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02.09.2011 / Themenwoche Vater und Sohn / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Emmerich Adam

Dem wahren Vater begegnen

Gott will unser Vater sein. Leider sind das nicht für jeden gute Nachrichten. Was man tun kann, wenn der eigene Vater das Gottesbild verdunkelt.

„Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater.“ (Gal 4, 6)

Welches Verhältnis hat sich Gott für uns ausgedacht? Das eines Herrschers zu seinen Untergebenen? Dies wäre sein gutes Recht! Aber er hat sich entschieden, uns zu Söhnen zu erklären. Wenn wir zu Gott gehören, dürfen wir ihn „Abba“ nennen - im Aramäischen die vertrauliche Form, in der man den Familienvater anredet, zu übersetzen etwa mit „Papa“ oder „Vati“.

Vati

Welches Verhältnis zu Gott haben Sie, ganz persönlich? Unser Gottesbild ist sehr stark geprägt von unserem Verhältnis zum biologischen Vater. Dieses war nicht unbedingt gut. Aber auch wenn Sie zu den wenigen Männern gehören sollten, die tatsächlich (und nicht nur eingeredet) einen wirklich guten Vater hatten - auch er hat Spuren in Ihnen hinterlassen, die Ihr Gottesbild verdunkeln, vielleicht, ohne dass Sie es merken. Sagen Sie mal „Vati“ zu Gott. Wie leicht oder schwer fällt Ihnen das? Müssen Sie sich überwinden, ihn so anzureden? Für Jesus war es normal, seinen himmlischen Vater so anzusprechen (z. B. in Mk 14, 36). Sein Verhältnis zu ihm war äußerst innig.

Gott begegnen

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber meinte einmal: „Alles wahre Leben ist Begegnung.“ Begegnung, Beziehung ist wesentlich (auch) für das Christentum. Der christliche Glaube ist mehr als eine „Buchreligion“, die auf der Bibel basiert. Er ist mehr als der Glaube daran, dass es einen Gott gibt, er ist Glaube an Gott, Glaube an Jesus Christus, in dem sich Gott den Menschen geoffenbart hat. Der christliche Glaube ist eine „Beziehung(sreligion)“ - dies unterscheidet ihn von den meisten anderen Religionen.

Genau hier liegt die Herausforderung insbesondere für uns Männer: Inwieweit sind wir willig und fähig, uns auf die Begegnung mit Gott, auf eine Beziehung zu ihm einzulassen? Nicht nur seinen Willen zu tun, es ihm nicht nur recht machen zu wollen, sondern Gemeinschaft mit ihm zu haben? Hier liegt eine unvorstellbare Chance für viele verwundete Männer! Denn eine echte Begegnung mit dem himmlischen Vater, gelebte Beziehung mit ihm, kann uns von so manchen Verletzungen heilen. Es ist sicher gut, die Versöhnung mit dem biologischen Vater zu suchen, sofern dies (noch) möglich ist. Aber unser Heil(werden) ist nicht davon abhängig.

Gott suchen

Eine Begegnung kann man nicht erzwingen, erst recht nicht die mit Gott - durch keinerlei Anstrengungen, Leistungen, spirituellen Übungen oder sonstigen geistlichen Praktiken! Aber wir können ihn suchen, von ganzem Herzen, ohne vorschnell aufzugeben. Manchmal lässt er sich nach Minuten finden, manchmal erst nach Jahren. Aber dass er sich finden lässt, hat er uns verheißen (z. B. in Mt 7, 8).

Wir laufen alle Gefahr, Gott aus den Augen zu verlieren - auch, wenn wir schon lange Christen sind. Das Suchen ist keine einmalige Angelegenheit, sie wird immer dann (wieder) nötig, wenn irgend etwas wichtiger wird als Gott selbst. Sogar ein geliebter Mensch, nicht einmal unsere Berufung darf wichtiger werden als Gott. Sobald uns irgendetwas oder - jemand wichtiger wird, ist es Zeit, Gott zu suchen.

Wie sucht man Gott? Am besten, indem man ihn direkt anspricht. Manche haben ihn gefunden, indem sie zu ihm sagten: „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann offenbare dich mir!“ Andere, bereits Christen, haben ihn (wieder)gefunden, indem sie zu ihm sagten: „Vati, du kommst mir so weit weg vor, zieh mich hin zu dir!“

Wann haben Sie das letzte Mal Gott gesucht?


Der Text stammt aus dem christlichen Männermagazin Adam Online, das von Emmerich Adam geleitet wird. Er ist Diplom-Theologe, verheiratet und Vater von drei Kindern.

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Kommentare (2)

rosi sch /

IM LAUFE MEINES LEBENS HABE ICH ERFAHREN, DASS DIE LIEBE MEINES GOTTES, MEINES VATERS ALLES DENKEN WEIT ÜBERSTEIGT.
SIE IST WIE EIN MEER, TIEF UND WEIT-SIE HÄLT VIEL AUS UND KANN WARTEN.
DIES WIRD DEUTLICH AN DER GESCHICHTE DES VERLORENEN SOHNES.
WO IST EIN SOLCHER GOTT WIE DU?

Rosmarie S. /

Vielen Dank, ein sehr, sehr guter Artikel, der gerade zum richtigen Zeitpunkt veröffentlicht ist. Der Heilige Geist spricht dadurch.
Ich versende diesen Artikel auch an andere Personen. Vielen Dank für diese Möglichkeit!
Mit schwesterlichem Gruß und den besten Segenswünschen
Rosmarie S., Nürnberg

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