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30.10.2010 / Frauen der Kirchengeschichte / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Helga Lampe

Monica: Beterin im Hintergrund

Oft sind es treue Beter im Hintergrund, die einen Menschen prägen. Zum Beispiel Monica, die Mutter des Kirchenvaters Augustinus

Monica stammte aus vornehmem Hause. Sie wurde um das Jahr 332 n.Chr. in Thagaste an der nordafrikanischen Küste geboren. Schon ihre Eltern bekannten sich zum Christentum, aber den meisten Einfluss auf das lebhafte Kind übte eine alte Dienerin aus. Diese hatte eine bevorzugte Stellung im Hause inne und erzog das Kind zu Mäßigung und Selbstbeherrschung.

Memoiren eines Kirchenvaters
Dem Kirchenvater Augustinus selbst verdanken wir unser Wissen über seine Mutter. In seinen berühmten „Bekenntnissen“ wird Monica vor unseren Augen lebendig. Dieses einzigartige literarische Erzeugnis macht auch nicht vor seiner lasterhaften Lebensweise halt, die viele Jahre die Zeit zwischen Jugend und Erwachsensein bestimmte. Sein Lebenswandel trieb seiner besorgten Mutter die Tränen in die Augen. Ohne ihre inständige Fürbitte wäre Augustinus wohl nie zu dem Kirchenvater geworden, auf den sich heute noch viele Theologen oft berufen.

Das Schicksal Monicas hat zu allen Zeiten Mütter aller Generationen angerührt und ermutigt. Viele fanden sich in Monicas leidgeprüfter Liebe zu ihrem Sohn wieder und fühlten sich verstanden. Durch ihren starken Glauben und ihr anhaltendes Ringen um seine Umkehr, trug Monica wesentlich zum späteren Werk des Kirchenvaters bei. Bis zu ihrem Tode begleitete sie den Weg ihres Sohnes und beeinflusste sein Denken und Handeln. Und er belohnte sie dafür mit großer Dankbarkeit und Verehrung.

Die Geschichte einer Familie
Schon früh war Monica mit ihrem Mann Patricius, einem Heiden großen Ansehens, verheiratet worden. Er tolerierte den christlichen Glauben seiner Frau. Jedoch war sie gezwungen, sich mit seiner gelegentlichen Untreue abzufinden. Schließlich brachten ihn ihre Friedfertigkeit und ihr beispielhaftes Verhalten im alltäglichen Leben dazu, sich taufen zu lassen.

Sie bekamen zwei Söhne, Augustinus und Navigius, und ihre Tochter Perpetua. Alle genossen eine christliche Erziehung. Augustinus schien schon immer ein besonderes Verhältnis zu seiner Mutter zu haben. Seltsamerweise wurde er aber nicht getauft, was er rückblickend nicht erklären konnte.

Der verlorene Sohn und seine Mutter
Stolz auf ihren begabten Sohn Augustinus, ebneten ihm seine Eltern eine glanzvolle Laufbahn mit ausgezeichneten Bildungsmöglichkeiten. Nach der Schule in Thagaste ging er nach Karthago, wo er die Redekunst erlernte. Monicas mütterlicher Ehrgeiz stand dem Sohn in seinem Ringen um die letzte Entscheidung zwischen Ruhm der Welt und Hingabe an Gott oftmals im Wege. Diese negative Seite der Mutter verhehlt er in seinen „Bekenntnissen“ nicht. Sie war durchaus keine Heilige, jedoch überwiegt  Augustinus‘ Dankbarkeit.

Dem Elternhaus kaum entwachsen, kostete Augustinus seine Freiheit voll aus. Mit Diebstählen, Unaufrichtigkeiten und der „Raserei der Lust“, wie er es nannte, warf er den vorgelebten Glauben seines Elternhauses über Bord. Auch mütterliche Ermahnungen und Einwände ließ er unbeachtet. Augustinus wollte vor seinen Altersgenossen durch sein Verhalten glänzen. „Ich lief wie mit Blindheit geschlagen auf abschüssigem Pfad“ bekennt er später. Monica flehte und weinte.

Eine Mutter zum Vorbild für viele
Augustinus, der es immer ärger trieb, versetzte seiner Mutter den schlimmsten Schlag, als er sich von der Irrlehre der Manichäer überzeugen ließ. Heute würden wir sie als Sekte bezeichnen. Sie erhoffte in ihrer Not Unterstützung von einem Bischof ihres Vertrauens. Dieser lehnte ab, riet aber zur Geduld und zum Vertrauen. „Ein Kind so vieler Tränen kann nicht verloren gehen“. Dieser berühmte Satz hat so mancher Mutter Trost und Hoffnung geschenkt. Wie schwer es Monica auch fiel den Rat anzunehmen, so sicher wissen wir heute über die Wahrheit dieser Worte.

