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/ Bibel heute

Vom Abendmahl des Herrn (1)

Falk Klemm über 1. Korinther 11,17-26.

Dies aber gebiete ich euch: Ich kann’s nicht loben, dass ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkommt. Zum Ersten höre ich: Wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, sind Spaltungen unter euch; und zum Teil glaube ich’s. Denn es müssen ja Spaltungen unter euch sein, auf dass die unter euch offenbar werden, die bewährt sind.[...]

1. Korinther 11,17–26

Ist das noch Kirche Jesu Christi? Was steht uns vor Augen, was wir an der gegenwärtigen Gestalt von Kirche nicht loben können? Wo betreffen uns heute solch korinthischen Zustände, von einer allzu menschlichen Kirche, in der nicht Gottes Geist weht, sondern menschliche Vorstellungen vom dem, was Glaube sei, ihre Umsetzung finden. Eine Kirche als Gemeinschaft, in der sich alle letztlich um sich selbst drehen und nur das leben, was ihnen wichtig und in der Welt im Allgemeinen üblich ist, geht an ihrer Sendung und Aufgabe in der Welt vorbei.

Der Sinn der kirchlichen Gemeinschaft?

Welchen Sinn soll ein gemeinsames Essen haben, wenn man damit anderen vorisst, was man hat und wie gesegnet man dadurch sei. Die Ärmeren können dadurch nur beschämt und ausgegrenzt werden. Offenbar kamen in der Gemeinde in Korinth jene nicht mehr durch, die bewährte Christen waren. Sie waren plötzlich „eine Richtung“ in der Gemeinde unter vielen, die eben auf ihre Art die damals „neue Religion“ lebten in der libertären und bunten Stadt Korinth. Freizügige Sexualität, die selbst den Heiden zu weit ging (vgl. 1. Kor. 5,1), Rechtsstreitigkeiten ohne Vergebungsbereitschaft (vgl. 1. Kor. 6,1-8), kommerzielle Sexualität (1. Kor. 6,9-19) und das Essen von Götzenopferfleisch (1. Kor. 8) waren nicht nur Streitthemen, sondern zu einer verbreiteten „christlichen“ Praxis in Korinth geworden. Eine reiche und bunte Gemeinde voller weltlichem Leben und mit Ambitionen zu den Kraftwirkungen des Heiligen Geistes und seinen Gaben. Vieles steht Kopf in dieser Gemeinde. Gibt es da überhaupt noch eine Hoffnung auf Besserung? Ist das aber noch Kirche Jesu Christi, die so „kreativ“ mit dem Herrenmahl umgeht, dass es plötzlich Kopf steht?

Die Kraft des Heiligen Geistes

Erstaunlicherweise spricht der Apostel nicht den Bann über diese Gemeinde aus und verdammt sie und ihre falschen Lehren, sondern setzt auf die Vollmacht des apostolischen Wortes, die in Erweisung des Geistes und der Kraft diese Gemeinde erneuert. Dem heiligen Apostel Paulus wird damals wohl kaum bewusst gewesen sein, wie bleibend aktuell und wegweisend diese Worte für die Kirche Jesu zu allen Zeiten bis heute sind und was für ein Geschenk der Heilige Geist damit der Kirche Jesu auf ihrem Weg durch die Zeit gemacht hat. 

Gottgewollte Gemeinschaft

Wie lässt nun GOTT Kirche werden und wie wird Kirche neu angesichts solcher Missstände, die sie inzwischen auszeichnen? Der Apostel erinnert die Christen in Korinth an das Kreuz Jesu und das damit verbundene Opfer. Aus dem Opfer Jesu entsteht der Leib Christi als Kirche und durch sein Opfer wird Kirche wieder und wieder geheilt und geheiligt. Die Feier seines Opfers ist Quelle und Ziel der Kirche Jesu in dieser Welt bis zu seinem Kommen in Herrlichkeit. Was sie empfangen hat vom Herrn, das gibt sie weiter. Das macht Kirche unverwechselbar und einzigartig. Ihr ist der Schatz aller Schätze anvertraut, die Gegenwart des Herrn aller Herren – des Kyrios, des Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.

