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© Victor Freitas / unsplash.com

25.05.2024 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Wachstum tut weh

Wer wachsen will, durchläuft oft 4 Stadien. Wie du sie meisterst und was du beachten solltest.

Wachstum ist ein schönes Wort – und ein großes. Viele Menschen wünschen sich Wachstum und Weiterentwicklung. Ob es darum geht, auf der Karriereleiter eine Stufe nach oben zu klettern oder darum, endlich ein schönes Zuhause für die eigene Familie zu finden und zu gestalten. Vielleicht wünscht du dir auch Wachstum im Glaubensleben und deiner Beziehung zu Jesus.

Aber Wachstum ist auch hart. Jede Veränderung – selbst eine, die wir uns wünschen – hat ihren Preis. Wenn wir wollen, dass sich in unserem Leben etwas verändert, wird uns das etwas kosten. Allein schon, weil die meisten äußeren Veränderungen auch eine innere Veränderung von uns fordern.

Jede Veränderung – selbst eine, die wir uns wünschen – hat ihren Preis.

In dem Buch „Heute fange ich an“ beschreibt die Autorin Alissa Levy vier Stationen ausgehend von der Komfortzone hin in den Wachstumsbereich. Wie sehen diese einzelnen Stadien aus und welche Herausforderungen bringen sie jeweils mit sich?

1. Komfortzone

Es gibt ihn, den Ort, an dem einfach alles gemütlich und muckelig warm ist. Nein, ich meine damit nicht das heimische Sofa, sondern unsere Komfortzone. Dabei hat die viel gemeinsam mit einem Sofa. Denn wenn wir uns dort einmal befinden, wollen wir nicht mehr weg. Alles ist vertraut und wir haben das Gefühl, endlich unseren sicheren Hafen gefunden zu haben.

Leider und zum Glück besteht das Leben nicht nur aus Komfortzonen. Es ist genau wie mit dem Sofa. Es ist toll, dass wir es haben, und es bietet uns nach einem langen Arbeitstag einen Ort zum Auftanken, aber wir wollen und können nicht unser Leben dort verbringen. Mir jedenfalls wird spätestens in Krankheitszeiten klar, wie langweilig so ein Sofa auf Dauer ist.

Genauso ist es mit der Komfortzone. Es ist gut, dass es sie gibt. Hier können wir unsere Gaben und Fähigkeiten voll ausspielen. Wir fühlen uns sicher und die Dinge gehen uns leicht von der Hand. Das sind Vorteile der Komfortzone, aber die Komfortzone ist kein Dauerzustand.

Damit Veränderung und Weiterentwicklung möglich wird, müssen wir unsere Komfortzone immer mal wieder verlassen.

Irgendwann – beim einen früher, beim anderen später – tritt Unzufriedenheit auf, wenn unser Leben sich nur in unserer Komfortzone abspielt. Wir fragen uns „Ist das wirklich alles, was mein Leben zu bieten hat?“ und merken „Ich kann hier nicht bleiben“. Oft katapultieren uns auch äußere Umstände aus der Komfortzone. Das fühlt sich meist sehr bitter an. Aber diese äußeren Veränderungen können ein heilsamer Weckruf sein, damit wir auf dem Sofa „Komfortzone“ nicht eindösen.

Wie gehe ich gut damit um, wenn ich mich im Leben gerade in meiner Komfortzone befinde? Mein Tipp: Genieß es! Koste aus, dass das Leben dir aktuell keine schwierigen Herausforderungen vor die Füße wirft, aber bleib wachsam! Wenn du dich zu sehr in deiner Komfortzone einrichtest, wird die nächste Herausforderung dich gegebenenfalls von den Socken hauen.

2. Stillstand

Wenn ich zu lange in meiner Komfortzone verweile, aber auch wenn ich mich durch äußere Umstände nicht so weiterentwickeln kann wie gewünscht, tritt ein Zustand ein, der echt wehtut: Stillstand. In meinem Sofa-Beispiel wäre das der Fall, wenn ich zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen das Sofa gar nicht mehr verlassen kann.

Im Stillstand merke ich: Die Welt dreht sich um mich herum weiter, aber bei mir verändert sich nichts. In einer solchen Situation tritt oft Resignation ein. Ich glaube nicht mehr daran, dass sich etwas verändern kann. Dementsprechend tue ich auch nichts mehr dafür. Ich prokrastiniere und beklage mich bei anderen über meine Probleme und Herausforderungen.

Es ist völlig normal, dass wir als Menschen diese Phase einmal durchmachen. Problematisch wird es, wenn wir darin steckenbleiben. Daher hilft es, sich auch in scheinbaren Leerlauf-Phasen des Lebens immer wieder zu fragen: Was kann ich selbst allen Umständen zum Trotz beeinflussen? Wie kann ich auch in dieser Phase möglichst selbstwirksam mein Leben gestalten?

Wichtig ist aber auch, in solchen Phasen gnädig mit sich selbst zu sein. Wenn ich in einer solchen Situation Höchstleistungen von mir verlange, gerate ich nur noch tiefer in den Strudel der Unzufriedenheit. Ein gesundes Maß an Selbstmitgefühl tut hier ebenso not, wie sich immer wieder selbst herauszufordern: Was könnte jetzt der nächste Schritt sein?

In einer Phase des Stillstands heißt es durchhalten. Wir brauchen in dieser Phase Geduld mit uns selbst und den Umständen.

Es sind wichtige Zeiten, um Selbstmitgefühl und Achtsamkeit einzuüben. Wichtig ist nur, dass wir nicht im Selbstmitleid versinken, sondern immer wieder Auswege suchen, so klein sie auch sein mögen.

