer sich voller Vertrauen auf den Weg mit Jesus macht, der braucht keine Angst zu haben, denn alles das, was Angst macht, verliert seine Schwere. Im richtigen Moment bekommen wir, was wir brauchen, um die Angst zu vertreiben. Und wenn es ein Mensch ist, der den Weg kennt - wie in meinem Fall!

Die Tochter des Jairus stirbt

Auch im heutigen Bibeltext geht es um Entscheidendes, hier sogar noch eine Stufe weiter - um Leben und Tod: Die Auferweckung der Tochter des Jairus durch Jesus. Zentrale Stelle ist für mich eine Aufforderung, die Jesus zu Jairus sagt. Denken wir sie allerdings weiter, ist sie an uns alle gerichtet [2]: „Hab keine Angst! Glaube nur.“

Jairus glaubt fest daran, dass Jesus seine Tochter heilen kann. Da lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen. Was war dieser Jairus für ein Mensch? Ein Synagogenvorsteher war eine prominente Figur dieser Zeit. Er war eine Respektsperson in der jüdischen Gemeinschaft. Er hatte die Aufsicht über die Synagoge, das religiöse Zentrum in seiner Region. Diese Rolle umfasste oft die Organisation des Gottesdienstes, die Aufsicht über religiöse Aktivitäten und die Anleitung der Gemeindemitglieder. Er genoss ein hohes Ansehen in der Gesellschaft. Er wurde respektiert und konnte eine gewisse Autorität in der Gemeinschaft ausüben. Synagogenvorsteher wie Jairus hatten eine bedeutende Rolle in ihrem sozialen Umfeld und innerhalb der Gemeinde. Viele würden sagen: „Er war ein Mann Gottes“.

Und dann diese Ereignisse: Ausgerechnet bei so einer Persönlichkeit! Jairus ist am Boden zerstört. Seine Tochter liegt im Sterben, und er spürt, dass nur Jesus ihr Leben retten kann. Irgendetwas sagt ihm, dass Jesus die Macht hat, solch ein Wunder zu vollbringen. Trotz seiner Angst und Verzweiflung gibt er die Hoffnung nicht auf. Und er wird gehört. Er muss gar nicht rufen. Im Text heißt es: Aber Jesus hörte, was sie redeten. Jesus wusste, dort ist Alarmstufe Rot! Er geht zu Jairus und sagt: „Hab keine Angst! Glaube nur.“

Hab keine Angst, glaube nur

Diese Worte können in einem solchen Moment wie eine Kraftquelle der Hoffnung wirken. In der Dunkelheit die Angst von Jairus vertreiben. Sie erinnern ihn daran, dass nur der Glaube reicht. Ehrlich gesagt, ich verstehe, wenn jemand in der konkreten Situation von Angst, von Verzweiflung, von Hoffnungslosigkeit den Ruf Jesu nicht hört. Aber am Beispiel von Jairus wird deutlich, dass unser Vertrauen Wunder bewirken kann, selbst in den dunkelsten Momenten unseres Lebens. Wir können erfahren, dass der Glaube nicht nur ein Gefühl oder eine philosophische Weltanschauung ist, sondern eine Herzensangelegenheit. Wenn uns Jesus auf dem Herzen liegt, dann ist er die wahre Autorität! Und wenn wir es im Moment selbst nicht hinkriegen, dann weiß Jesus, wie es geht und er begleitet uns durch die Dunkelheit hindurch.

Die Auferweckung der Tochter des Jairus

Und so geschieht in der Geschichte das Unglaubliche. Jesus geht in das Zimmer des Mädchens, nimmt ihre Hand und spricht die Worte: „Talita kum!“ Diese Worte stammen aus dem Aramäischen und bedeuten übersetzt: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ Sofort steht das Mädchen auf und beginnt zu gehen. Jairus und seine Familie sind überwältigt von Freude und Dankbarkeit.

Ich habe große Sympathie für den Gedanken, dass Jairus schlagartig klar wird, dass sein sozialer Status bedeutungslos ist. Was wirklich zählt: Er erkennt seine Verletzlichkeit und bittet um Hilfe. Das ist der vorgezeichnete Weg. Als Jesus ans Kreuz ging, hat diese menschliche Verletzlichkeit das Maximum erreicht. Mehr ging nicht. In Jairus Verzweiflung sehen wir unsere eigene Verletzlichkeit. Und wir können sehen, wie der Glaube Kraft schenkt, die hindurch trägt. „Hab keine Angst! Glaube nur.“

Nie mehr alleine

Das für mich so Wichtige ist, dass es immer wieder Menschen gibt, die solches auch erlebt haben. Vielleicht haben Sie auch so einen Moment in Ihrem Leben schon hinter sich gebracht. Ein Moment, der ausweglos erscheint. Ein Moment, der ratlos macht. [3] Ein Moment ohne das Licht am Ende des Tunnels. Es gibt Zeiten, in denen wir uns machtlos fühlen, Zeiten, in denen wir Kraft, Trost und Hilfe brauchen. Und manchmal wird es leider nicht mehr gut, so, wie wir es uns vorstellen. Aber, wie Jairus können auch wir uns an Jesus wenden und darauf vertrauen, dass wir nicht alleine sind. Er ist derjenige, der uns in unseren schwierigsten Momenten beisteht und uns Kraft gibt. Jesu Gegenwart hilft uns in Zeiten der Not, führt und stärkt uns und unterstützt uns in unserem Glauben. Vielleicht erinnern Sie sich, liebe Zuhörer, heute oder morgen oder in den nächsten Tagen einmal daran, wo diese Kraft, die von Jesus kommt, in Ihrem Leben getragen hat. Momente, in denen die Worte aus Vers 36 Programm waren: „Hab keine Angst! Glaube nur.“

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Kommentare (1)

Hans-Rainer P. /

Jairus glaubt ja ganz fest, dass Jesus einen Kranken heilen kann. Erst als er erfährt, dass seine Tochter tod ist, bekommt er Angst und verliert den Glauben. Deswegen muss ihn jetzt Jesus auffordern: ,,Hab keine Angst, glaube nur!"