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08.12.2023 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Es muss kein Drei-Gänge-Menü sein

Oft verhindern Kleinigkeiten, dass wir gastfrei sind. 8 typische Einwände und Tipps, sie auszuhebeln.

Jeder kennt diese Situation: Man möchte gerne Gäste einladen, aber ausgerechnet jetzt gleicht die Wohnung einem heillosen Chaos oder es fehlt nach der Arbeit einfach an Zeit, ein Essen vorzubereiten. Also lädt man lieber niemanden ein.

Dabei lassen sich die Barrieren, die uns davon abhalten, andere Menschen einzuladen, oft ganz einfach aus dem Weg räumen. Dieser Artikel will Anregungen geben, wie man trotz widriger Umstände gastfreundlich sein und schwierige Situationen positiv umgestalten kann.

Einwand Nr. 1: „Meine Freunde sind Allergiker und ich weiß nicht, was ich für sie kochen kann.“

Natürlich wollen Sie nicht für jeden Gast ein eigenes Gericht kochen. Das kann auch niemand von Ihnen erwarten. Deswegen bietet es sich an, gemeinsam zu kochen, wenn man Allergiker im Freundeskreis hat.

Dabei lernen Sie als Gastgeber, wie man aus wenigen Zutaten ein tolles Gericht zaubert und alle können nachher mitessen. Zudem stärkt gemeinsames Kochen die Gemeinschaft. Wenn Sie doch lieber selbst kochen wollen, reicht oft ein kurzer Anruf, um herauszufinden, was wer isst.

Mittlerweile bieten viele Supermärkte gluten- oder laktosefreie Produkte an. Fragen Sie einfach bei Ihren Gästen nach, wo Sie die betreffenden Produkte finden können, oder lassen Sie sich ein Foto von dem Produkt per Whatsapp schicken.

Manche Allergiker haben auch kein Problem damit, sich selbst Diätprodukte mitzubringen. Denken Sie immer daran:

Allergiker sind es gewöhnt, im Vorfeld abklären zu müssen, was sie essen dürfen. Daher freuen sie sich besonders, wenn der Gastgeber auf sie zukommt und interessiert nachfragt.

Einwand Nr. 2: „Meinen Partner stört es, wenn ich Besuch habe.“

Wenn Ehepartner sich uneinig darüber sind, ob und wie oft sie Gäste einladen, birgt das Konfliktpotenzial. Schließlich ist für viele Menschen die eigene Wohnung ein wichtiger Rückzugsort.

Allerdings kommt es nur selten vor, dass der Partner oder die Partnerin Besuch grundsätzlich ablehnt. Oft kommt es eher auf das „Wie“ und das „Wann“ an. Hier sind klare Absprachen elementar.

Bringen Sie nicht ungefragt Gäste mit, wenn Sie unsicher sind, ob das für Ihren Ehepartner in Ordnung ist.

Wichtig ist auch, Ruhephasen, die der andere etwa nach einem langen Arbeitstag braucht, beim Aussprechen von Einladungen zu berücksichtigen. Tauschen Sie sich über Ihre jeweiligen Bedürfnisse aus und einigen Sie sich auf eine Lösung, von der Sie beide profitieren.

Doch bedenken Sie, Sie können Ihren Mann oder Ihre Frau nicht zur Gastfreundschaft erziehen, sondern nur im Rahmen Ihrer eigenen Möglichkeiten gastfrei sein.

Einwand Nr. 3: „Meine Wohnung ist zu klein für Gäste.“

Wenig Platz in der Wohnung zu haben, ist ein echtes Manko, wenn man Gäste einladen möchte. Doch es muss kein Hindernis sein. Machen Sie aus der Not eine Tugend und laden Sie Ihre Gäste zum Indoor-Picknick ein. Oder aber feiern Sie Ihren Geburtstag in Etappen mit verschiedenen Freunden.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, größere Feiern im Garten oder Park zu feiern. Im Herbst oder Winter können Sie einen Raum anmieten. In vielen christlichen Gemeinden ist es mittlerweile möglich, Räume für Feierlichkeiten zu mieten. Fragen Sie einfach mal in Ihrer Gemeinde nach.

