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© Eduardo Olszewski / unsplash.com

20.02.2015 / Interview / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Das Mysterium Freimaurer

Wer sind die Freimaurer und was zeichnet sie aus? Wir liefern Antworten.

Viele Gerüchte gibt es über den Bund der Freimaurer. Doch wer sind die Freimaurer genau? Welches Lebensmotto haben sie? Und kann ich Christ und Freimaurer sein? Seelsorger Heino Welscher hat sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt und beantwortet für ERF Medien die wichtigsten Fragen zum Freimaurerorden.
 

ERF Online: Wer sind die Freimaurer?

Heino Welscher: „Die Freimaurer“ gibt es nicht, denn die einzelnen Orden unterscheiden sich zum Teil deutlich. Aber was man über die Freimaurer sagen kann, ist, dass es Geheimbünde sind. Die Freimaurer waren ursprünglich reine Männerbünde. Es gibt aber seit einigen Jahren auch Frauenbünde und gemischte Bünde. Die ersten großen Freimaurerlogen entstanden Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Doch man versuchte, über die Alchemisten im Mittelalter einen Stammbuch zu entwerfen, der bis zum Bau von Salomos Tempel zurückreichte. Nachweisen lässt sich die Geschichte der Freimaurer aber nur bis ins 18. Jahrhundert.
 

ERF Online: Sie nannten schon den Begriff „Geheimbund“. In einigen Filmen und Büchern werden die Freimaurer ja als Weltverschwörungsbund bezeichnet. Trifft das zu?

Heino Welscher: Es gibt viele Gerüchte über die Freimaurer, unter anderem das Gerücht, dass die Illuminaten, ein Geheimorden von Adam Weishaupt, die Weltherrschaft anstrebten. Sicher spielt der Wunsch nach Macht bei dem einen oder anderen eine Rolle, wenn er sich einem Orden anschließt. Aber de facto kann man das Ganze nicht nachweisen. Tatsache ist, dass die einzelnen Freimaurerlogen in der ganzen Welt Verbindungen miteinander haben. Auch weiß man, dass viele Politiker und Wissenschaftler in den einzelnen Ländern Freimaurer sind. Die Freimaurerei hat also eine gewisse Lobby. Aber dass die Freimaurer die Weltherrschaft anstreben, ist ein Gerücht aus Büchern und Filmen.
 

ERF Online: Sie wiesen bereits auf die Unterschiedlichkeit der einzelnen Orden hin. Gibt es denn eine Ideologie, die alle Freimaurerorden teilen?

Heino Welscher: Ein Gedanke, den die meisten Freimaurerorden teilen, ist der Humanismus. Das heißt: Der Mensch steht im Mittelpunkt und die Frage: „Wie kann ich mich als Mensch verbessern? Wie kann ich meine positiven Eigenschaften mehr herausstellen?“ Das ist das Ziel der meisten Freimaurerorden, doch der Weg dahin kann ganz unterschiedlich sein. Es gibt reine humanistische Freimaurerbünde und es gibt Bünde, die einen esoterischen oder sogar okkulten Hintergrund haben. Das ist ganz unterschiedlich, aber das Ziel ist immer: „Der Mensch soll immer vollkommener werden.“
 

ERF Online: Glauben Sie, dass das ein Grund ist, wieso sich vor allem Intellektuelle dem Freimaurerbund anschließen?

Heino Welscher: Es ist ein Grund. Ein weiterer Grund sind wirtschaftliche Vorteile. Man kennt sich im Orden und schustert sich auch mal gegenseitig Aufträge zu. Außerdem halten Freimaurer in der Regel zusammen. Macht einer Konkurs, helfen die anderen. Beim zweiten oder dritten Konkurs kann es aber auch sein, dass einem nahegelegt wird, sich die Kugel zu geben. Das gibt es auch.
 

ERF Online: Das klingt jetzt eher beängstigend, gleichzeitig ist die Verbesserung des Menschen ein positives Ideal, das auch von vielen Christen angestrebt wird. Kann man Christ und Freimaurer sein?

