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© Andrea Piacquadio / pexels.com

20.10.2023 / Buchauszug / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Nelli Bangert

Nein ist auch eine gute Antwort

Nelli Bangert macht Mut dazu, frei „Ja“ und „Nein“ zu sagen. Buchauszug aus „frei. geliebt leben“.

Nelli Bangert ist Autorin, Redakteurin und Sprecherin bei Frauenevents. In ihrem Buch frei. geliebt leben ermutigt sie in 40 Kurzimpulsen zu sieben Oberthemen dazu, „in der von Gott verheißenen Freiheit zu leben“. Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung von Gerth Medien einen Auszug aus dem Buch. Hier finden Sie eine ausführliche Rezension zum Buch.
 

„Was hat ein Mensch denn davon, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst dabei aber seine Seele verliert? Er kann sie ja nicht wieder zurückkaufen!“ (Matthäus 16,26)

Letztens erzählte mir eine Bekannte von ihrer Tochter, die wohl schon als erstes Wort „Nein“ gesagt hat. „Nein, das will ich nicht.“ – „Nein, keine Lust.“ Schon als kleines Mädchen wusste sie genau, was sie will. Diese Stärke oder auch diese Eigenschaft hätte sie bis heute behalten. „Eins ist klar – sie wird kein Problem damit haben, Grenzen in ihrem Leben zu setzen“, sagte ihre Mutter zu mir, und wir mussten beide herzlich lachen.

Nein sagen – das fällt den meisten Menschen sehr viel schwerer als diesem kleinen Mädchen, das inzwischen eine junge Frau geworden ist. Schließlich wollen wir doch unseren Mitmenschen gefallen, dazugehören, mitmachen, Teil von etwas sein. Da erscheint uns das Ja-Sagen zielführender. 

Vielleicht haben wir aber auch einfach Angst vor der Reaktion, wenn wir es mal NICHT tun: Was wird mein Chef sagen, wenn ich nicht bereit bin, diese Überstunde zu machen? Was wird meine Freundin sagen, wenn ich unser Treffen absage? Werde ich von meinem Pastor noch geschätzt, wenn ich auf seine Anfrage, in der Sonntagsschule auszuhelfen, mit einem „Nein“ antworte?

Nein zum „Ja“ aus Angst

Nein – ein Wort, das vielen Menschen nur schwer über die Lippen kommt, Christen und Christinnen vielleicht sogar noch schwerer. Mir persönlich fiel es jedenfalls häufig echt schwer, „Nein“ zu sagen. So oft hatte ich Angst davor, in den Augen des anderen an Zuverlässigkeit zu verlieren – und damit auch seine Wertschätzung. Ich hatte Angst davor, nicht mehr dazuzugehören und geliebt zu werden.

Ich dachte, wenn ich mich für ein „Nein“ entscheide, verliere ich die Anerkennung des anderen.

Diese Tendenz spüre ich noch bis heute in mir. Immer wieder kommen Situationen in meinem Leben vor, in denen ich um eine innere Klarheit ringe, ob ich „Ja“ oder „Nein“ sagen soll. Manchmal sage ich „Ja“ aus einer falschen Motivation heraus. Nicht, weil ich es selbst will, sondern nur, um dem anderen zu gefallen.

Aber das ist genau dieses „Ja“ aus Angst. Und genau hier darf eine neue Freiheit in mein und dein Nein hineinkommen – gerade, wenn wir es in Freundschaften aussprechen.

Jesus kann uns die Angst vor dem „Nein-Sagen“ nehmen

Wenn wir in Jesus fest gegründet sind, müssen wir keine Angst vor dem „Nein-Sagen“ haben. Er gibt uns die Sicherheit, die wir brauchen, um „Nein“ sagen zu können, wenn es an der Zeit ist, und gleichzeitig den Zuspruch, dass wir nie allein sind und ihn als Freund an unserer Seite haben.

Eine Freundschaft hält ein „Nein“ aus, sofern es eine gesunde Freundschaft ist, in der man einander vertraut. In einer guten Freundschaft, genauso wie in einer guten Beziehung, darf ich wissen, dass ich geliebt und geschätzt werde.

Und das hat erst einmal nichts damit zu tun, ob ich in einem Moment zu- oder absage. Die Liebe und der Respekt in einer guten zwischenmenschlichen Beziehung sind unabhängig davon.

Wir dürfen die Angst loslassen, vor Menschen nicht zu bestehen, weil wir wissen dürfen, dass Jesus immer zu uns steht.

Und sollte es auch tatsächlich einmal so sein, dass der andere Mensch, der das „Nein“ gesagt bekommen hat, sich total aufregt, ärgert und sauer wird, dann ist es erst einmal seine Sache, mit der er lernen darf umzugehen. 

Frei werden, um die Antwort zu geben, die ich geben möchte

Vielleicht braucht es ein aufschlussreiches Gespräch, in dem beide ihre Gedanken und Emotionen ehrlich teilen. Vielleicht werden dabei auch Erwartungen erkennbar, die einfach nicht gerechtfertigt sind. Es ist nicht leicht – nein. Aber die Erkenntnis, sowohl „Ja“ als auch „Nein“ sagen zu dürfen, führt in die Freiheit.

Und es wird leichter, „Nein“ zu sagen, wenn man immer mehr in diese Freiheit kommt und dann wirklich irgendwann aus ganzem Herzen „Ja“ genauso wie „Nein“ sagen kann. 

In Matthäus 16,26 wird eine gute Frage gestellt: „Was hat ein Mensch denn davon, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst dabei aber seine Seele verliert? Er kann sie ja nicht wieder zurückkaufen!“

Wenn ich immer „Ja“ sage, dann gewinne ich vielleicht ganz viel Anerkennung in meiner Gemeinde, meinem Freundeskreis, meiner Familie und überhaupt – aber ich verliere mich selbst in der Sucht, andere zufriedenzustellen.

Es ist so viel besser, in die Freiheit zu kommen und dann die Antwort zu geben, die man wirklich auf dem Herzen hat. Eine Antwort, hinter der man voll und ganz steht und für die man sich nicht verbiegen muss.

Frei-Moment

Wann ist dir zuletzt ein „Ja“ über die Lippen, obwohl du am liebsten „Nein“ gesagt hättest? Warum hast du es nicht getan?

 

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