Hannover (epd). Der Präses der rheinischen Kirche, Nikolaus Schneider, steht für die nächsten fünf Jahre an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). EKD-Synode und Kirchenkonferenz wählten den 63-Jährigen am Dienstag in Hannover zum neuen Ratsvorsitzenden. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl wird sein Stellvertreter. Mit der Nachwahl von zwei Ratsmitgliedern ist die Führung der EKD nach dem Rücktritt Margot Käßmanns vom Ratsvorsitz im Februar wieder komplett.
Schneider erhielt im ersten Wahlgang 135 von 143 gültigen Stimmen und damit die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Er hatte das Amt von Käßmann bereits kommissarisch übernommen, die nach einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens zurückgetreten war. Der Ratsvorsitzende ist der oberste Repräsentant von fast 25 Millionen Protestanten in Deutschland.
Aktuelle Fragen im Fokus
„Es ist ein gutes Gefühl, dass die Probezeit jetzt zu Ende ist“, sagte Schneider nach seiner Wahl. Er sei nun mit dem nötigen Mandat ausgestattet, um öffentlich auftreten zu können. Das Wahlergebnis stärke ihn. Seit 2003 leitet Schneider als Präses die Evangelische Kirche im Rheinland. Während seine Amtszeit dort bereits 2013 endet, wird er den EKD-Ratsvorsitz noch bis 2015 ausüben.
Kurz nach seiner Wahl bekräftigte Schneider die Kritik der evangelischen Kirche an der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. Darüber wolle er mit der Bundesregierung ins Gespräch kommen.
Allerdings sei er nur verhalten optimistisch, dass die schwarz-gelbe Koalition ihre Haltung noch einmal ändern werde.
Ein Querdenker
Bohl erhielt im ersten Wahlgang 113 von 141 gültigen Stimmen und damit ebenfalls die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Seit 2004 ist der 60-Jährige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Davor war er sächsischer Diakonie-Chef.
Die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, würdigte Schneider als „Mann von großer Herzenswärme und Klarheit“. Er sei in der Sprache der Theologen ebenso zu Hause wie in der Sprache der Arbeiter. Bohls Wahl sei hinsichtlich der Verbindung von Ost und West wichtig, sagte Göring-Eckardt. „Durch seine Fähigkeit, quer zu denken“, habe er mitgeholfen, Positionen zu schärfen.
Gratulation von der katholischen Deuschen Bischofskonferenz
Die katholische Deutsche Bischofskonferenz gratulierte Schneider zur Wahl und bekräftigte die ökumenische Verbundenheit. „Ich wünsche Ihnen für dieses hohe Amt Kraft und Mut und in allem Gottes Geleit“, schrieb der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch. „Zu dem Weg der Ökumene, auf dem wir einander auch Zumutung sind, gibt es keine Alternative.“
Neu wählte die Synode Edeltraud Glänzer, Hauptvorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), und die Mainzer Theologieprofessorin Christiane Tietz in den Rat der EKD. Von
144 gültigen Stimmen erhielt Glänzer 110. Tietz kam auf 135 Stimmen. Damit erreichten beide Kandidatinnen die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit.
Nachdem bei der Wahl vor einem Jahr in Ulm ein Platz im Leitungsgremium unbesetzt geblieben und die hannoversche Bischöfin Käßmann nach vier Monaten als Ratsvorsitzende zurückgetreten war, waren zwei Sitze in den vergangenen Monaten vakant. Dem EKD-Rat, eine Art Regierung, gehören 15 Mitglieder an, von denen 14 von Synode und Kirchenkonferenz gewählt werden. Die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt, die als Präses die Synode leitet, gehört dem Rat kraft Amt an.
Ihr Kommentar
Kommentare (6)
Die Kirche rückt also weiter nach links hat die FAZ resümiert. Ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt noch möglich ist. Das klingt so, als würde man behaupten, die PDSED rückt weiter nach links. … mehrDass jemand, der Politik zum Glaubensersatz erhoben hat, mit den Kernaussagen der christlichen Lehre nichts am Hut hat, überrascht ebenso wenig. In dieser Hinsicht - und in vielerlei anderer Hinsicht - ist Schneider eben ein konsequenter Relativist.
Lasst uns darum beten, dass die verlorene Kirche zu Gott zurück findet, dass der Herr Schneider Gottes Segen und Erbarmen empfängt. Er ist in diese Aufgabe hineingewählt worden und Jesus wird ihn … mehrfragen, was er mit der Gemeinde gemacht hat, die ihm anvertraut worden ist. Die politischen Forderungen zeigen all zu offensichtlich das Bemühen, sich der Welt gleich zu machen. Selbst wenn die Absicht noch nachvollziehbar sein sollte, die evangelische Kirche braucht zunächst eine Umkehr von innen. Angesichts leerer Kirchenbänke sind die Themen der Tagesschau für eine Kirche nicht so relevant, wie die Frage, wie holen wir wieder Jesus ins Boot? Sicherlich nicht mit politischen Parolen. Sicherlich nicht mit der Umdichtung der Bibel, sondern durch die Verkündigung Gottes Wortes an die hungernden und dürstenden in Deutschland.
Ich stimme dem Beitrag von FranzX voll zu. Ausgelöst durch eine Ansprache des ehemaligen Superintendenten Burkhard Müller hat sich Herr Schneider damals nicht distanziert. Mir fällt da Dr. Klaus … mehrEickhoff ein, der sinngemäß in einer Gesprächssendung sagte, dass einige studierte Theologen die Kirche an die Wand gefahren haben.
Ich bin ziemlich entsetzt, dass Nikolaus Schneider jetzt sogar Ratsvorsitzender der EKD wurde!
Er hat sich explizit in einem Interview in der April-Ausgabe von "chrismon plus rheinland" gegen … mehrDeutungen des Kreuzestodes Christi als stellvertretendes Sühneopfer ausgesprochen. „Gott braucht kein Sühneopfer ... Denn es muss ja nicht sein Zorn durch unschuldiges Leiden besänftigt werden.“ Die Menschen bräuchten die Botschaft vom Kreuz lediglich: „Als Zeichen für Gottes Liebe und Solidarität, als Symbol für das Mitgehen Gottes mit uns durch den Tod hindurch.“
Wohin führt es noch hin mit den Evangelischen Landeskirche, frage ich mich ...
Grüße
FranzX
Ich bin nicht damit einverstanden, dass Herr Schneider Politik auf dem Rücken der Christen macht! Besser wäre es für Herrn Scheider dafür zu sorgen, dass die Christenheit in Deutschland nicht weiter in den Hintergrund gedrängt wird.
"Nach dem Rücktritt Margot Käßmanns von allen ihren Ämtern am Mittwoch fällt es nun Schneider als ihrem Stellvertreter zu, die Evangelischen Kirche in Deutschland zu führen [...] Unter ihm dürfte die … mehrEKD politisch eher noch ein wenig nach links rücken."
Frankfurter Allgemeine Zeitung (25. Februar 2010, Im Porträt: Präses Nikolaus Schneider. Sozial und überzeugt, www.faz.net)