Ich stehe im Stau. Eigentlich wäre ich schon längst daheim. Meine To-Do-Liste für heute ist lang, mein Geduldsfaden kurz. Warum geht es nicht vorwärts? Ich ärgere mich. Ähnlich gestresst fühle ich mich, wenn mein PC genau zur falschen Zeit ein längeres Update fährt oder ich beim Arzt warten muss. Zeit ist schließlich Geld.
Doch wenn ich abends auf dem Sofa sitze und durch Instagram scrolle, macht es mir plötzlich nichts mehr aus, wie die Zeit dahinfliegt. Eine Freundin ist gerade unterwegs und teilt in ihrer Story schöne Urlaubsbilder. Und dieses lustige Reel will ich auch noch unbedingt sehen. Auf einmal ist eine halbe Stunde oder mehr vergangen.
Vielleicht erkennst du dich in meinen Beispielen wieder. Eventuell ist es bei dir nicht Instagram, sondern Netflix – und vielleicht stresst es dich nicht, im Stau zu warten, sondern wenn deine Kinder morgens nicht fertig werden. Aber vermutlich kennst auch du aus deinem Alltag diesen krassen Wechsel zwischen immenser Hektik und gedankenloser Zeitverschwendung.
Was sagt die Bibel zum Thema Zeit?
Wie können wir mit unserer Zeit besser umgehen?
In der Bibel empfiehlt der Apostel Paulus in Epheser 5,16: „Nutzt die Zeit.“ Was meint er damit? Spricht er sich etwa dafür aus, jede noch so kleine Minute auszupressen?
Bloß keine Zeitverschwendung, am besten noch eine Dienstmail schreiben, während ich beim Arzt warte. Und Netflix darf ich mir nur gönnen, wenn ich dabei die Wäsche falte.
Ich glaube nicht, dass Paulus mit seiner Empfehlung einen solch hektischen Lebensstil im Sinn hatte. Einen Alltag, in dem ich nicht mal geduldig auf das Update meines PCs warten kann.
Paulus geht es mit seiner Empfehlung nicht um einen möglichst effektiven Lebensstil. Das macht der Satz deutlich, den er direkt davor schreibt: „Lebt nicht wie Unwissende, sondern wie Menschen, die wissen, worauf es ankommt“ (Epheser 5,15).
Zeit haben für das, worauf es ankommt
Aber worauf kommt es denn an? Für Paulus ist das ganz klar: Ein Leben zu führen, wie Gott es für uns Menschen im Sinn hatte. Das meint: In Verbindung mit Gott nach seinen Geboten leben und anderen Menschen mit Achtung und Liebe begegnen.
Vielleicht stehe ich gerade wegen eines Unfalls im Stau. Aber statt mich zu ärgern kann ich die gewonnene Zeit nutzen, um für die Unfallopfer zu beten.
Auch mit mir selbst muss ich nicht wie ein Sklaventreiber umgehen. Vielleicht kommt mir beim Spaziergang sogar eine neue kreative Idee. Oder die kurze Kaffeepause mit einer Kollegin ist nicht nur eine willkommene Arbeitsunterbrechung, sondern gibt ihr Gelegenheit, über ein persönliches Problem zu sprechen. Daher sollte ich mir für solche heilsamen Unterbrechungen immer wieder Zeit im Alltag nehmen.
Jesus ist mir hier ein Vorbild. Obwohl er im ganzen Land herumzog, predigte und Wunder wirkte, nahm er sich immer Zeit für den Einzelnen. Auch gönnte er sich regelmäßig Auszeiten, in denen er sich sogar von seinen engsten Jüngern zurückzog. Er tat dies, um in Ruhe mit Gott zu reden. Gerade letzteres kommt bei mir sehr häufig zu kurz.
Wofür nutze ich meine Zeit?
Hier wären wir auch wieder bei Netflix, Instagram und Co. Ich glaube nicht, dass es verwerflich ist, diese Medien zu nutzen, wenn wir dies als aktive Pause vom Alltag tun. Aber wo ich mir unreflektiert von diesen Apps und Angeboten die Zeit stehlen lasse, darf ich mir durchaus die Frage stellen: Nutze ich meine Zeit wirklich aus? Habe ich noch im Blick, worauf es ankommt?
Weder Effektivität um jeden Preis noch Zeitverschwendung entsprechen Gottes Plan für mein Leben. Er wünscht sich, dass ich im Augenblick lebe – mit Blick auf meine Bedürfnisse und auf die der Menschen um mich herum.
Welche kleine Veränderung könntest du in dieser Woche in deinem Alltag vornehmen, um deine Zeit besser auszunutzen?
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