Wenn Sie in einer Wohngemeinschaft wohnen, können Sie auch gemeinsam eine WG-Party veranstalten. Und denken Sie daran:

Selbst wenn die Umstände nicht optimal sind, heißt das nicht, dass Ihre Freunde Sie ungern besuchen. Das Wichtigste ist die Gemeinschaft, nicht, dass Ihr Zuhause perfekt ist.

Wenn Sie dennoch nicht zu sich einladen möchten, kein Garten oder Park in der Nähe ist und Sie auch nichts mieten wollen, können Sie Ihre Freunde zu gemeinsamen Aktionen einladen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Einladung zum Bummel über den Weihnachtsmarkt? Da gehört Gedränge zur Atmosphäre dazu.

Einwand Nr. 4: „Meine Freunde und ich haben einen anderen Lebensrhytmus.“

Wenn man unterschiedliche Lebensmodelle hat, ist es oft schwer, Zeiten zu finden, um sich mit alten Freunden zu treffen.

Dieses Problem kenne ich nur zu gut mit Freundinnen, die Kinder haben. Abends, wenn ich frei habe, können sie wegen der Kinder nicht weg oder sind zu müde; vormittags, wenn die Kinder in der Schule oder Kita sind, arbeite ich.

Das heißt aber nicht, dass Freundschaften abbrechen müssen. Gute Freunde werden auch noch versuchen, Termine mit Ihnen zu finden, wenn Ihre Zeitpläne nicht mehr zusammenpassen.

Mir helfen hier langfristige und regelmäßige Vereinbarungen. Man kann etwa versuchen, sich einen Abend im Monat für die Freundinnen freizuhalten.

Die Häufigkeit des Kontaktes entscheidet nicht über die Intensität einer Freundschaft.

Ich selbst habe einige sehr enge Freundinnen, die ich nur selten sehe. Aber wenn wir uns sehen, ist es umso schöner und der Austausch herzlich und innig.

Einwand Nr. 5: „Unsere Freunde bleiben immer bis Mitternacht. Das ist mir zu lang.“

Setzen Sie Grenzen! Man kann auch als Gastgeber höflich darauf hinweisen, wenn es zu spät wird. Oft ist es mir sogar so gegangen, dass ich als Gast dankbar für einen solchen Hinweis war.

Wenn man nett beisammensitzt, vergeht die Zeit wie im Fluge und man vergisst leicht, wie spät es ist. Das kann beiden Seiten so gehen.

Sinnvoll ist hier eine ehrliche Kommunikation zwischen Gastgeber und Gast. Jeder von Ihnen sollte wissen, dass er das Treffen beeenden kann, wenn er müde ist oder sich unwohl fühlt, ohne dass der andere es einem übelnimmt.

Bedenken Sie, dass die Qualität der gemeinsamen Zeit wichtiger ist als die Quantität.

Signalisieren Sie Ihrem Besuch ruhig, wenn es an der Zeit ist zu gehen. Das ist besser, als ungeduldig auf die Uhr zu schauen. Denn das wird Ihr Gast spüren und sich unwillkommen fühlen.

Eine andere Möglichkeit ist, von Anfang an Grenzen in Bezug auf die Besuchszeit zu vereinbaren. Das ist besonders dann angeraten, wenn Sie noch Anschlusstermine haben. Sagen Sie das am besten immer vorab, damit der andere keine falschen Erwartungen hegt.

Einwand Nr. 6: „Ich habe kein Geld, um Gäste einzuladen.“

Gäste einladen muss nicht viel kosten. Auch aus Nudeln und Soße kann man etwas Leckeres zaubern. Wer sagt überhaupt, dass jede Einladung mit einem Abendessen verbunden sein muss?

Günstige Alternativen wie ein gemeinsamer Spiele- oder Filmabend können genauso schön sein wie ein kostspieliges Drei-Gänge-Menü. Eine tolle Alternative ist auch, jeden Gast einen Beitrag zum Essen mitbringen zu lassen.

Natürlich fühlt man sich dennoch schlecht, wenn die Freunde teure Parties ausrichten und Geld in Bezug auf Essenseinladungen keine Rolle spielt, man selbst aber mit jedem Cent haushalten muss. Hier hilft offene Kommunikation.

