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Die Heilung von zwei Blinden bei Jericho

Heike Knauff-Oliver über Matthäus 20,29-34.

Vorschaubild: Matthäus 20

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Matthäus 20

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Gott gab jedem Menschen Sinne – aber nutze ich sie? Wie leben Menschen ohne Augenlicht? Sehen blinde Menschen vielleicht besser als „Sehende“? Ich sehe, doch erkenne ich auch? Ich gehe diesen Fragen nach und beginne mit dem Besuch einer sog. „unsichtbaren Ausstellung“: Diese befindet sich in einem völlig dunklen Raum und es sind blinde Menschen, deren Führung ich mich anvertraue.

Um mich in dieser dunklen Welt zu orientieren, bin ich noch mehr auf meine Sinne - Hören, Riechen, Tasten und Schmecken - angewiesen; (Zu-)Hören und Vertrauen sind notwendig. Wer spricht, wer berührt wird wahrgenommen. Äußerlichkeiten, Sehen und Gesehenwerden sind hier ganz ohne Bedeutung.

Heilfroh bin ich am Ende wieder Tageslicht zu erblicken. Um eine wertvolle Erfahrung reicher, nehme ich mit, wie wichtig die Sinne sind: Es ist kein Unsinn in die Welt von Menschen einzutauchen, deren Sinne eingeschränkt sind. Mein Respekt für diejenigen, die tagtäglich in dieser dunklen Welt leben, ist gestiegen. Doch sehen blinde Menschen vielleicht mehr als ich, mehr von Gottes unsichtbarer Welt? Was kann ich von ihnen lernen?
 

Die Menschen am Rand der Masse

Jesus verwendet zum besseren Verstehen Bilder. Anhand vieler Gleichnisse erklärt er das Himmelreich. Menschen sehen die Geschichten vor dem inneren Auge. Mit zahlreichen Wundern und Heilungen öffnet er die Augen derer, die ihm zuhören und zusehen. Er zeigt so die Herrschaft und die Macht Gottes. Durch seine wundersamen Heilungen erregt er Aufmerksamkeit bei den Menschen.

Aus dem Abschnitt aus dem Matthäusevangelium, um den es heute geht, erfahre ich, dass Jesus nun auf dem Weg von Jericho nach Jerusalem ist. Menschen bedrängen ihn und seine Jünger. Nicht alle, die ihm folgen, haben wirklich erkannt, wer er ist. Sie sehen, aber sie verstehen nicht wirklich. Es ist laut. Eine dicht gedrängte Masse, die sich da aus der Stadt heraus von Jericho gen Jerusalem bewegt: Unübersichtlich, staubig, ein Tohuwabohu. Sie haben von den Wundern, die Jesus tut gehört, und nun wollen sie mehr wissen. Sie möchten überzeugt werden.

Da sind die Menschen am Straßenrand. In der Masse werden sie noch mehr an den Rand gedrängt. Bettler, Lahme, Blinde - schwach und wehrlos. Ausgegrenzt. Kaum bemerkt, gehören sie einfach nicht dazu - minderbemittelt in jeder Weise. So wie Menschen auch heute am Rande der Gesellschaft oft übersehen werden. Wenn sie sich nicht bemerkbar machen, bleiben sie am Rand – ungesehen, ungehört.
 

Eine einmalige Chance

Die beiden blinden Männer, von denen in dem Abschnitt erzählt wird, erfahren das tagtäglich. Wann und wie sie ihr Augenlicht verloren haben, erfahre ich nicht. Doch sie hören. So haben sie sicher die Ohren gespitzt als die Menschen in ihrem Umfeld von Jesus erzählen. Die Wunder, die er tut. Dass er böse Geister austreibt, Blinde, Lahme und Taubstumme heilt. Ihnen wird klar: dieser Jesus, dem müssen sie begegnen, er ist ihre einzige Hoffnung auf Heilung. Er kann ihnen das Augenlicht und ein besseres Leben geben.

