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14.12.2007 / / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Elke Allaert

„Sie haben meine Zwillinge ermordet“

Eine niederländische Zeitschrift hat einen Artikel über Männer veröffentlicht, die unter der Abtreibung ihrer Kinder leiden. In den meisten Fällen haben die Frauen allein oder mit ihrem neuen Partner die Entscheidung gefällt. In den Niederlanden hat ein Vater keinerlei Rechte. Abtreibung ist per Gesetz erlaubt. Es wird als eine „normale Handlung“ im Zusammenleben betrachtet.

Günther, 35, lernte Judith in der Uni Delft kennen. Noch bevor sie heirateten wurde Judith schwanger. Sie bewarb sich in einem Architektenbüro und wurde angenommen, obwohl die Geburt noch in die Probezeit fiel. Aber Judith änderte plötzlich ihre Meinung, sie wollte Karriere machen und dazu passte ein Kind nicht. Zudem hatte sie inzwischen einen andern Mann kennen gelernt.

Günther war verzweifelt, er kämpfte gegen Judiths Entschluss, eine Abtreibung vorzunehmen, war sogar bereit seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Mittlerweile wussten sie, dass Judith Zwillinge erwartete. Judith hatte zunächst mehrere Termine in der Abtreibungsklinik abgesagt, aber an einem Oktobertag ging sie doch mit dem neuen Partner in die Klinik und ließ ohne großes Nachfragen die Kinder abtreiben.

Günther ist wütend, verzweifelt, fühlt sich machtlos und schuldig, weil er seine Kinder nicht schützen konnte. Judith lebt inzwischen mit ihrem neuen Mann zusammen, der von Günther verlangt, er solle „mehr Respekt vor Judiths Entschluss haben.“

Ähnlich ging es dem 54jährigen Peter, der nach 20 Jahren immer noch weint, wenn er darüber spricht, wie er sein Kind verlor. Seine Frau war nicht von ihrem Entschluss abzubringen. Er war noch mit in der Klinik gewesen, dort hatte man ihn angeschnauzt und wie Dreck behandelt, weil man ihn für den Anstifter hielt.

„Ich ging daran kaputt“, berichtet Peter. „Depression, Zorn und Scham, alles kam hoch. Ich hatte kein körperliches Verlangen mehr nach meiner Frau. Sie wollte nicht einmal mein Kind in sich tragen! Schließlich zerbrach unsere Ehe. Niemand hat mir je erzählt, dass es so weh tut. Es ist immer noch ein wunder Punkt, der nicht heilen will.
Ich habe mit der Klinik Kontakt aufgenommen, in der unser Kind weggeholt wurde. Ich bekam eine kurze Mail, dass die Klinik »diese Art von Hilfe« nicht anbietet. Sie könnten mich an einen Sexologen verweisen, schrieben sie. Als ob dies das einzige Problem sei.“ Peter, der stämmige Polizist, stockt und weint. „Schlussendlich haben sie mich zur niederländischen Stiftung „Schreeuw om Leven“ (Cry for Life) geschickt – quasi zu ihrem Feind!“

Dort fand Peter Hilfe, doch erst über eine amerikanische Adresse. In den Niederlanden hat ein Vater keinerlei Rechte. Abtreibung ist per Gesetz erlaubt. Es wird als eine „normale Handlung“ im Zusammenleben betrachtet.

Inzwischen ist ein Umdenkprozess in Gang gekommen. Auch Andre Rouvoet von der Partei „ChristenUnie“ beginnt, sich Gedanken über die Vaterschaft zu machen. „Im Gesetz ist festgelegt, dass Männer Verantwortung tragen, sobald das Kind geboren ist. Es ist also kurios, dass sie in diesem Rahmen nicht genannt werden. Ich würde es sehr befürworten, wenn das Kabinett dies aufgreift und in der Evaluation des Gesetzes berücksichtigt.“

Michael van der Mast von „Cry for Life“ sagt: „Ein Mann will auf einigen Gebieten seines Lebens gut funktionieren. Das Zeugen von Nachkommen, Sorge und Schutz für die Familie, etwas für die Gesellschaft leisten und Familie und Leben genießen. Wenn


Nach dem Artikel 
Ook mannen lijden onder abortus
(„Auch Männer leiden unter Abtreibung“)
gefunden in der „Visie“, einer Zeitschrift des „Evangelische Omroep“
(Niederländischer christlicher Rundfunk)
Mit freundlicher Genehmigung


seine Partnerin sich zu einer Abtreibung entschließt bedeutet das für ihn, dass er auf diesem Gebiet versagt hat. Zorn, Bosheit ist bei Männern nach einer Abtreibung oft zu beobachten. Es ist eine innerliche Wut, die sich in Form von destruktivem Verhalten äußern kann. Auch kann eine enorme Versagensangst entstehen. Das kompensiert der Mann indem er auf anderen Gebieten glänzt, zum Beispiel an seiner Arbeitsstelle. Manchmal baut er auch einen starken Frauenhass auf. Beziehungen stranden, der Mann kann eine Sucht zur Pornografie oder Selbstbefriedigung entwickeln. In Amerika gibt es sogar Fälle, in denen Männer homophil geworden sind.“

Siem Buijs von der CDA gibt zu bedenken: „Wenn man die Rechte der Männer gesetzlich festlegt, kann das auch für abscheuliche Situationen auf der Gegenseite sorgen. Was passiert dann mit Vergewaltigern oder Männern, die sich aus der Situation „verflüchtigt“ haben?“

Soweit die „Visie“.

Letzteres ist ein Gedanke, der sicherlich seine Berechtigung hat.

Aber was machen wir als Gesellschaft, als verantwortungsvolle Bürger, als Christen mit den vielen alleingelassenen Vätern, die keine werden durften? Ist es eine Lösung, ihnen gesetzlichen Schutz und einen gewisse „rechtliche Genugtuung“ zuzusichern? Wohin schicken wir sie mit ihrem Schmerz – demselben Schmerz den doch auch Mütter erleiden, die ein Kind unfreiwillig verloren haben, die Gott anklagen und fragen, warum er erst Leben entstehen lässt um es gleich wieder sterben zu lassen.

Ja, ich glaube das ist der beste Platz: das Vaterherz Gottes, das diesen Schmerz aus eigener Erfahrung kennt.

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Kommentare (1)

Bernhard K. /

Hallo,
mich macht der Artikel sehr betroffen.
Ich bin aus christlicher Überzeugung ein -Gegner der Abtreibung. Verharmlosend spricht ja vom Schwangerschaftsabbruch, was aber die Realität nicht mehr

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