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22.10.2011 / Notizblog / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Michael Gerster

Von schlechtem Wein und der zweiten Chance

Ric Elias hat sein Leben noch einmal geschenkt bekommen – und seine Prioritäten neu geordnet. Ein gutes Beispiel für jeden Christen.

Nur wenige Menschen bekommen die Chance, einen Blick in die Zukunft zu werfen und daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen. Doch immer wieder berichten Menschen, die Nahtoderfahrungen hatten oder von einer eigentlich tödlichen Krankheit geheilt wurden, wie sehr sich ihr Leben dadurch verändert hat. Meist schätzen sie ihr Leben nach dem Tag X ganz neu wert. Und sie beginnen, ihre Prioritäten zu ordnen.

Der Geschäftsführer der erfolgreichen, amerikanischen Firma Red Ventures, Ric Elias, erlebte einen solchen Tag X. Er saß in dem Flugzeug, das 2009 auf dem Hudson River notwassern musste. In einem kurzen, aber eindrücklichen Vortrag schilderte er jetzt, wie sich sein Leben danach verändert hat. Drei Erkenntnisse hat er für sich aus seiner Erfahrung am 15. Januar 2009 gezogen.

1. "Ich sammle den ungenießbaren Wein!"
Viele versäumte Gelegenheiten rühren aus dem diffusen Gefühl her, dass man irgendwie ewig auf dieser Welt sei. Ric Elias wurde aber klar, dass er Dinge, die ihm wichtig sind, nicht mehr auf die Zukunft verschieben will. Deshalb: "Ich habe mich für mich so eine Art Leitsatz entwickelt: 'Ich sammle den ungenießbaren Wein. Wenn ein guter Wein nämlich bereit zum Trinken ist und die Person, mit der ich den Wein gerne trinken möchte, gerade da ist, dann öffne ich die Flasche. Ich möchte nichts mehr in meinem Leben verschieben".

2. "Es geht nicht darum, immer Recht zu haben. Ich entscheide mich lieber dafür, einfach glücklich zu sein".
Elias hat viel aus seinem Leben gemacht und sich angestrengt, besser zu werden. Er sagt von sich, dass er zwar auch Fehler gemacht hat, aber insgesamt ein gutes Leben gelebt hat. Jetzt hat er aber erkannt: "Ich habe viel zu oft zugelassen, dass mein Ego mir in den Weg kommt". Er musste feststellen, dass er auf diese Weise viel Zeit vergeudet hat. Und zwar in Auseinandersetzungen mit Menschen, die ihm wichtig waren - über Dinge, die nicht wirklich wichtig waren. Deshalb versucht er nun, nicht ständig beweisen zu müssen, dass er Recht hat. Zwei Jahre lang hatte er jetzt keine einzige Auseinandersetzung mehr mit seiner Frau. Er kann den anderen stehen lassen und erkennt, dass es an ihm selbst liegt, welche Auswirkungen eine negative Situation auf ihn hat. Seine Erkenntnis: "I no longer try to be right. I choose to be happy".

3. "Ich möchte meine Kinder aufwachsen sehen!"
Als das Wasser immer näher kommt, ist sein erster Gedanke: Hoffentlich explodiert das Flugzeug und wird in tausend Teile gerissen! Und er merkt überraschenderweise im Angesicht des Todes, dass er gar keine Angst hat zu sterben. Es scheint ihm, als ob man sich sein ganzes Leben darauf vorbereitet zu sterben. Was er aber spürt, ist eine abgrundtiefe Traurigkeit, die sich in der einen Erkenntnis niederschlägt: "Ich wünsche mir eigentlich nur eine Sache: Dass ich dabei sein darf, wie meine Kinder groß werden!" Für ihn ist deshalb klar: Es gibt nur wenige Dinge, die wichtiger sind, als ein guter Vater zu sein.

Meine eigene Endlichkeit?
Als Christ weiß ich, dass mein Leben auf dieser Erde nicht ewig ist. Heißt es doch in Psalm 90: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!" Dennoch lebe ich mein Leben oft so, als ob ich hier und jetzt ewig leben würde. Obwohl ich mir andererseits Sorgen über Dinge mache, die morgen vielleicht schon völlig unwichtig sind.

Eine Ahnung, was wichtig ist, bekomme ich immer dann, wenn mir meine eigene Endlichkeit schmerzlich bewusst wird. Weil ich krank bin. Weil eine OP bevorsteht oder ein Mensch stirbt, den ich schon seit langem kenne und von dem ich glaubte, dass er für immer zu meinem Leben dazu gehört.

Leben aus Gottes Hand
Lehre mich bedenken, dass ich sterben muss. Nicht damit ich depressiv werde. Nicht damit ich das Leben nicht mehr genieße. Im Gegenteil. Damit ich klug werde. Damit ich die Kleinigkeiten, die Gott mir schenkt, genieße. Die Sonne. Die Natur. Dass ich laufen kann.

Damit ich dankbar werde für all die Beziehungen, die mein Leben reich gemacht haben und reich machen. Dass ich eine liebe Familie habe. Dass ich Gott habe. Seinen Sohn. Die Gemeinschaft mit ihm. Freunde, die mit mir mein Leben teilen oder einen Abschnitt meines Lebens mit mir geteilt haben.

Es gibt viel, was einen davon abhalten kann, dankbar zu sein. Aber es gibt so viel mehr, was einen dazu ermutigen kann, Ja zu Leben zu sagen und das Leben aus Gottes Hand zu nehmen und es zu genießen - und weiterzugeben. Das will ich tun.

 

Das Video vom Vortrag ansehen: 3 things I learned while my plane crashed

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