20.12.2023 / Andacht

Erlösung in der Windel

Weihnachten riecht nach Alltag. Das ist kein Grund zum Naserümpfen.

Mütter und Väter erzählen gern Geschichten von Windelunfällen. Als ich noch keine Kinder hatte, fand ich das immer abschreckend. Als Mutter von zwei Kindern kann mich so etwas nicht mehr schocken. Im Nachhinein verstehe ich auch gar nicht, was daran so besonders erwähnenswert sein soll.

Schon kurz nach der Geburt hat ein Mensch die erste Windel an. Ab jetzt heißt es für die Eltern etwa zweieinhalb bis vier Jahre lang wickeln. Jeden Tag, manchmal auch nachts.

Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen den Appetit verderbe, aber so ist es: Die Ausscheidungen des Kindes gehören genauso dazu, wie das süße Lächeln und das Glücksgefühl, ein schlafendes Baby im Arm zu halten.

Die Windel: ein Erkennungszeichen für Jesus?

Der Gedanke an die Windel ist nicht unbedingt festlich, das gebe ich zu. Aber er ist wahnsinnig weihnachtlich. Der Journalist und Theologe Georg Magirius hat mich zum Nachdenken gebracht. Er schreibt, dass Gott gerade diese Windel als Zeichen verwendet.

In der Bibel sagen die Engel zu den Hirten auf dem Feld: „Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lukas 2,12)

Jesus, der Erlöser, kommt als Baby zur Welt. Zu erkennen ist er ausgerechnet an alltäglichen Dingen: Der Windel und der Futterkrippe. Ein Weihnachtslied behauptet „in reinlichen Windeln das liebliche Kind“. Spätestens nach einem Tag sollte das zumindest zeitweise nicht mehr stimmen.

Windel und Krippe: Zeitlose Zeichen

Ich gebe zu: Es wirkt absurd, dass Gottes Sohn gerade an so etwas Alltäglichem wie der Windel oder der Futterkrippe zu erkennen ist. Aber genau das ist ja das Wunder. Diese Zeichen funktionieren − sogar heute noch.

Ein Bastelbeispiel: Aus alten Bauklötzen meiner Kinder habe ich Krippenfiguren gebastelt. Für das Baby verwendete ich Holzkugeln. Dann schnitt ich ein Stück von einer alten Mullwindel ab und wickelte das Holzkind ein. In der angedeuteten Krippe ist es jetzt eindeutig als Jesus zu erkennen. Selbst für kleine Kinder ist sofort klar: Das ist das Jesuskind.

Kinderleicht zu verstehen, so sollen Gottes Zeichen auch sein. Für ungebildete Hirten und kleine Kinder nachvollziehbar.

Ich hätte Jesus so gerne einen hübschen Strampler angezogen oder einen Schneeanzug. Ich hätte ihm so sehr eine Wiege oder einen Stubenwagen gegönnt. Aber dann wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es Jesus ist.

Das schönste Weihnachten

Im Umkehrschluss bedeutet das: Ich muss nicht erst Gold oder Glitzer dran schmieren, bevor Jesus was Besonderes wird. Er ist der Erlöser. Er ist Gottes Sohn. In Windeln. Wie jedes andere Kind. In einem Futtertrog, auf einer Höhe mit dem Tierfutter.

Wahrscheinlich hat er nicht nach Zimt und Tannenbaum gerochen, sondern nach Stall und Windeln. Nach Alltag. Und genau da gehört Jesus hin. In mein Leben. Das ist kein Grund zum Naserümpfen. Das ist das schönste Weihnachten, das ich mir vorstellen kann.
 

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