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© aboutpixel / Peter Ehrmann

12.05.2010 / Jahr der Stille / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Elke Janßen

Stille - Jahre

Wer bin ich, wenn ich nichts für Gott tue? Elke Janßen hat dazu in einem ungewollten Jahr der Stille besondere Erfahrungen gemacht.

Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt, als ich nach langem Nachdenken, Gesprächen und Gottes freundlichem Ja vor fast drei Jahren die Büchertischleitung in meiner Gemeinde in gute Hände abgab, ohne direkt etwas Neues zu beginnen. Ich wollte mir Zeit nehmen, für Gott, für mich selber, fürs Gebet, für Beziehungen, für meine Familie, einfach mal Ausatmen und in Ruhe hinschauen, was jetzt dran sein könnte.

Doch nach einigen Monaten wurde ich unruhig. Immer noch - Nichts?
Ausreichend Stille-Zeit hatte ich doch gehabt! Ich hatte ja schon immer gerne mitgearbeitet. Die Frage drängte sich mir auf: Wer bin ich eigentlich ohne „Job“? Wo möchte Gott mich haben? Aber ich hatte keine Idee. Warum war Gott so still?

Also wurde ich aktiv, besuchte mehrere Kongresse und ein Wochenendseminar zum Thema Lebensplanung und Berufung. Begeistert kam ich im Januar 2008 zurück. So eine kurze Coachingausbildung, das wäre doch gut. Doch die begann leider erst im September. Mist

Schon wieder warten - Stille
Ich wurde immer ungeduldiger, wartete. Endlich, nur noch zwei Wochen bis zur Fortbildung und dann plötzlich, wie aus heiterem Himmel: Bandscheibenvorfall. Außer Gefecht gesetzt, bewegungsunfähig, ich musste absagen.

Noch mehr Stille.

Diesmal verkroch ich mich in mein Bett. Ich war so müde und enttäuscht. Dabei hatte ich mich so angestrengt, ich wollte doch was tun, auch für Gott. Es kam mir aber alles so umsonst vor.

Doch merkwürdig: Plötzlich hörte ich sie, Gottes liebevolle Stimme, versteckt unter meiner Bettdecke: „Liebe Elke, ich habe dich nicht vergessen, ruhe Dich noch ein wenig aus, ich versorge dich, ich handle, mir entgleitet nichts aus meiner Hand. Du gehörst zu mir!“ Innerlich sehr zaghaft, aber dennoch getröstet, stieg ich aus meinem Bett, machte es mir in den nächsten Wochen „gemütlich“ auf meinem Sofa. Las mal wieder viel, blieb im Gespräch und im regen Austausch mit Gott. Meine Beziehung zu Gott wandelte sich in diesen Wochen sehr. Oft lagen wir einfach, bildlich gesprochen, gemeinsam auf einer Wiese, erzählten uns viel, lachten und genossen die Sonne.

Genau das Richtige für mich
Er weckte in mir neu die Leidenschaft, die das Seminar damals in mir geweckt hatte: Das weiter zu geben, was ich so mühsam über Jahre hinweg gelernt habe und andere zu ermutigen, das zu entdecken, was Gott in ihr Herz hineingelegt hat und wie ihr Leben zur Entfaltung kommen kann. Dafür wollte ich mich gerne ausbilden.

Nach langem Suchen fand ich eine gute einjährige Ausbildung in Systemischer Beratung, die ich im März 2010 abgeschlossen habe. Parallel dazu nahm ich an einem Mentorenprogramm für Hauptschüler mit Migrationshintergrund teil. Beides genau das Richtige für mich.

Zurzeit gibt es einige weitere Ideen und Gedanken. Was sich konkret daraus entwickeln wird, weiß ich nicht. Bin aber – meistens - relativ entspannt dabei und gespannt, wo und wie Gott Türen öffnet.

Mein Jahr der Stille hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Nicht so lange, nicht so intensiv, nicht so herausfordernd. Aber ich bin sehr glücklich darüber, dass mir Gott diese Zeit schenkte.

Soviel Stille - Zeit
Er schenkte mir die Zeit, die ich brauchte, um Dinge auszuprobieren, Vorstellungen zu ändern, mich Fragen und Verletzungen zu stellen, auch Fehler zu machen, mich von alten Ideen zu verabschieden, neue zu entwickeln. Nicht perfekt zu sein, kleine vorsichtige Schritte zu wagen. Mich nicht dauernd zu überfordern. Mich von Gott versorgen zu lassen und alles mit ihm besprechen zu dürfen.

Meine Beziehung zu Gott ist seitdem immer inniger, vertrauensvoller und liebevoller geworden und das genieße ich sehr, ganz neu, sehr intensiv, sehr nahe, sehr befreiend. Einfach so, ohne Stress. Er tut mir unendlich gut.

 

PS.: Für viele bedeutet Stille sicherlich etwas anders als für mich, vielleicht insgesamt ruhiger. Doch lassen Sie sich nicht davon abhalten auf Ihre ganz persönliche Entdeckungsreise in die Stille mit Gott zu gehen. Sie werden überrascht sein!

Ihr Kommentar

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Kommentare (7)

Elke Allaert /

Danke, liebe Elke, ein guter Text. Mut zur Stille für uns ungeduldige action-Leute. Ich kann vieles gut nachempfinden. Freue mich auf ein Wiedersehen mit Dir und den jesus-online.autoren im Juni!!! Gott segne Dich!, die andere Elke

John /

Christus und andere mußten durch die Wüste gehen. Die Art von Stille damals. Auch heute noch werden Christen durch solche Lernphasen geführt. Kann unterschiedlich lange dauern bzw.intensiv sein. Ein Christ wird wie sein Herr durch die Wüste (Stille?) geführt.

Jutta /

Vielen Dank- auch für das Vetrauen, uns all das hier mitzuteilen. Dieser Beitrag ist für mich heute eine Gebetserhörung, denn Gott hat mir dadurch zwei Impulse geschickt!

Robert /

Danke für diesen offenen und mutmachenden Artikel, unkonventionelle Wege zu wagen.
»Durch Stille sein und hoffen würdet Ihr stark sein.« (Jesaja 30, 15)
Sie haben scheinbar erlebt, was dieses Wort uns allen sagen möchte ; )
Liebe Grüße
Robert

faith /

Liebe Frau Janßen,
dieser Artikel hat mich zutiefst berührt und getröstet, denn ich befinde mich gerade in einer solchen (auch von mir völlig anders vorgestellten) Stille - Zeit.
Danke für diesen Artikel!
Lg.

claudia /

Liebe Elke, da sie gerade hinter sich zu haben scheinen, wo ich mitten drin stecke (Stille durch Krankheit), hat mich ihr Bericht sehr berührt, da auch ich manchmal diese Unruhe und diesen Tatendrang mehr

Hehe /

Sehr schöner Artikel. In so einer Phase bin ich nun auch. Habe mein Presbyteramt niedergelegt. Mal schauen, was nun kommt.

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