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© Gerth Medien

24.12.2023 / Buchauszug / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Hanna Willhelm

Loslassen – Frieden finden

Auf der Suche nach den Schätzen der Weihnachtsgeschichte.

Was passiert, wenn einige To-dos vor einem Stichtag, wie zum Beispiel dem Weihnachtsfest, nicht geschafft sind? Wir haben die Wahl, wie wir damit umgehen: uns daran aufhalten und dafür verurteilen oder innerlich loslassen.

Anders ist es, wenn Gott eine spezifische Verheißung schenkt. Das erlebte einst Simeon: Bevor Jesus geboren worden war, wusste Simeon durch den Heiligen Geist, dass er den verheißenen Retter noch vor seinem Tod sehen würde. Und genau das passierte, sodass er in Frieden sterben konnte.

Mit dem Loslassen unerreichter Ziele und der Suche nach innerem Frieden beschäftigt sich Hanna Willhelm in ihrem Buch Auf der Suche nach der Weihnachtsfreude. Die Autorin sah das Weihnachtsfest an sich vorüberziehen, ohne dass es sie wirklich bewegte. Durch ihre Suche nach der verloren gegangenen Freude an Weihnachten wurde sie neu von den Geschehnissen berührt. In ihrem Buch erzählt sie von ihren Einsichten.

Lesen Sie hier das Kapitel „Loslassen – Frieden finden“.

Der Moment vor dem Fest

Es ist der Nachmittag des Heiligen Abends. Unser Jüngster liegt mit einer Erkältung im Bett und schläft. Mein Mann und der Große sind im Gottesdienst. Ich nutze die Stille, um ein paar letzte Handgriffe zu erledigen und auf WhatsApp einen weihnachtlichen Gruß zu posten.

Es liegt eine besondere Stimmung im Haus – die Hektik der vergangenen Tage verliert sich irgendwo zwischen Tisch-Eindecken und den weihnachtlichen Bildern im Status meiner Freunde und Bekannten. Was jetzt nicht geschafft ist, bleibt bis irgendwann nach den Feiertagen liegen. Ich mag diesen Moment, in dem alle Vorbereitungen abgeschlossen sind und sich der Blick endlich und wirklich auf das Fest am Abend richtet.

Gleichzeitig ist es fast jedes Jahr so, dass ich am Morgen des 24. Dezember mehr oder weniger gehetzt feststelle, was ich in dieser Adventszeit alles mal wieder nicht geschafft habe. Meinen Traum von einem perfekt geputzten und aufgeräumten Haus habe ich ja schon erwähnt. Ich würde so gerne einmal erleben, dass das Festliche und Feierliche, der Neubeginn und das Himmlische, das ich mit Weihnachten verbinde, sich ganz sichtbar in unseren Zimmern widerspiegeln. Keine Kleiderstapel auf irgendeinem Sessel, keine Staubflusen unter dem Bett. Weihnachtsidylle à la Werbeprospekt sozusagen.

Loslassen, was nicht mehr geworden ist

Aber auch andere Dinge sind liegen geblieben: der Gruß an die Männer der Stadtreinigung, denen ich eigentlich vor der letzten Abfuhr ein kleines Dankeschön an die Mülltonne hängen wollte. Auch der Zeitungsausträger ist dieses Jahr leer ausgegangen. Ein neues Kleid habe ich mir auch nicht gekauft – was im Endeffekt nicht weiter tragisch ist. Wer Weihnachten mit Kindern feiert, ist mit einer bequemen Hose und einer schicken Bluse besser bedient.

Trotzdem erlebe ich die Spannung zwischen dem morgendlichen „Was muss alles noch getan werden?!“ und dem „Es ist jetzt gut so, wie es ist!“ am Spätnachmittag jeden 24. Dezember wieder neu.

Vielleicht gehört auch das ganz wesentlich zu Weihnachten – loszulassen, was hätte sein können, aber dann doch nicht geklappt hat. Was wir uns gewünscht haben und was dann doch nicht Wirklichkeit geworden ist. Egal, ob es sich dabei um weiße Weihnachten oder ein friedliches Miteinander der Geschwister handelt. Es gibt so vieles, was wir nur bedingt beeinflussen können, und das nicht nur im Blick auf die Festtagsvorbereitungen, sondern auf das Leben selbst.

Das erfüllte Versprechen

Ich muss in diesem Zusammenhang an Simeon denken, diesen alten Mann aus der Weihnachtsgeschichte. Als der neugeborene Jesus in seinen Armen liegt, sagt er: „Herr, nun kann ich in Frieden sterben! Wie du es mir versprochen hast, habe ich den Retter gesehen, den du allen Menschen geschenkt hast“ (Lukas 2,29-31).

Simeon hatte sein Leben lang darauf gewartet, dass der angekündigte Retter endlich kommt. Gott hat diese Sehnsucht gesehen und ihm versprochen, dass er die Ankunft des Messias tatsächlich erleben würde. Jetzt war er da, der große Moment. Endlich! Simeon hält Jesus in den Armen.

Wäre er so gestrickt gewesen wie ich, dann wären seine Gedanken in diesem Moment auf Hochtouren gelaufen: Wie geht es weiter mit diesem Kind?! Es ist so klein und hilflos – kann es die Herkulesaufgabe, die vor ihm liegt, überhaupt bewältigen? Sind seine Eltern fähig, ihn zu erziehen? Was, wenn er scheitert? Welche Methode wird er wählen, um an die Macht zu kommen? Wie wird das Leben in unserem Land aussehen, wenn er endlich, endlich groß ist und alles im Griff hat … Doch Simeon stellt sich all diese Wenns und Wies gar nicht. Stattdessen erlebt er einen inneren Frieden, der so groß ist, dass der alte Mann bereit ist zu sterben.

Friede, der das menschliche Begreifen übersteigt

Simeon strahlt einen Frieden aus, der sich von äußeren Begebenheiten oder inneren Zweifeln nicht aus der Ruhe bringen lässt. Davon wünsche ich mir mehr für meinen Alltag, nicht nur an Weihnachten, sondern an jedem Tag und ganz besonders dann, wenn alles drunter und drüber geht.

Ich möchte von Simeon lernen, dass ich Fragen, Halbfertiges, Missglücktes und Zerbrochenes loslassen kann. Loslassen und Gott überlassen, in dem Vertrauen darauf, dass er Unvollendetes vollenden wird.

Weihnachtslicht: „Macht euch keine Sorgen, sondern wendet euch in jeder Lage an Gott und bringt eure Bitten vor ihn. Tut es mit Dank für das, was er euch geschenkt hat. Dann wird der Frieden Gottes, der alles menschliche Begreifen weit übersteigt, euer Denken und Wollen im Guten bewahren, geborgen in der Gemeinschaft mit Jesus Christus“ (Philipper 4,6-7).
 

 Hanna Willhelm

Hanna Willhelm

  |  Redakteurin

Hanna Willhelm ist Redakteurin, Autorin und begeisterte Theologin. Ihre Faszination für die Weisheit und Bedeutung biblischer Texte möchte sie gerne anderen zugänglich machen.  In der Sendereihe "Das Gespräch" spricht sie am liebsten mit Gästen über theologische und gesellschaftlich relevante Themen. Sie liebt Bücher und lebt mit ihrer Familie in Mittelhessen.

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Kommentare (1)

Margott D. /

Das hört sich gut an! Allein dieser kurzer Ausschnitt aus dem Buch, hat mich sehr berührt! Möge allen, die es lesen werden, reich gesegnet sein im: Loslassen!
Leider nicht mehr für mich! Bin dabei mehr

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