Darauf weist Paulus die Christen in Korinth hin: „Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, 24 dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis. 25 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ Es geht nicht darum, dass sich Gemeinde ausdenkt, was und wie sie feiert, sondern es geht um das, was sie vom Herrn selbst empfangen hat. Nichts anderes steht für den Apostel Paulus vom ersten Besuch in Korinth an im Zentrum seiner Verkündigung. Das hebt er auch jetzt wieder hervor. Es geht nicht um seine Sicht der Dinge und seine Jesus-Deutung. Es geht um das, was durch Jesus selbst gegeben wurde und geschehen ist. Dies ist stets größer und maßgeblicher als alle Theologie oder Deutung dessen. Das Herrenmahl bildet gleichsam den Kern des Geheimnisses Gottes mit Christus als dem Gekreuzigten.

Jesus wurde für uns dahingegeben. Er wurde wegen unserer Sünde der Welt, dem Gericht, dem Teufel und der Gottverlassenheit ausgeliefert. Das Verb, was in der Lutherübersetzung mit „verraten“ wiedergegeben wird, steht wörtlich für „dem Tod preisgegeben“ oder „an seine Feinde überlassen“. Da ist nicht vordergründig die Tat des Verräters unter den Jüngern angesprochen, sondern dass der Vater den Sohn für uns hingibt und der Sohn dem Willen des Vaters gehorsam ist, weil es unsere Rettung bedeutet. Jesu Leiden und sein Tod wird uns erlösen von der Macht des Bösen. Daraus erwächst Vergebung der Sünde und ewige Errettung von dem, was durch die Abwendung des Menschen von GOTT in alle Welt gekommen ist. Er ist das Brot, das gebrochen wird und ist zugleich das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist und sich für uns dahingibt.

Der Herr ist auferstanden!

Werden die Jünger diese Worte vor Ostern verstanden haben? Viele empfinden das bis heute sogar als abstoßend. Ihr Geheimnis enthüllt sich ganz mit der Einsicht und dem Bekenntnis: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Darum wurden sie für die frühe Kirche so zentral und sind bis heute die bleibende

Mitte im Leben der Kirche. In der Apostelgeschichte heißt es diesbezüglich: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ (Apg. 2,42) Das „Brechen des Brotes“ meint die Feier des Neuen Bundes, die der Herr geboten hat.

In eindringlicher Weise hält der Apostel Paulus fest, was in, mit und unter der Feier des Brotbrechens geschieht: „Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ (1. Kor. 11,26)

Der sichtbaren und unsichtbaren Welt wird durch die Gemeinde Jesu das Opfer des Sohnes Gottes am Kreuz dargestellt, verkündigt, vergegenwärtigt. Die Stunde der Erlösung wird damit in die Gegenwart hineingestellt: „Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2. Kor. 6,2) Im Herrenmahl wird, das ist das bleibende Wunder, die Gnade GOTTES geschmeckt. In der Feier des Altarsakraments antworten darum viele Gemeinden heute auf die Worte des Zelebranten: “Groß ist das Geheimnis des Glaubens!”: »Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit«

Die Feier des Neuen Bundes

In der Feier des Neuen Bundes konzentriert sich für immer das Geschehen unserer Erlösung und macht es den Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten zugänglich. Die Kirche lebt nicht von menschlichem Enthusiasmus und christlichem Aktivismus, sondern von dem Feuer und dem Licht des Heiligen Geistes. Das Wort vom Kreuz ist das Wort vom Opfer des Sohnes. Davon lebt die Kirche. Sie gedenkt nicht nur dieses Opfers, sie tritt mit ihm in Kontakt. Luther spricht vom fröhlichen Wechsel. Er nimmt mir meine Sünden und mein altes Leben, meine Krankheit und mein Leiden, stirbt meinen Tod und schenkt mir ewiges Leben, Seligkeit und Unschuld. Wir werden vollkommen angenommen und vollkommen erlöst, weil Jesus sich vollkommen hingibt und entäußert (vgl. Phil. 2). Ich glaube: In den Elementen empfangen wir Jesus, wie er sich für uns dahingegeben hat.

So meint: „dieses tut zu meinem Gedächtnis“ nicht einen rückwärtsgewandten Blick auf Jesus Kreuz, so als sei es bloße Vergangenheit, der wir Bedeutung beimessen durch unsere Erinnerung und heutige Deutung. Es drückt vielmehr die Vergegenwärtigung des ganzen Opfers Jesu aus. Ja, er hat einmal für die Sünden der ganzen Welt dieses Opfer dargebracht, doch genau dadurch hat er alle Vergänglichkeit und Sünde durchbrochen und so bleibt das Abendmahl nach meiner Überzeugung stete Gegenwart des lebendigen Gottes für uns. So können wir mit unseren Sünden tatsächlich zu Gott kommen und verändert werden. Wir finden hier eine offene Tür zum Reich Gottes.

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