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© Joshua Earle ICE / unsplash.com

26.02.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Steffen Brack

Die Wahrheit ist schon auf dem Weg (1)

Wer sucht eigentlich wen?

 

 

Immer wieder haben sich Menschen auf die Suche gemacht: auf die Suche nach Wahrheit. Nach etwas, worauf sie sich vollkommen verlassen können – mit ihrem ganzen Leben, mit ihrer ganzen Existenz. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Auf der Suche

Auch ich habe gesucht – nach Wahrheit. Wenn auch nicht gerade besonders intensiv und zielgerichtet. Meine Eltern gingen ziemlich regelmäßig sonntags in die Kirche. Und sie schickten meine Geschwister und mich auch ganz bewusst zum Kindergottesdienst. Manchmal waren wir die einzigen Kinder. Und ich bin mir sicher: meine Eltern haben das alles durchaus ernst genommen.

Zuhause haben wir manchmal auch über Gott und Glauben diskutiert. Aber es blieb immer ein ordentlicher Rest Zweifel. Sicher gab es so etwas wie Gott oder zumindest eine Art göttlicher Kraft, die ordnend im Universum eingreift. Aber wer und wie Gott nun tatsächlich ist? Das war für mich völlig unklar. Deshalb war ich auch offen für die Wahrheiten, die ich in den verschiedensten Religionen zu finden hoffte. Und in den Errungenschaften der Philosophie.

Ich habe aber sicherlich nicht pausenlos nach den letzten unverrückbaren Wahrheiten gesucht, die es vielleicht gibt – irgendwo zwischen Himmel und Erde. Das passierte bei mir eher so zwischendurch und nebenbei. Und doch bin ich dann irgendwann wirklich auf Wahrheit gestoßen. Und das hatte viel mit meiner Familie zu tun.

Ganz entscheidend war sicher, als meine Mutter beim Spazierengehen eine Bekannte getroffen hat – vollkommen ungeplant. Die beiden kommen ins Gespräch. Und schließlich lädt die Frau meine Mutter ein. Und zwar zu einem Hauskreis. Also zu einem Treffen in einem privaten Wohnzimmer, bei dem die Menschen, die sich treffen, über Gott sprechen und über den Glauben, zusammen in der Bibel lesen und miteinander beten. Meine Mutter wurde hellhörig, sprach mit meinem Vater darüber – und sie gingen zusammen hin.

Dort fanden sie, was sie schon seit Jahren gesucht hatten. Die Möglichkeit, über Gott zu reden, ihren Glauben an ihn zu vertiefen. Und Gott schließlich auch selbst zu erfahren. Das hat das Leben meiner Eltern gründlich verändert – zum Guten hin. Und meine beiden Geschwister und ich haben das natürlich hautnah mitbekommen. Irgendwann ging auch meine Schwester mit zu den Treffen und später auch mein Bruder. Und alle machten die Erfahrung: Wir können Gott tatsächlich kennenlernen.

Und solche Menschen hatte ich dann um mich. Jeden Tag. Das ließ mich natürlich nicht unberührt. Und dadurch habe ich jene überraschende Entdeckung gemacht, die mit einem Mal alles umkehrt: Denn plötzlich wird der Sucher – in diesem Fall ich – zu jemandem, der selbst gesucht wird – und zwar von der Wahrheit höchstpersönlich. Leidenschaftlich gesucht von einer Wahrheit, die mich ansieht, einlädt und willkommen heißt.

Ganz unerwartet habe ich mich nun ja in der Lage befunden, dass ich von lieben Menschen umgeben war, die von sich sagten: Wir glauben jetzt an Gott. Wir kennen ihn nun. Und lernen ihn immer besser kennen. Obwohl ich also nicht intensiver gesucht habe, war die Frage nach Gott mit einem Mal ganz nah an mich herangerückt. Von sich aus gewissermaßen. Und damit ist in meinem Leben etwas geschehen, auf das ich von mir aus gar nicht gekommen wäre: Dass nämlich nicht nur ich auf der Suche bin – mal mehr, mal weniger. Sondern dass da jemand ist, der mich sucht. Der nach mir fragt. Und das ist Gott selbst. Er und seine Wahrheit, die mir nachgehen, mich ansprechen und mich einladen.

