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© Carsten Meier / ERF

14.07.2019 / Porträt / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Lothar Rühl

Ein Leben für das Evangelium in den Medien

Horst Marquardt hat nach Nationalsozialismus und Kommunismus den Glauben gefunden.

Als Jugendlicher ist er den Nationalsozialisten auf den Leim gegangen, später auch der kommunistischen Idee in der DDR. Viele kennen ihn als Pionier der christlichen Medienarbeit in Deutschland. Die Rede ist von Pastor Horst Marquardt, der am 14. Juli seinen 90. Geburtstag feiert. Auch im hohen Alter schreibt er noch regelmäßig Andachten für ERF.de.

1929 in Berlin geboren, zog seine Familie nach Breslau, als er zehn Jahre alt war. Der Umgang mit der Sprache wurde ihm in die Wiege gelegt, denn der Vater war Verlagsleiter. 1945 meldete er sich in der Endphase des Zweiten Weltkrieges mit 15 Jahren zum sogenannten „Volkssturm“, zu dem die NSDAP alle waffenfähigen Männer aufrief, um den „Heimatboden“ des Deutschen Reiches zu verteidigen.

Marquardt flüchtete vor der heranrückenden Roten Armee nach Neuruppin, wo er sich der kommunistischen Partei anschloss und Mitglied im Antifaschistischen Jugendausschuss wurde. In den Jahren 1949 bis 1950 arbeitete er als Rundfunkredakteur in Potsdam, wo er seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte.

Weil er fakten- und nicht linientreu sein wollte, konnte er keine Beiträge mehr für das sozialistische Radio veröffentlichen. „Ich bin damals von einem Fehler in den anderen verfallen und habe mich mit fliegenden Fahnen der kommunistischen Partei angeschlossen“, so Marquardt im Rückblick auf seine Jugendjahre.

Aufgewachsen in einer christlichen Familie entdeckte Marquardt mit 22 Jahren auch für sich den Glauben und flüchtete in den Westen. In West-Berlin schloss er sich einer freikirchlichen Gemeinde an, wo er sich als Gemeindehelfer engagierte. Nach einem theologischen Studium am Seminar der Methodisten in Frankfurt am Main arbeitete er bis 1956 als Pastor evangelisch-methodistischer Gemeinden in Berlin.

Danach zog Marquardt für drei Jahre nach Wien, wo die methodistischen Gemeinden einen volksmissionarisch gesonnenen Pastor im 15. Bezirk der Stadt suchten. In Wien kümmerten sich seine Frau Irene und er um ungarische Flüchtlinge. Bis zu 250 Personen waren zeitweilig in der Methodistenkirche untergebracht.

Mitten in der Arbeit in Österreich erhielt er über einen befreundeten Pastor Kontakt zu dem 1959 neu gegründeten Radiosender „Evangeliums-Rundfunk“ in Wetzlar, heute ERF-Medien. Dort stellte man den jungen Mann mit Medien- und Rundfunkerfahrung am 1. April 1960 als Programmdirektor ein. Marquardt war maßgeblich am Aufbau des Radiosenders beteiligt. Bis 1993 leitete er ERF Medien als Direktor. Es gelang ihm, hohe Spenden einzuwerben, um Sendeanlagen etwa in Monte Carlo, Bonaire (Antillen) oder Swasiland (im Süden Afrikas) zu bauen.

Von 1993 bis 1998 war er als Internationaler Direktor des Radiomissionssenders TWR für die Gebiete der ehemaligen Sowjetunion, des Mittleren Ostens und Afrikas verantwortlich.

Marquardt gilt als Initiator für die Gründung der in Wetzlar beheimateten Evangelischen Nachrichtenagentur idea, deren Vorstandsvorsitzender er bis 2017 war. In der Zeit der großen Evangelisationskongresse Anfang der 1970er Jahre konnte Marquardt Artikel und Berichte der Veranstaltungen nicht beim Evangelischen Pressedienst (epd) platzieren.

Daher entschied er sich, eine eigene Berichterstattung zu starten. Im Sommer 1970 bildeten auf seine Initiative hin Vertreter der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), von ERF-Medien und der Konferenz Evangelikaler Missionen (KEM) einen Herausgeberausschuss und veröffentlichten am 1. August 1971 die erste Ausgabe von idea. Von 1974 bis 1987 war er Mitglied im Hauptausschuss Rundfunk und Fernsehen des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), zudem Sprecher der ARD-Sendereihe „Wort zum Sonntag“.

1975 gehörte Marquardt zu den Gründern der „Konferenz evangelikaler Publizisten“, heute Christlicher Medienverbund KEP in Wetzlar. Er sah sich stets als Brückenbauer zwischen den verschiedenen theologischen Strömungen. Die Vereinigung Europäischer Medienorganisationen zeichnete ihn für sein Engagement 1998 mit dem „Brückenbauer-Preis“ aus.