Heino Welscher: Ich glaube, in der letzten Konsequenz geht das nicht, weil für Christen nicht der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern Gott. Das heißt: Schon der Kern ist ein anderer. Dass wir als Christen auch von der Verbesserung des Menschen sprechen, ist zwar eine Parallele, doch das Ziel ist ein anderes. In der Freimaurerei geht es nicht darum, dass Gott uns verändert, sondern dass der Mensch sich selbst aus eigener Kraft verändern kann. Man kann von einer Art Selbsterlösung sprechen. Trotzdem ist es so, dass die meisten Freimaurer beim Ablegen des Schwurs auf ein Buch ‒ in vielen Fällen die Bibel ‒ schwören. Dieses Buch symbolisiert eine höhere Einheit beziehungsweise Gottheit. So kann es in einer Loge Menschen aus verschiedenen Religionen geben und jeder schwört auf seinen Gott. Dennoch glaube ich nicht, dass ein Christ sich auf Dauer in einer Freimauerloge wohlfühlen wird.
 

ERF Online: Sie sprachen bereits von esoterischen Bünden. In der „MenschGott“ Sendung berichtet eine Betroffene, dass sie auf Ihr Leben schwören musste, die Geheimnisse der Freimaurer nicht zu verraten. Wieso ist ein solcher Schwur problematisch?

Heino Welscher: Ein Schwur oder Eid ist sowieso schon problematisch, denn in der Bibel steht: Wir sollen Ja oder Nein sagen und nicht schwören (Matthäus 5,36-37). Das Problematische an dieser Art von Schwur ist die sogenannte Arkandisziplin: Dabei verpflichtet man sich, über alles, was in der Loge besprochen wird, zu schweigen. Das gibt es nicht nur in Freimaurerorden; alle Geheimbünde haben den Zweck, das nicht weiterzusagen, was in ihnen passiert. Wenn ich das trotzdem mache, kann das Konsequenzen haben.
 

ERF Online: Die Betroffene aus der Sendung erzählt, dass sie nach ihrem Austritt starke körperliche Symptome erlebte, die sie in Zusammenhang mit den Schwüren bringt. Ist das möglich?

Heino Welscher: Ja, wenn es sich um einen esoterischen oder okkulten Orden handelt, ist damit zu rechnen. Solche Anfechtungen sind ganz normal, wenn man aus einem Orden austritt, der einen okkulten Hintergrund hat. Der Teufel verliert jemanden und dann wird er diese Person anfechten. Das kann sich in körperlichen und seelischen Symptomen äußern. Doch nicht jeder Freimaurerorden hat einen okkulten Hintergrund, das sollte man sich auch bewusst machen.
 

ERF Online: Woran merke ich denn, ob ein Orden einen okkulten oder esoterischen Hintergrund hat?

Heino Welscher: Erstmal merkt man es gar nicht. Es wird auch nie irgendwo öffentlich zu lesen sein, dass dieser oder jener Orden okkult ist oder nicht. Auch wenn ich bereits in einem okkulten Orden bin, merke ich das vielleicht nicht. Denn man kann davon ausgehen, dass man in gewisse Dinge frühestens als Meister eingeweiht wird. Ich muss zwar schwören, aber was dahintersteht, kann ich oft noch nicht vorhersehen. Selbst ein Meister muss das noch nicht wissen. Ich gehe aber davon aus, dass Gott einem Menschen, der als Freimaurer Christ wird, irgendwann zeigt, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Dennoch kann man nicht automatisch sagen, dass man beim Austritt aus einer Loge ähnliche Anfechtungen und Symptome erleidet wie die Betroffene. Doch man sollte mit Anfechtungen rechnen.
 

ERF Online: Viele Rituale der Freimaurer muten esoterisch an. Bei der Erhebung zum Meister wird zum Beispiel der eigene Tod nachgestellt. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen Ritualen und dem esoterischen Hintergrund mancher Logen?

Heino Welscher: Dieses Todesritual macht erstmal nur deutlich, dass ich als Mensch sterblich bin. Damit soll ich mich auseinandersetzen. Man kann aus diesen Ritualen nicht grundsätzlich etwas Okkultes schließen. Es geht vielmehr darum, dass der Mensch durch diese Rituale seine Endlichkeit spürt. Das Ziel dabei ist, dass ich merke: Es hat ein Ende mit mir und ich kann und will mein Leben verbessern. Wir haben auch in der Kirche viele Rituale. Rituale an sich sind also nichts Schlimmes. Es kommt darauf an, was wirklich dahintersteckt. So kann ein Todesritual zwar verdächtig klingen, muss es aber gar nicht sein.
 

ERF Online: Wenn ich nun ganz konkret schwöre „Mir soll das und das passieren, wenn ich etwas verrate“, überantworte ich damit nicht mein Leben einer anderen Macht?

