03.02.2018 / Andacht
Absage von Gott
Warum wir auch dann nicht an Gottes Liebe zweifeln müssen, wenn unsere Gebete unerhört bleiben.
Wer ist Ihr erster Ansprechpartner, wenn Sie ein Problem haben? Bei mir ist das meist mein Ehemann. Egal, ob er mir bei einem Problem helfen kann oder nicht, ich erzähle ihm lang und breit davon. Auch Gott möchte für uns ein solcher Ansprechpartner sein. Die Bibel fordert uns immer wieder dazu auf, mit unseren Problemen zu Gott zu kommen. Jesus verspricht seinen Jüngern in Matthäus 7,7: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“
Doch erleben wir das auch? Leider geht es mir oft so, dass ich den Eindruck habe, dass meine Gebete nicht wirklich bei Gott ankommen. Es kommt mir so vor, als ob er seine Ohren für meine Bitten auf Durchzug stellt. Gerade fordert etwas anderes seine Aufmerksamkeit, da sind meine persönlichen Probleme erstmal unwichtig. Zumindest reagiert Gott nicht immer so auf meine Gebete, wie ich mir das vorstelle. Wenn ich diese Erfahrung mache, demotiviert mich das, weiterhin mit meinen Sorgen zu ihm zu kommen. Wieso sollte ich das auch tun, wenn er mich nicht erhört?
Gott gibt uns, was wir brauchen – nicht immer, was wir erbitten
Doch unerhörte Gebete bedeuten nicht, dass Gott mir nicht zuhört und meine Nöte nicht im Blick hat. Anschließend an Matthäus 7,7 gibt Jesus in den Versen 9-11 das Beispiel, dass auch Eltern ihren Kindern Gutes geben, obwohl sie fehlbare Menschen sind. In meiner Kindheit habe ich das auch so erlebt. Meine Eltern haben mich immer gut versorgt, aber sie haben mir auch nicht jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Sie haben sogar manche Entscheidungen für mich getroffen, mit denen ich erstmal ziemlich unzufrieden war. So fiel es mir nicht leicht, bei einem Umzug alle meine bisherigen Freunde hinter mir zu lassen.
Ebenso kann das auch bei Gott sein. Bei einigen Gebetsanliegen meinerseits bin ich rückblickend aber mittlerweile dankbar, dass Gott sie nicht erhört hat. Denn wer weiß, ob ich meinen heutigen Ehemann auch kennengelernt hätte, wenn ich meinen damaligen „Traumjob“ hätte antreten können? Doch in der betreffenden Situation war es nicht leicht, mit der Absage umzugehen und weiter darauf zu vertrauen, dass Gott mir eine passende Stelle schenken wird.
Mit unbeantworteten Fragen leben
Aber dann sind da auch die unerhörten Gebete, die sich gegen jede Erklärung sperren. Wieso hat Gott eine Freundin sterben lassen, obwohl Freunde und Familie beständig um Heilung gebeten haben? Weshalb bessert sich meine eigene gesundheitliche Verfassung kaum? Es gibt Punkte in meinem Leben, bei denen ich mich ernstlich frage: Wo ist Gott? Und welche Auswirkung hat sein Nicht-Handeln auf meinen Glauben?
Erst habe ich diese Erfahrungen in mir vergraben. Ich habe gehofft, wenn ich ignoriere, dass Gott mich nicht erhört hat, würde der Schmerz darüber leichter vergehen. Doch dann habe ich gemerkt, dass dieses Verhalten das Problem nur verstärkt. Seit neuestem versuche ich, diese wunden Stellen meiner Seele Gott hinzuhalten. Selbst wenn er aus mir unbegreiflichen Gründen Gebete unbeantwortet lässt, bleibt er doch mein liebender Vater. Schließlich spreche ich auch mit meinem Ehemann oder meinen Eltern darüber, wenn sie mich enttäuscht haben.
Genau wie ich meine Bitten und Sorgen vor Gott bringe, kann ich auch meine Enttäuschung vor ihn bringen. Oft habe ich schon erlebt, dass er sich mir in solchen Situationen ganz neu gezeigt hat: „Ich liebe dich, auch wenn ich dein Gebet nicht erhört habe.“ Deshalb möchte ich mich nicht davon abbringen lassen, vertrauensvoll zu beten.
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