Nun haben sie gehört, dass er hier vorbeikommen soll. Diese Chance müssen sie nutzen. Auf keinen Fall darf er an ihnen vorbeiziehen, ohne sie zu sehen. Er soll sie heilen. Laut rufen sie: „Herr, Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!“ Das laute Rufen missfällt denen, die auch gesehen und gehört werden wollen, die sich in den Vordergrund drängen. Sie ermahnen die beiden blinden Männer still zu sein. Doch diese lassen sich nicht einschüchtern – im Gegenteil, sie recken ihre Arme weit nach oben. Ihr Rufen wird lauter, es wird zum verzweifelten schreien: „Herr, Sohn Davids, hab Erbarmen mit uns!“

Und siehe da, Jesus hört und sieht sie. Er bleibt stehen und fragt: „Was soll ich für euch tun?“ Eigentlich könnte doch klar sein, was sie wollen: sie sind blind, arm, und betteln. Sie wollen ein besseres Leben. Doch Jesus fragt: „Was soll ich für euch tun?“ Die Menschenmenge ist verstummt. Die Jünger sind gespannt. Sie wollen doch bald in Jerusalem sein. Die blinden Männer sind erleichtert. Er hat sie bemerkt. Jesus sieht sie und hört ihr Anliegen: „Herr“, sagen sie, „wir möchten sehen können!“
 

Jesus nimmt sich Zeit

Jesus wäre nicht der Sohn Gottes, wenn er sagen würde: Leute, ich hab`s grad eilig, ich will nach Jerusalem. Nein, so ist er nicht. Er weiß um ihr Leid und nimmt sich die Zeit. Er berührt ihre Augen und im gleichen Moment können die beiden Männer sehen. Was muss das in der Masse der Menschen bewirkt haben? Nun sind sie doch noch Zeugen eines Wunders geworden. Ein großes „Ahh!“ und „Ohh!“. Erstaunen, Erschrecken und letztendlich Erkenntnis: Dieser Mensch ist wirklich Gottes Sohn.

Die beiden eben von ihrer Blindheit geheilten Männer wissen es nun auch, sie haben es vorher vielleicht gehofft oder geahnt. Jetzt haben sie Gewissheit: Jesus ist der Sohn Gottes! Und das hat Konsequenzen. Sie setzen sich nicht wieder hin und denken: schön, dass ich jetzt alles sehen kann. Sie rennen auch nicht los, um nun endlich das zu sehen und zu erleben, was ihren Augen sonst verborgen war – endlich dieses Leben genießen. Nein! Sie stehen auf und folgen Jesus. Sie können nicht nur sehen, sie verstehen.
 

Ein schreckliches Ende?

Sie haben erkannt, wer er in Wahrheit ist. Er hat ihre Augen geöffnet, sie geheilt – komplett geheilt. Seine Nähe tut ihnen gut. Sie wissen, dass er mehr als nur dieses Leben geben kann. Er ist der Weg. Mit ihm wollen sie gehen – hinauf nach Jerusalem.

Mit dem eben gewonnen Augenlicht, werden sie nur einige Tage später Zeugen einer Gräueltat – der Kreuzigung ihres Retters und Erlösers. Der ihnen ein neues Leben geschenkt hat. Er hängt nun dort am Kreuz und stirbt. Ob sie sich wohl wünschen lieber wieder blind zu sein? Sicher haben sie getrauert. Doch „Trauer macht blind“, sagt der Volksmund. Und das waren sie auch wieder - vorrübergehend mit all denen, die Jesu Wort von der Auferstehung nicht vertrauten. Ihr Unglaube machte selbst seine engsten Anhänger, seine Jünger blind, zweifelnd.
 

Wunderbare Gnade

Aber nicht nur Trauer macht blind, auch Zorn, Wut, Gewalt, Leidenschaft, nicht wahrhaben wollen; maßlos, hemmungslos, verblendet sein, verschließen unseren Blick für Gottes guten Weg. So wie John Newton und Saulus. Sie waren verblendet, gewalttätig, voller Zorn und blindem Eifer. Doch beide erfuhren Gottes Gnade. Saulus wurde zu Paulus, der im Glauben an Jesus Christus, Gottes Wege für das gesamte Christentum bis heute aufgezeigt hat. 

Das weltbekannte Lied „Amazing Grace“, wunderbare Gnade, einst war ich blind, doch jetzt kann ich sehen“, stammt von dem einstigen Sklavenhändler John Newton. Dieses Lied wurde zur Befreiungshymne der amerikanischen Südstaaten Sklaven. Gott wandelt Schwächen in Stärken und Blindheit in Sehen und Verstehen.

Meine Sinne zu gebrauchen, das ist ganz im Sinne Gottes. Blinde Menschen nutzen ihre anderen Sinne besser, um durchs Leben zu finden. Deshalb verstehen sie manches besser – erkennen oft mehr als ich, die ich mit offenen Augen durchs Leben gehe, aber doch nicht sehe und verstehe. Es ist gut Jesus zu bitten mir die Augen zu öffnen, damit ich ihn und sein Wort verstehe; dass ich den für mich bestimmten Weg gehe und die Welt durch seine liebenden Augen sehe. Er ist mein Heiland und Augenöffner für Gott den Vater.

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