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01.08.2012 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Susanne Reddig

Das verwundete Herz

Über die Heilung der Vergangenheit - eine Andacht zum Monatsspruch in Psalm 147,3.

Viele Menschen tragen in sich ein zerbrochenes Herz. Oft ist es ihnen lange Zeit nicht bewusst. Diese zerbrochenen Herzen stammen häufig aus Kindheit und Jugend. Traumatische Erfahrungen und tiefgehende Verletzungen haben sich in die noch junge Seele eingebrannt. Als Kind oder Jugendlicher konnte man mit diesen inneren Wunden noch nicht umgehen, das Unangenehme, Schmerzhafte wurde verdrängt. Damit schien das Problem behoben zu sein und schlummerte über Jahre verborgen im Untergrund.

Blick in die eigene Vergangenheit
Irgendwann im Erwachsenenalter brechen diese alten Wunden wieder auf. Ganz plötzlich, unerwartet, ungewollt. Manchmal ist ein bestimmtes Wort dafür der Auslöser. Oder eine Erfahrung, die einem unangenehm vertraut vorkommt. Ein anderes Mal sind es Bilder, Filme oder Bücher. Sie legen den Finger auf verborgene innere Narben, wühlen Erinnerungen auf. Fassungslos sitzt man dann da und merkt: Die Zeit heilt nichts. Sie verschleiert nur. Hat das Problem lediglich eingehüllt wie in einen Kokon – nun bricht der Kokon auf und die Erinnerungen quellen daraus hervor. Man muss sich ihnen stellen. Aber wie?

Einige Menschen flüchten erneut in die Verdrängung. Andere spüren, dass etwas getan werden muss. Sie suchen Psychiater, Therapeuten und Ärzte auf. Jahrelang werden die Probleme in Gesprächen von allen Seiten betrachtet oder medikamentös behandelt. Manchmal hilf dies, manchmal nicht. Einige Wunden heilen mehr, andere weniger. Ernüchternd ist die Erkenntnis, wie begrenzt unsere menschlichen Eingriffsmöglichkeiten in die Angelegenheiten der Seele doch sind.

Der göttliche Heiler
Aber es gibt einen himmlischen Beistand: „Gott heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“ Psalm 147,3. In der Stille kommt Jesus in unser Leben hinein. Sanft legt er seine heilende Hand auf zerbrochene Herzen. Er lässt sich mit dem Verbinden Zeit. Zuerst will er, dass wir hinsehen, einsehen, nachdenken. Gefühle zulassen, Schmerzen aushalten. Wir erkennen, wo andere an uns verkehrt handelten und sehen ein, wo wir falsch lagen.

Es kann sein, dass wir bereuen sollen oder Schaden wiedergutmachen. An anderer Stelle müssen wir vergeben lernen, auch wenn es schwer fällt. Sorgfältig leitet Jesus uns in diesen Schritten an. Manches Mal spricht er dabei direkt zu uns, in anderen Fällen tut er dies durch Seelsorger oder durch andere Christen. Und mit seiner Liebe verbindet er dabei langsam die Wunden. Manches wird schnell geheilt, anderes dauert viele Jahre.

Der gereifte Mensch
Sind diese Schritte aber einmal getan, scheint eine neue Freiheit auf. Die Fesseln alter Erinnerungen sind abgefallen. Überraschend quellen Freude und Frieden aus dem Herzen hervor, eine ungekannte Dankbarkeit für alle guten Erfahrungen, die man erleben durfte, bricht sich Bahn. Statt Groll, Bitterkeit, Wut und Zorn fühlt man eine neue Barmherzigkeit und Liebe im Herzen entbrennen. Das geheilte Herz wird schließlich zu einer Quelle guter Gedanken und guter Taten. Neu kann man dann ins Leben und zu den Leuten gehen.

Die alten Narben sind dann zwar noch da, aber sie behindern nicht mehr. Man kann Verlorenes nicht ersetzen und vergangenes Leid nicht ungeschehen machen, aber es ist zu einem Erfahrungsschatz gereift, aus dem man nun schöpfen darf. Nun kann man selbst anderen innerlich verletzten Menschen den Weg zum göttlichen Heiler zeigen, der alle unsere Wunden verbindet. Und so setzt sich das geheime Wunder der Heilung zerbrochener Herzen wie ein langsam fließender tröstlicher Fluss im Verborgenen fort.

Ihr Kommentar

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Kommentare (7)

Paul /

Die schlimmsten Verletzungen tun sich manche Christen gegenseitig an- wie in den Psalmen beschrieben. Ziemlich traurig. Es gibt untereinander Geschwister, die eine Seele erquicken.

Bisou /

Dieser Text beschreibt meine aktuelle Lage. All die verdrängten Verletzungen (aus der Kindheit, Schulzeit, mit Männer, Arbeitsleben) brechen momentan aus mir aus. Der Bibelvers Psalm 42, 6 ist mein mehr

Harry /

Preis den Herrn-ja so ist es.Die Welt macht
kaputt,verletzt usw.Aber Gott ist unser Arzt,
und Jesus heilt gerne.Auch von körperlichen
Krankheiten,lasst uns voller zuversicht sein.

Roesger /

Danke für die Worte! Diesen Prozeßß mache ich seit 2 Jahren durch.
Der Kokon ist aufgebrochen. Und ich arbeite weiter daran-ohne die im Text angesprochenen Hilfsmittel.
Mit einer Ausnahme: dem täglichen Gespräch mit Gott und Jesus.

Gertrud /

Ein schöner Artikel und ein himmlischer Ausblick! Ein wenig möchte ich sagen - und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute...wenn einem das Leben tiefe Wunden schlägt verliert man mehr

Jan /

Gott will in diesen Dingen auch die Führung übernehmen. Da können manchmal schon überraschende Dinge bei rauskommen, mit denen niemand gerechnet hat. Vom Kopf weis man das vielleicht wohl. Das Problem sind meistens die Gefühle. Dieser Lern- und Führungsprozess dauert oft Jahre.

Marlene Ö /

Ja genauso habe ich das erlebt-Gott sei Dank ( und ich habe heute Nacht meinem Herrn dafür noch gedankt) darf ich jetzt mit genau dieser neuen Barmherzigkeit und Liebe im Herzen entbrannt sein. Die mehr

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