Heino Welscher: Das liegt zumindest nahe. Daher ist mein Ansatz auch, dass ich letztendlich als Christ dabei nicht mitmachen kann, auch wenn manche Rituale rein menschlich erklärbar sind. Denn im Endeffekt handelt es sich bei solchen Worten um einen Fluch, den ich auf mich selbst lege. Und das passt nicht zum christlichen Glauben.
 

ERF Online: Wenn ein Freimaurer durch die Sendung oder dieses Interview ins Nachdenken gekommen ist, wo kann er sich Hilfe holen? Beziehungsweise was wäre da ein guter erster Schritt?

Heino Welscher: Alle evangelischen Landeskirchen haben einen Sektenbeauftragten, außerdem kann man sich an die EZW, die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, in Berlin wenden. Man kann sich auch an uns wenden und wir würden dann zu jemandem vor Ort vermitteln. In jedem Fall sollte man sich jemanden suchen, mit dem man darüber sprechen kann. Wenn man mit einem Seelsorger spricht, unterliegt dieser auch der Schweigepflicht und man kann sicher sein: Es kommt nichts von dem nach außen, was ich dort bespreche. Wichtig ist nur, sich Hilfe zu suchen. Denn nach einer langen Mitgliedschaft in einer Loge kann es schwer sein, da aus eigener Kraft herauszukommen. Dabei braucht man Leute, die einen begleiten und unterstützen.
 

ERF Online: Vielen Dank für das Interview.

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

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Kommentare (12)

G.R. /

C.F. Wie bitte? "Freimaurerei und Jakobsweg haben mich jedenfalls Jesus Christus wieder nahe gebracht - ich möchte diesen Weg nicht missen." Das ist ein Widerspruch in sich. Lesen Sie nochmal meinen mehr

C.F. /

Respekt und Hut ab vor der Interviewpartnerein Bettina F. Sie kennt sich wenigstens aus.
Das Interview ist dagegen mit Halbwahrheiten und Unwahrheiten gepickt. Wenn man sich schon nicht in den mehr

Georg /

Ich bin erstaunt, wie schnell Menschen mit dem Argument antworten: Wikipedia, Googeln etc. So wie wenn es im Internet steht, muss es stimmen. Die Realität zeigt leider ein anderes Bild. Mitglieder mehr

H.S. /

Ich bin von der fachlichen Kompetenz der Interviewpartner schwer beeindruckt. Wo bekommt man nur soviel gefährliches Halbwissen her, was keiner sachlichen Diskussion standhält? Selbst die flüchtigste mehr

Richard S. /

Ja, aber es gibt noch mehr, wesentlich mehr, denn ich habe es persönlich erlebt im Januar 1957 - und bin seitdem, also seit 62 Jahren nicht mehr erkrankt und kaum gealtert - alles durch den mehr

G.R. /

In der Tat ist es entgegen der Angabe der Redaktion so, dass alle echten Freimaurer-Orden okkult / esoterisch sind. Das sage nicht ich, sondern der verstorbene "Papst" der Freimaurer, Albert Pike, in mehr

Sven T. /

Sehr viele Behauptungen, die ich so nicht bestätigen kann. Alleine dass das Wort Freimaurerorden (eine bestimmte Richtung der Freimaurer) und das Wort Freimaurer gleichgesetzt werden, zeigt schon wie mehr

Susann /

Prima Beitrag.
Allerdings das Klappern des Halsschmucks der Moderatorin nervt, und es stört die Konzentration. Gibt es denn keine Techniker im Studio, denen so was auffällt?
Ihr seid doch sonst so professionell.

S.L. /

Ich stimme dem zu, dass nicht alle Freimaurer-Logen okkult oder esoterisch sind, aber ALLE sind von Satan gesteuert und somit Götzendienst. Ein Freimaurer, der meint, ein Christ zu sein, belügt sich mehr

R.R. /

Der HERR liebt auch alle Freimaurer.

Die Redaktion /

Diese Ansicht können wir so nicht teilen. Wir sprechen okkulte Praktiken im Freimaurer-Orden an und warnen auch davor. Es wäre allerdings nicht angemessen, alle Freimaurer-Orden als okkult oder esoterisch zu bezeichnen.

U. W. /

Ich halte diesen Beitrag und vor Allem die Umschreibung von okkulten Praktiken für sehr verniedlicht. Bin enttäuscht, wie locker der ERF mit Esoterik und Okkultismus in Bezug auf den christlichen Glauben umgeht.

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