Es heißt zwar immer: „Unter Freunden redet man nicht über Geld“, aber es nicht zu tun, wird eher zu einem Problem. Wenn Sie klarmachen, wieso Sie sich manche Dinge nicht leisten können, hebeln Sie damit falsche Denkmuster Ihrer Freunde wie „Er/Sie mag keinen Besuch“ aus.

Machen Sie sich immer wieder klar, dass das, was Sie zu geben haben, nichts Materielles ist, sondern Ihre Zeit und Gemeinschaft.

Einwand Nr. 7: „Ich komme abends spät heim und habe keine Zeit, ein Drei-Gänge-Menü zu kochen.“

Hier gilt es, sich von dem Gedanken freizumachen, dass ein perfektes Essen einen guten Gastgeber ausmacht. Gäste zu haben bedeutet mehr, als Essen zu kochen und den Tisch zu richten. Sie verschenken Ihre Zeit. 

Nun mögen manche Gäste ein Essen erwarten, dann ist es natürlich schwierig, sie nur mit Chips und Schokolade abzuspeisen. Auch hier gibt es Möglichkeiten, sich selbst zu entlasten. Sie könnten das Essen vorab vorbereiten. Es gibt etliche Gerichte, die Sie am Abend vorher zubereiten können und dann nur noch vor Ankunft der Gäste in den Ofen schieben müssen.

Oder aber sie delegieren die Aufgaben. Sie könnten zum Beispiel einen frischen Salat selbst machen und als Hauptgericht eine Familienpizza beim Lieblingsitaliener um die Ecke ordern. 

Sie können auch Ihre Gäste bitten, einen Teil des Menüs mitzubringen. Sie können sogar eine Art „Perfektes Dinner“ veranstalten, bei dem jeder das Essen der anderen bewerten muss. Das kann viel Spaß machen und wird Sie entlasten.

Einwand Nr. 8: „Ich fühle mich generell unwohl, wenn Gäste mich daheim besuchen.“

Vielleicht fühlen Sie sich trotz all der genannten Ideen noch unwohl, Gäste zu sich einzuladen. Eventuell ist Ihre Wohnung nicht nur klein, sondern auch ungemütlich, Ihre Nachbarn sind laut oder Sie schämen sich für die Unordnung Ihrer Kinder. Es gibt viele Gründe, warum Sie vielleicht keine Gäste empfangen möchten.

Das ist okay und Sie müssen sich nicht ändern. Dennoch müssen Sie nicht auf Gemeinschaft verzichten. Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, sich online zu verabreden. Ob Sie gerne Spiele spielen, Filme schauen oder sich unterhalten, all das ist auch virtuell möglich.

Ja, Sie verzichten damit auf den besonderen Mensch-zu-Mensch-Kontakt einer persönlichen Begegnung, aber auch per Zoom, Teams oder Skype ist persönliche Interaktion möglich. Scheuen Sie sich also nicht, Ihre Freunde zu einem Filmabend per Teleparty einzuladen oder ein Adventstreffen per Zoom anzuregen.

Diese Option bietet zudem den großen Vorteil, darüber auch mit Freunden Kontakt halten zu können, die zu weit entfernt wohnen, um Sie abends mal eben so zu besuchen.

Werden Sie kreativ!

Gastfreundschaft bedeutet mehr als Essen. Es geht darum, Zeit miteinander zu teilen. Wenn alle Einwände und Hindernisse ausgeräumt sind, stellt sich oft noch die Frage: „Was mache ich mit meinen Gästen?“ In unserem Artikel „So wird Ihr Fest ein Knaller“ finden Sie dazu einige kreative Ideen.
 

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Doro B. /

Vielen Dank für diese Themenreihe! Ich denke, das ist ein Thema, das in Gemeinden viel mehr Platz haben sollte. Gerade in Deutschland habe ich den Eindruck, dass Gastfreundschaft viel zu kurz kommt. mehr

Brigitte R. /

Schöne Tipps, wirklich, aber mir geht es ähnlich wie Brigitte S., aber so allmählich komme ich zu dem Schluss, dass es bei anderen auch nicht immer aufgeräumt ist, und wenn man immer nur auf den mehr

Brigitte S. /

vielen dank für die vielen tipps, aber gerade jetzt, wo "niemand zeit hat", fand ich den artikel zu lang..... und ein punkt fehlte in der auflistung - was mache ich, wenn es mir peinlich ist, wenn mehr

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