Doch zunächst erschien alles anders. Neun Jahre lang blieb Augustinus an die Manichäer gebunden. Inzwischen hatte er seine Studien abgeschlossen und glänzte mit hervorragenden rhetorischen Fähigkeiten „in den kampferfüllten Gerichtsstätten“. Er gründete in Karthago eine Rednerschule und wandte sich zum Kummer seiner Mutter auch noch der Astrologie zu.

Der „Mutter-Sohn-Komplex“
Als der Vater starb, nahm er seine verwitwete Mutter zu sich. Als Augustinus nach Rom wollte, um seiner Redekunst mehr Geltung zu verschaffen, fürchtete Monica die endgültige Trennung und klammerte sich förmlich an ihn. Nur eine List verhalf ihm zu der weiten Schiffsreise.

Nach nur einem Jahr folgte Augustinus dem kaiserlichen Ruf nach Mailand, der die Wende in seinem Leben einleitete. Zusammen mit seinem Bruder Navigius folgte Monica ihrem „verlorenen Sohn“. Mailand stand damals unter dem guten Einfluss des Bischofs Ambrosius, der auch auf Augustinus einen nachhaltigen Eindruck machte. Zunächst imponierte ihm nur die Redekunst des Bischofs, bald ergriff ihn auch der Inhalt seiner Worte.

Seine Mutter suchte ihm eine vermögende Frau, um ein standesgemäßes Leben führen zu können. Augustinus erreichte den Höhepunkt seiner weltlichen Laufbahn und hatte bereits andere Pläne. Seine Traumfrau konnte er aber nicht heiraten, weil sie einer niederen Schicht angehörte. Ihre Liebe schenkte beiden einen Sohn namens Adeadatus. Monica beschwor Augustinus, seine Frau aufzugeben und setzte sich damit durch.

Die geliebte Frau musste nach Afrika zurückkehren und von Mann und Kind für immer Abschied nehmen. „Die Wunde, die mir die Trennung von der Geliebten geschlagen, wollte nicht heilen und schmerzte noch lange.“, bekennt Augustinus. Wie hartherzig Monica sein konnte, zeigt diese schreckliche Geschichte. Damit erwies sie ihrem Sohn keinen Dienst. Auch hier beweist Augustinus in seinen „Bekenntnissen“ schonungslose Offenheit.

Die Wende in Augustinus‘ Leben
Jedem Menschen widerfährt Helles und Dunkles, Gutes und Böses. Trotz aller Dunkelheit im Leben Augustinus‘ erlebte Monica nach langen Jahren des Gebets und der Hoffnung die Bekehrung ihres Sohnes. Auf einem langen Weg bis zu Wahrheit und Erkenntnis hatte Augustinus zum Glauben an Gott und Jesus Christus gefunden und ließ sich von Ambrosius taufen.
Nach langem Ringen traten Erfüllung und Freude in Monicas Leben. „Das Einzige, weswegen ich noch eine Weile zu leben gewünscht hatte, war, dich als Christen zu sehen, ehe ich sterbe. Das hat mir Gott in seiner Gnade gewährt. Was soll ich da noch?“ Wenige Tage später erkrankte sie und starb im Alter von 56 Jahren.

Gott geht oft seltsame Wege mit uns. Er zeigt uns, dass wir niemals einen Menschen aufgeben dürfen, auch wenn er noch so krumme Wege geht. Monica war keine heilige und bewies dennoch Stärke im Gebet und Vertrauen. Das ist ihr hoch anzurechnen.

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Kommentare (6)

airam /

Ich glaube auch an die große Kraft des Gebetes, da ich es selbst erlebt habe. Ich wurde von schwerer Krankheit geheilt, weil viele für mich gebetet haben. Gott sei Dank. Für meine 4 Kinder will ich in Zukunft mehr vertrauend beten. Sie gehen als junge Menschen nicht immer in den Spuren Jesu.

Agnes /

Es ist echt ermutigend, zu sehen wie eine stinknormale Frau, mit all ihren Fehlern und Macken, die Welt bewegte. Bill Wilson sagte mal: "If you're not a king, be a kingmaker." Wenn du nicht die große mehr

Gerlinde /

Ja, auch ich kann bezeugen: Gott erhört Gebet-ja manchmal dauert es sehr lange...

Hildi /

Schön,dass es so wertvolle Mütter gibt.

Wolfgang /

Ja, gib niemals auf für dein Kind zu beten!
Ich selbst bin das beste Beispiel für Gottes Gnade und Liebe!
11 Jahre war ich vollamtlich Pastor einer evangelischen Freikirche und dann ging es mir mehr

FranzX /

Hmm, irgendwie scheint Frau Lampe hier ein eigenartiges, vielleicht katholisches Heiligenverständnis zu haben. Natürlich war Monica eine Heilige, Christus hat sie aus dieser Welt zu sich selbst und mehr

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