Schon auf dem Weg

Einer der engsten Vertrauten von Jesus hieß Johannes, Sohn des Zebedäus (Matthäus 4,21). In seinem Bericht über Jesus – vor fast 2.000 Jahren verfasst – schreibt Johannes gleich zu Anfang, im ersten Kapitel, Vers 14:

Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch aus Fleisch und Blut. Er lebte unter uns. Und wir haben seine Macht und Hoheit gesehen, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat - ihm, seinem einzigartigen Sohn. Gottes ganze Gnade und Wahrheit sind in ihm zu uns gekommen (Johannes 1,14).

Johannes spricht hier von „dem Wort“. Und in seinen Aussagen zuvor erklärt er dazu: Dieses Wort war schon immer da, noch bevor irgendetwas geschaffen wurde. Und dieses Wort ist von Ewigkeit her schon immer bei Gott gewesen. Ja, dieses Wort ist Gott gleich. Und das bedeutet im Grunde genommen: dieses Wort ist selbst Gott (vgl. Johannes 1,1-3). Für meine mitteleuropäischen Ohren aus dem 21. Jahrhundert klingen jene Sätze des Johannes vielleicht etwas schräg – und womöglich schon beinahe mystisch. Und doch sind sie in sich vollkommen klar und logisch.

Und schließlich enthüllt Johannes, was es denn mit jenem Wort auf sich hat, von dem er hier berichtet. „Das Wort wurde Mensch, ein wirklicher Mensch aus Fleisch und Blut.“ Damit ist klar: Johannes spricht hier von Jesus, dem Christus, dem Sohn Gottes. Der war schon von Anfang an da. Er war bei Gott – und zwar schon immer. Und in allem Gott gleich. Was ja bedeutet: Jesus, der Gottessohn, ist selbst Gott. Wahrer Gott, so wie Gott, der Vater, Gott ist.

Viele weitere Aussagen im zweiten Teil der Bibel, im Neuen Testament, bestätigen das. Ein Beispiel: Jesus ist im Gespräch mit einigen seiner jüdischen Landsleute. Und dabei weist er sie auf die verblüffende Tatsache hin: Bevor Abraham geboren wurde, habe ich schon existiert (Johannes 8,58; vgl. Johannes 17,5; Kolosserbrief 1,15-17; Römerbrief 11,36). Abraham lebte vor etwa 4.000 Jahren. Und damit also ungefähr 2.000 Jahre vor der Geburt von Jesus. Und doch war Jesus auch damals schon längst da. Denn er ist ewiger Gottessohn, so ewig wie Gott, der Vater. Durch seine Empfängnis und Geburt wurde Jesus nicht ins Dasein gerufen. Aber dadurch wurde der ewige Sohn Gottes Mensch.

Und weiter schreibt Johannes – gleich am Beginn seines Berichts über Jesus:

Und wir haben seine Macht und Hoheit gesehen, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat - ihm, seinem einzigartigen Sohn. Gottes ganze Gnade und Wahrheit sind in ihm zu uns gekommen (Johannes 1,14).

Dass Johannes an Jesus die „göttliche Hoheit und Macht“ gesehen hat, die Gott, der Vater, seinem Sohn Jesus verliehen hat, das kann ich ganz gut nachvollziehen. Vor allem wenn ich mir bewusst mache, dass Jesus – ebenso wie der Vater auch – ewiger Gott ist. Aber die nächste Aussage macht mich stutzig: „Gottes ganze Gnade und Wahrheit sind in ihm zu uns gekommen.“ Johannes schreibt hier: Gottes ganze Wahrheit ist in Jesus zu den Menschen gekommen. Zu Johannes und zu allen, denen Jesus damals begegnet ist. Das ist doch irgendwie sonderbar. Wahrheit, auch die, nach der ich gesucht habe.

