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© Goldmann Verlag

30.01.2014 / Rezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Dieser Mensch war ich

Was bleibt vom Leben? In „Dieser Mensch war ich“ geben Sterbende darauf ganz konkret Antwort.

Dieses Buch ist ein Buch über das Sterben, aber genauso eines über das Leben. Darin berichten verschiedenste Menschen über ihr Leben und ihre Einstellung zum Tod. Einige blicken voll Dankbarkeit auf ihr Leben zurück, andere mit Reue. Sie berichten von verpassten Chancen, freudigen Ereignissen oder auch banalen Alltagserlebnissen. Aber eines ist allen diesen kurzen Texten gemein: Sie haben das baldige Sterben im Blick.

Dem Tod kann sich keiner entziehen

"Dieser Mensch war ich",
Christiane zu Salm,
Goldmann, 17,99 Euro.
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Das Buch „Dieser Mensch war ich: Nachrufe auf das eigene Leben“ ist eine Sammlung von Nachrufen. Doch hier berichten nicht Angehörige über das Leben ihrer Lieben, sondern die Sterbenden kommen selbst zu Wort. Daher bestechen diese kurzen Texte durch schonungslose Ehrlichkeit. Vor dem Tod, so wird deutlich, lohnt es sich nicht mehr zu lügen, weder sich selbst noch anderen gegenüber. Einige der Schreiber erleichtern ihr Gewissen, anderen ist es wichtig, ihrer Familie ihre Liebe zu versichern, wieder andere ziehen ein Resümee über ihr Leben.

Da werden grundlegende Fragen aufgeworfen wie zum Beispiel: Habe ich genug Zeit mit meinen Kindern verbracht? Hätte meine Frau mir die Affäre verziehen, wenn ich ihr davon erzählt hätte? Warum hatte ich nie den Mut, eine Beziehung einzugehen? Gleichzeitig zählen die Sterbenden auf, worauf sie stolz oder wofür sie dankbar sind. Ein Fakt scheint aber in allen Rückblicken durch: Ganz gleich, was gewesen ist, das Leben lässt sich nicht mehr nachholen. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.

Die Sterbenden, die die Herausgeberin Christiane zu Salm für ihr Buch befragt hat, gehen sehr unterschiedlich mit ihrem Sterben um. Einige äußern Angst vor dem Tod, andere hoffen auf ein Leben danach, wieder andere gehen davon aus, dass nach dem Tod nichts mehr kommt und das auch gut so ist. Von unerschütterlichem Optimismus bis zu Hoffnungslosigkeit ist alles dabei. Eines aber zeigen die einzelnen Nachrufe: Dem Tod kann sich keiner entziehen. Man kann auf Aufschub oder Heilung hoffen, letztlich aber bleibt er Bestandteil des Lebens und muss akzeptiert werden.

Wie will ich mein Leben gestalten?

Welchen Mehrwert aber hat ein Buch mit Nachrufen für Christen? Schließlich wissen wir nicht nur, dass wir irgendwann sterben müssen, sondern haben auch eine Perspektive über den Tod hinaus. Wir brauchen uns keine Gedanken darüber machen, wo wir einmal nach dem Tod hingehen. Doch andere Fragen, die dieses Buch aufwirft, haben auch für Christen eine Relevanz: Was zählt wirklich im Leben? Woran werde ich mich noch erinnern, wenn ich einmal sterbe? Und was werde ich bereuen?

Es lohnt sich, solchen Fragen schon nachzugehen, wenn man noch fit und gesund ist; denn das Leben kann schnell zu Ende sein. Auch das macht „Dieser Mensch war ich“ deutlich. Daher lohnt sich dieses Buch auch für Menschen, die mitten im Leben stehen und sich eigentlich mit dem Tod nicht beschäftigen müssten. Denn obwohl dieses Buch keinen explizit christlichen Standpunkt zum Thema „Sterben“ bietet, zeigt es auf, was sterben bedeutet. Dadurch regt es zum Nachdenken darüber an, wie man sein Leben im Hinblick auf den eigenen Tod gestalten möchte. So kann es auch eine Hilfe für Kranke und Angehörige sein, die konkret vor der Herausforderung stehen, loslassen zu müssen.

Ein bisschen bedauernswert fand ich bei dem Buch, dass keine jungen Menschen zu Wort kommen. Alle Befragten sind jenseits der Vierzig . Natürlich leiden auch deutlich weniger junge Menschen an schweren Krankheiten. Dennoch fehlt dem Buch dadurch die wichtige Perspektive, wie man damit umgehen kann, sterben zu müssen, wenn man das Leben eigentlich noch vor sich hat.

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

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Kommentare (1)

Gepa /

Nachdem ich die Herausgeberin Christiane zu Salm im NDR Fernseher gesehen habe, als sie über ihre Arbeit im Hospiz und über das Buch berichtete, habe ich mir das Buch gekauft und es gelesen.
Ich war mehr

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