3. Lernen

Die Lernphase ist eine spannende und großartige, oft aber auch bedrohliche Lebensphase. Im Gegensatz zur Stillstands-Phase spüre ich: Es geht wieder vorwärts. Das zeigt sich darin, dass ich zum Beispiel neue Fähigkeiten erlerne oder meine Komfortzone erweitere. Dadurch wächst das eigene Selbstvertrauen und ich lerne, Ängste loszulassen und zu überwinden.

Aber genau dadurch sind Lernphasen auch anstrengend. Oft ist es so, dass wir in solchen Zeiten Momente voller Energie und Zuversicht erleben, aber auch Momente voller Erschöpfung und Unsicherheit. Denn noch kann ich die neuen Fähigkeiten nicht sicher anwenden, noch übe ich mich im Neuen ein.

In Lernphasen eigne ich mir neues Wissen an, ich erkenne neue Möglichkeiten und gehe Herausforderungen mutig an. Das ist eine super lehrreiche Phase. Denn dadurch, dass ich Schritte hin zu einer Veränderung mache, lerne ich auch Neues über mich selbst. Neue Erfahrungen bringen mich an neue Grenzen und ich lerne besser mit mir umzugehen und meine Emotionen treffender einzuordnen.

Wichtig ist in Lernphasen, sich selbst nicht zu sehr zu pushen. Ich tendiere dazu, ungeduldig mit mir selbst zu werden, wenn ich merke: Es geht voran, aber in Mäuseschrittchen.

Gönne dir auch Mäuseschrittchen, gönne dir Pausen zum Krafttanken und Neuorientieren, sonst kann es passieren, dass du dich selbst überforderst und ausbrennst.

Wenn es möglich ist, halte die Lernphasen in deinem Leben kurz. Du brauchst in diesen Zeiten mehr Energie. Das schaffst du nicht im Dauerzustand. Gönne dir gleichzeitig Zeit, um in Ruhe zu lernen, und orientiere dich nicht daran, wie schnell andere das anvisierte Ziel erreicht haben.

Versuche außerdem, nicht zu viele Baustellen gleichzeitig anzugehen, selbst wenn dein Energie- und Motivationslevel dir dazu rät. Bedenke: Wachstum braucht Zeit. Nicht alles lässt sich sofort umsetzen –erst recht nicht gleichzeitig. Wenn du verschiedene Lebensbereiche step by step angehst, hast du mehr Aussicht auf Erfolg, als wenn du dein Leben in einem Schwung umkrempeln möchtest.

4. Wachstum

Willkommen im neuen Morgen! Du hast es geschafft! Du hast den Kreislauf des Wachstums aus der Komfortzone heraus über Phasen des Stillstandes und des Lernens bewältigt. Nun bist du in der Wachstumsphase angelangt und kannst die Früchte deiner Arbeit ernten.

Diese Phase zeichnet sich dadurch aus, dass du deine neu erworbenen Fähigkeiten sicher beherrschst und zufrieden mit dem bist, was du erreicht hast. Gegebenenfalls hat dir dein Lernprozess so viel Energie gegeben, dass du dir bereits neue Ziele setzt. Du schaust selbstbewusst auf dich und das, was du erreicht hast, und fühlst dich der nächsten Veränderung besser gewachsen.

Du bist jetzt angekommen in einer neuen Realität, in der dir Veränderungen nicht mehr per se Angst machen und du sie willkommen heißen kannst. Eine gute Gelegenheit, um nach einem kurzen Zwischenstopp vielleicht ein weiteres Lebensthema anzugehen.

Bedenke aber auch: Diese Phase dauert nicht ewig und ein durchlaufener Wachstumsprozess macht dich nicht immun dagegen, wieder in den Phasen Komfortzone und Stillstand zu landen. Meist ist es sogar so, dass dein jetziger Wachstumszustand sich irgendwann in die nächste Komfortzone verwandelt. Das ist normal und muss dir keine Angst machen.

Genieße jetzt einfach erstmal das Hochgefühl, eine Veränderung erfolgreich gemeistert zu haben. Klopfe dir auf die Schulter und feiere, was du geschafft hast. Schaue zurück, was gut lief und wo dich die Veränderung stark herausgefordert hat.

Und wenn das hinter dir liegt, überlege mit ein bisschen Abstand: Bist du bereit für den nächsten Wachstumsschritt oder darf sich der neue Zustand erstmal zu einer neuen Komfortzone entwickeln? Beides ist legitim. Wichtig ist nur, dass du es reflektierst.

Sonst kann es passieren, dass du dir den Prinzipien der sogenannten „Hustle Culture“ folgend nie eine Pause gönnst. Oder du denkst, jetzt sei mit Veränderungen erstmal Schluss und dich endgültig in deiner Komfortzone einrichtest. Beides passt nicht dazu, wie unser Leben gedacht ist.

Weder kannst du dein Wachstum als Mensch je als beendet betrachten noch solltest du dir im Zuge falsch verstandener Selbstoptimierung keine Ruhepausen gönnen.

Daher reflektiere, was jetzt für dich dran ist. Und gehe dann den für dich passenden nächsten Schritt. Viel Erfolg dabei!

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Rebecca Schneebeli ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitet nebenberuflich als freie Lektorin und Autorin. Die Arbeit mit Büchern ist auch im ERF ihr Steckenpferd. Ihr Interesse gilt hier vor allem dem Bereich Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungspflege. Mit Artikeln zu relevanten Lebensthemen möchte sie Menschen ermutigen.

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