Wahrheit ist in meinen Augen nicht etwas, das auf Menschen zukommt. So wie eine Person auf mich zukommt. Mir begegnet. Und im besten Fall vielleicht sogar eine Beziehung zu mir aufbaut. Nein, Wahrheit verhält sich nach meiner Vorstellung doch nicht wie eine Person. Wie eine Person, die von sich aus auf dem Weg ist. Auf dem Weg zu uns – zu mir und zu Ihnen. Für mich ist Wahrheit z.B. die Aussage: Zwei plus Zwei ist gleich 4. Und Wahrheit könnte auch die Aussage sein: Es gibt Gott. Oder eben auch: es gibt Gott nicht. Je nach dem, was denn nun wahr ist.

Aber Johannes erklärt hier etwas ganz anderes: Gottes ganze Wahrheit – und auch seine ganze Gnade – Gottes ganze Wahrheit ist von sich aus ganz aktiv auf dem Weg. Auf dem Weg zu uns Menschen.

Gottes Wahrheit – und vielleicht sogar die Wahrheit überhaupt – ist an eine Person geknüpft. An Jesus.

Und diese Wahrheit „ist zu uns gekommen“ schreibt Johannes. Zu ihm, zu seinen Freunden, zu uns Menschen. Und damit auch zu mir – und zu Ihnen. Johannes bezeugt das in seinem Bericht. Er hat das alles selbst erlebt. Hat Jesus gesehen. Hat erkannt, dass Jesus der ewige Sohn Gottes ist. Und dass mit Jesus die ganze Wahrheit Gottes zu ihm gekommen ist. Und zu den Menschen. Die Wahrheit in Person ist sozusagen zu uns gekommen. Und diese Tatsache ist Johannes offenbar so wichtig, dass er sie gleich ein paar Sätze weiter noch einmal wiederholt. Er schreibt in Vers 17:

Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben. Die Gnade und die Wahrheit aber kamen durch Jesus Christus (Johannes 1,17).

Johannes lässt also keinerlei Zweifel daran aufkommen, was er meint. Die Wahrheit Gottes ist an Jesus gebunden. An ihn als Person. Und das offensichtlich so unauflösbar, dass Johannes noch einmal bestätigt: Gottes Wahrheit ist uns begegnet, als Jesus zu uns gekommen ist. In Jesus ist die ganze Wahrheit Gottes. Und wo Jesus hinkommt, dort ist auch Gottes Wahrheit.

Für mich heißt das: wer die Wahrheit sucht – und finden will, – der ist bei Jesus genau richtig. Ja noch mehr: Weil Jesus ganz von sich aus zu uns Menschen gekommen ist, – und auch zu mir kommen will, – hat er meine Suche umgekehrt.

Nicht nur ich suche die Wahrheit. Nein. Jesus und die ganze Wahrheit, die mir mit ihm begegnet, sie sind auf der Suche nach mir. Und zwar mit der ganzen Leidenschaft, derer Gott fähig ist.

Jesus hat das einmal so formuliert: „Ich bin (w.: der Menschensohn ist) gekommen, um die verlorenen [Menschen] zu suchen und zu retten.“ (Lukas 19,10). Ich bin nicht nur ein Sucher. Sondern ich werde gesucht. Von Jesus selbst. Und er will mich retten aus meinem verlorenen Zustand. Nämlich ohne Gott zu sein. Ihn nicht zu kennen. Und nicht wissen, wie sehr er mich lieb hat. Das stellt meine Vorstellung von der Suche nach der Wahrheit auf den Kopf. Und zwar total. Die Wahrheit ist schon auf dem Weg. Auf dem Weg zu mir. Und zu Ihnen. Um uns zu suchen. Und zu retten.

Der Artikel wird in Teil 2 fortgesetzt.

 Steffen Brack

Steffen Brack

  |  Coach Evangelisation & Follow-Up

Theologe und Redakteur, verheiratet, drei Kinder. Begeistert von Gottes unerschütterlicher Liebe.

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