Navigation überspringen
© Brian Wangenheim / unsplash.com

03.05.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Mund auf und handeln!

Warum es gilt, für Gerechtigkeit einzustehen – mit Wort und Tat.

Wenig empfinde ich als so befriedigend, wie am Sonntagabend um 21:45 nach dem „Tatort“ den Fernseher auszuschalten. Ein Mörder wurde gefasst, Unrecht bestraft, die Welt wieder etwas sicherer gemacht. Zumindest in der Fiktion.

Nun sind nicht alle Menschen begeisterte Krimifans, aber es ist kaum zu leugnen, dass dieses Genre in der Buch- und Filmbranche eines der beliebtesten ist und das schon seit Jahrzehnten. Sicherlich hat daran auch ein gewisser Gruselfaktor einen Anteil, aber vor allem befriedigt uns das Gefühl, mit dem uns ein guter Krimi entlässt: Unrecht wurde aufgedeckt und Gerechtigkeit wiederherstellt.

Der Wunsch nach Gerechtigkeit steckt in uns

Tatsächlich reagieren die meisten Menschen sehr empfindlich auf Unrecht und Ungerechtigkeit. „Das ist aber ungerecht!“ ist einer der Sätze, den man von Kindern besonders häufig hört. Sie haben feine Antennen dafür, wie die Welt zu sein hat. Ungerechtigkeit stört uns, besonders, wenn wir sie selbst erleiden. Was richtig und was falsch, was gerecht und was ungerecht ist, ist tief in uns verankert. Gott hat dieses Gespür in unser Herz gelegt.

So ist es nicht erstaunlich, dass viele der zehn Gebote sich auch in völlig anderen Kulturkreisen wiederfinden und sich dort unabhängig von der Bibel entwickelt haben. Natürlich gibt es auch deutliche Unterschiede, aber etliche ethische Maßstäbe, die der Gott Israels seinem Volk als Handlungsanweisung gab, galten auch in anderen Kulturen. Bis heute sind sie noch die Stütze vieler Gesellschaften, selbst dort, wo kaum noch Menschen überhaupt an einen Gott glauben.

Gerechtigkeit passiert nicht von selbst

Gleichzeitig stellt jede und jeder von uns irgendwann fest, dass diese Welt trotz aller guter Gesetze, ethischer Regeln und Verhaltensvorschriften nicht gerecht ist. Denn auch wenn wir ein Gespür für Gerechtigkeit mitbringen, fällt es uns nicht immer leicht, danach auch zu handeln.

In uns kämpfen zwei Regungen unaufhörlich miteinander: Der Wunsch nach Gerechtigkeit und das Drängen, am Ende doch ein klein bisschen besser als der andere dazustehen. Wir sind nicht immer so gerecht, wie wir gerne sein würden. Wenn mir jemand Unrecht tut, wehre ich mich lautstark. Doch stehe ich auch genauso mutig ein für das Unrecht, was anderen geschieht?

Die Bibel sagt hier ganz klar, was unsere Aufgabe ist. In Sprüche 31,8 heißt es: „Öffne deinen Mund für den Stummen, für den Rechtsanspruch aller Schwachen!“ Weiter geht es in Vers 9 mit: „Öffne deinen Mund, richte gerecht und schaffe Recht dem Elenden und Armen!“

Ungerechtigkeit benennen – eigentlich ganz einfach?

Bei Unrecht einfach nur den Mund aufmachen. Das klingt befreiend leicht. Als Redakteurin denke ich da an die vielen Beispiele in der Geschichte, in denen mutige Journalistinnen und Journalisten Unrecht oder Betrug ans Tageslicht brachten. Ich erinnere mich an die Watergate-Affäre oder den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Boston, die mutige Redaktionsteams aufdeckten. Mein eigenes Berufsverständnis fußt auf diesem Denken. Doch – und das vergessen wir leicht – Gerechtigkeit hat immer auch einen Preis.

Denn mehr Journalistinnen und Journalisten sterben für ihren Einsatz hinter Gefängnismauern, als zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Wer sich für Gerechtigkeit einsetzt, muss damit rechnen, dass ihm dabei Steine in den Weg gelegt werden. Wer Unrecht tut, will nicht dabei entlarvt werden. Das geht teils sogar so weit, dass Unrecht dreist zu Recht erklärt wird. Hier mutig den Mund aufzumachen, ist nicht so einfach, wie es zunächst scheinen mag.

Gerechtigkeit beginnt bei mir selbst

Vor allem aber bedeutet für Gerechtigkeit einzustehen, bereit zu sein, selbst zurückzustecken. Wir müssen dem eigenen Denken, es doch etwas besser zu treffen als der andere, den Kampf ansagen. Es reicht keinesfalls, Unrecht nur zu benennen. Deshalb fordert uns die Bibel in den Sprüchen nicht nur zum Reden, sondern auch zum Handeln auf: „Schaffe Recht dem Elenden und Armen!“

Ich kann völlig zu Recht anprangern, dass Näherinnen in Südasien schlecht bezahlt werden, aber erst meine eigene Kaufentscheidung macht den Unterschied. Und seien wir hier ehrlich: Wenn es darum geht, ob mein Tee, meine Schokolade oder meine Kleidung fair gehandelt sind, drücken wir alle gerne mal beide Augen zu. Bei unserem Streben nach Gerechtigkeit steht uns nichts so sehr im Weg wie unser eigener Egoismus.

Es reicht keinesfalls, Unrecht nur zu benennen. Deshalb fordert uns die Bibel in den Sprüchen nicht nur zum Reden, sondern auch zum Handeln auf: „Schaffe Recht dem Elenden und Armen!“

Ich muss mich also immer wieder an die eigene Nase packen und mich fragen: Wo versuche ich einen Vorteil auf Kosten eines anderen zu erlangen? Nicht alles lässt sich ändern, denn – auch da müssen wir realistisch sein – wir leben in einem zutiefst ungerechten System. Aber wo ich etwas ändern kann, wo meine Stimme und mein Handeln Unrecht verhindern können, da möchte ich noch beherzter als bisher für Gerechtigkeit einstehen. Sind Sie dabei?

 

An dieser Stelle sei auch unser Engagement von ERF Global Hope erwähnt. ERF Global Hope unterstützt weltweit christliche Medienprojekte für Menschen, die besonders die Hoffnungsbotschaft von Jesus brauchen. Oft sind dies Menschen, die in irgendeiner Form benachteiligt sind. Unsere Programme wollen Ermutigung für Arme und Schwache sein. Nicht nur für, sondern auch zu ihnen wollen wir sprechen.
 

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (1)

Annette W. /

Angesichts ihres Themas Solidarität liegt Folgendes auf dem Herzen: Wie oft erleben wir unter Kollegen, Eltern und Bekannten, dass über andere Kollegen Lehrer, andere Bekannte hergezogen wird, dass mehr

Das könnte Sie auch interessieren