Er gehört darüber hinaus zu den Mitbegründern des deutschen Zweiges des „Lausanner Komitees für Weltevangelisation“, dessen Vorsitzender er 14 Jahre lang war. Von 1969 bis zum Erreichen der Altersgrenze gehörte Marquardt dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) an. Zusammen mit dem Unternehmer Jörg Knoblauch leitete er den „Kongress christlicher Führungskräfte“. Marquardt hatte außerdem bis zum Jahr 2007 den Vorsitz des 1999 gegründeten „Instituts für Islamfragen“ inne.

Auch im hohen Alter ist Marquardt noch journalistisch tätig. Nicht nur als Autor beim Wort zum Sonntag, sondern seit Dezember 2018 als einer der ältesten Blogger Deutschlands. In „Marquardts Bilanz“ veröffentlicht der Pastor und Publizist vor allem geistliche Impulse.

Marquardt war mit seiner Frau Irene über 60 Jahre verheiratet, die vor zwei Jahren starb. Der Jubilar hat vier Kinder, zehn Enkel und zwei Urenkel. Seit einigen Jahren hat er seinen Lebensmittelpunkt aus Rechtenbach nach Minden verlegt, wo er bei einer Tochter und deren Mann lebt. Sein Leben, sagt Marquardt, habe stets unter dem Bibelwort „Euch geschehe nach eurem Glauben“ (Matthäus 9,29) gestanden.
 


Würdigung von Dr. Jörg Dechert, Vorstandsvorsitzender von ERF Medien, zum 90. Geburtstag von Horst Marquardt:

„Ein glückliches Händchen …“, das bekommen Leiterinnen und Leiter bei ihrer Diensteinführung oft als Wunsch mit auf den Weg. Unsere Lebenserfahrung sagt uns: Erfolg hängt nicht nur an Begabung und Talent, Einsatzwille und Durchhaltevermögen. Erfolg wird auch geboren in Fügungen und Umständen, die man selbst nicht in der Hand hat.

In diesen Tagen feiert Horst Marquardt seinen 90. Geburtstag – Pionier und prägende Persönlichkeit beim Aufbau von ERF Medien als Missionswerk und Medienunternehmen. Er hat mehr als 30 Jahre lang Begabung und Talent, Einsatzwillen und Durchhaltevermögen in die Waagschale geworfen, um der guten Nachricht von Jesus Christus Stimme und Gesicht zu geben. Horst Marquardt hat dabei immer wieder „ein glückliches Händchen“ gehabt. Aber für ihn ist dieses „Glück“ kein Zufall gewesen, sondern Gnade Gottes. Und manchmal ist gerade aus schwierigen Umständen Segen Gottes erwachsen. Sein Buch „Warten, Wunder, Wellen – Meine Geschichte mit dem Evangeliumsrundfunk“ schließt er denn auch mit dem Zitat: „Was uns im Sich-Vortasten in das Dunkel der Zukunft hinein als ein undurchdringliches Dickicht anmutet, das wandelt sich in der Rückschau in einen gebahnten Pfad“.

Persönlich hatte und habe ich das Glück, Horst Marquardt immer wieder zu begegnen und ins Gespräch zu kommen über die Herausforderungen christlicher Medienarbeit und die Gnade Gottes auch in schwierigen Zeiten. Ich habe Horst Marquardt dabei immer wieder als Ermutiger erlebt, der auch im Ruhestand mit spürbarer geistlicher Vitalität und mit einem offenen Blick für die Zukunft unterwegs ist.

In Dankbarkeit für sein Vorbild und Vorangehen und im Namen der Mitarbeiterschaft und des Trägervereins von ERF: Horst Marquardt – viel Glück und viel Segen zum 90. Geburtstag!
 

Unterschrift Jörg Dechert

Jörg Dechert
Vorstandsvorsitzender ERF Medien e.V.

 

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Pfr.i.R. Dietrich T. /

Habe die Beiträge mit großem Interesse gehört und gelesen und bin mit meiner Frau Anngreth dem ErF von Anfang an herzlich und dankbar verbunden. Ganz liebe Grüße und herzliche Gratulation zum 90. mehr

Renate M. /

Aus ganzem Herzen Wünsche ich Ihnen,Gottes reichen Segen. Bleiben Sie Behütet!

Heidi S. /

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Herr Marquart.
Gottes Segen sei mit Ihnen in ihrem neuen Lebensjahr!
Gott durfte Sie gebrauchen und für viele Menschen zum Segen setzen.
Amazing Grace!

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