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16.05.2016 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Anna Maria Spieß

422 Facebook Freunde

Der Blick auf mein Gegenüber kann helfen, sich weniger einsam zu fühlen.

Ich habe ein Video im Internet gesehen, in dem ein junger Mann – auf Englisch und in Reimform – deutlich macht, dass unsere sozialen Netzwerke ganz schön unsozial sind. Er erklärt, dass er 422 Facebook Freunde hat, sich aber trotzdem oft einsam fühlt. Er erläutert, dass wir große Momente unseres Lebens verpassen,  weil wir mehr damit beschäftigt sind, uns zu inszenieren, anstatt ehrliches Interesse an unserem Gegenüber zu zeigen. Das Video zeigt Momente aus dem Alltag von Menschen, die mir nur allzu bekannt vorkommen. Wie oft verschicke ich schnell eine WhatsApp Nachricht, während mein Partner mit mir spricht? Wie oft starre ich auf mein Handydisplay anstatt mein Gegenüber anzusehen? Und wie oft fühle ich mich trotz der vielen Kontakte einsam?

Früher war auch nicht alles besser

Als Christ bin ich davon überzeugt, dass nicht nur ich mit Gott sprechen kann, sondern dass er auch zu mir reden möchte, zum Beispiel durch Personen oder Impulse. Ich habe schon oft erlebt, dass mir unterwegs plötzlich jemand aufgefallen ist, der Hilfe braucht. Nicht immer hatte ich Lust, zu helfen. Aber manchmal war der Impuls so stark, dass ich wusste: Da habe ich jetzt keine Wahl. Ich muss meine Komfortzone verlassen, weil Gott möchte, dass ich aktiv werde!  Als ich nun das Video gesehen habe, musste ich mich fragen: Lasse ich mich im Alltag von Gott leiten oder von den sozialen Netzwerken ablenken? Schaffe ich es, im richtigen Moment den Blick nach oben zu richten und das zu tun, was Gott von mir möchte?

Ein Blick in die Bibel verrät mir, dass die Menschen auch damals, als es noch keine sozialen Netzwerke oder Smartphones gab, Probleme hatten, auf Gott zu hören. Oft waren sie unsicher, ob es wirklich Gott war, den sie gehört hatten. Oder sie fühlten sich zu schwach, um eine große Aufgabe in Angriff zu nehmen. In Matthäus 14,25-32 können wir lesen, wie der Jünger Petrus auf dem Wasser geht, weil Jesus ihn auffordert, mutig zu sein. Doch dann wendet er den Blick von Jesus ab, richtet ihn auf die Wellen und bekommt Zweifel. Er beginnt zu sinken, bis Jesus ihn rettet.

Die Geschichte zeigt, dass es auch damals, als Jesus auf der Erde war, nicht einfach war, den Blick nur auf ihn zu richten. Dabei ist genau der so wichtig: Wenn ich nämlich meinen Blick auf Jesus – und von meinem Smartphone weg – richte, bekomme ich ein Gefühl für meine Mitmenschen. Ich sehe plötzlich die weinende Mutter im Zug neben mir. Und den verzweifelten Bettler an der Straße. Jetzt kann ich mich entscheiden: Poste ich lieber ein Instagramfoto, um noch mehr Likes zu bekommen, oder helfe ich, ganz ohne Eigennutz?   

Weniger einsam durch realen Kontakt

Wenn ich nun abends auf dem Sofa sitze und durch Facebook scrolle, um zu schauen, was meine Freunde gerade machen, könnte ich doch noch etwas anderes tun: Ich könnte mir Zeit nehmen und für jeden Einzelnen beten. Ich könnte sie Gott anbefehlen. Und wenn ich dann schon an sie denke, könnte ich mein Smartphone doch auch einmal für das nutzen, für das es ursprünglich gedacht ist: Zum Telefonieren. Wenn ich dann das Lachen meiner besten Freundin nicht nur auf ihrem Profilfoto sehe, sondern live höre und wir zusammen Pläne schmieden, wann wir uns das nächste Mal treffen, dann fühle ich mich auch gleich viel weniger einsam.

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