Ob verspäteter Sommerurlaub, herbstlicher Kurzurlaub oder Wochenendtrip: Reisezeit bedeutet Stauzeit. Jeder kennt das vermutlich. Man freut sich schon darauf, die Beine hochzulegen, die Sonne an einem anderen Ort zu genießen oder einfach mal nichts zu tun. Doch der Weg an den Urlaubsort gestaltet sich kompliziert: Baustellen, Umleitungen oder sogar Streckensperrungen verursachen Stau und Verzögerungen.
Das habe ich erst vor Kurzem erlebt, als mein Mann und ich London mit dem Auto passiert haben – direkt vor einem Feiertag. Das empfehle ich echt niemandem. Selbst auf der Abbiegespur zum Rastplatz stockte es. Und nach der ursprünglich angekündigten Fahrtzeit hatten wir noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft.
Stoppschilder im Leben – was nun?
Doch was ist, wenn uns nicht nur auf der Autobahn, sondern auch im Leben Umleitungen, rote Ampeln und Stoppschilder begegnen? Etwa, wenn nach langjähriger Betriebszugehörigkeit meine Firma insolvent geht und die Frage im Raum steht, ob ich bleiben kann.
Wer mit Gott unterwegs ist, fragt sich dann häufig: Habe ich etwas übersehen? Will Gott, dass ich einen anderen Weg einschlage, oder bin ich nur mit den normalen Herausforderungen des Lebens konfrontiert? Oder will Gott mir gar durch die Hindernisse etwas zeigen – und aufzugeben wäre genau die falsche Option?
Hier gibt es viele Deutungsmöglichkeiten und oft keine einfache Antwort.
Denn anders als bei den Umleitungsschildern im Straßenverkehr erkenne ich Gottes Führung manchmal erst im Rückspiegel.
Antwortsuche in der Bibel
Ein Blick in die Bibel hilft uns weiter. In Apostelgeschichte 16 begegnen wir zwei Reisenden, die auf ihrem Weg immer wieder mit Hindernissen konfrontiert sind.
Paulus ist gerade zusammen mit Silas im Auftrag Gottes unterwegs. Ihr Trip hat schon ruckelig begonnen, denn aufgrund von Unstimmigkeiten hat sich ein weiterer Reiseteilnehmer bereits im Vorfeld abgeseilt. Abgesehen davon ist die Reise bislang gut gelaufen. Paulus und Silas haben Offenheit bei den Menschen erlebt, die sie aufsuchten. Und dann steht in der Bibel plötzlich:
Danach zogen sie weiter durch Phrygien und die Landschaft Galatien; denn der Heilige Geist erlaubte ihnen nicht, in der Provinz Asien die Botschaft Gottes zu verkünden. Als sie, westwärts ziehend, an die Grenze von Mysien kamen, wollten sie von dort in das nördlich gelegene Bithynien weiterziehen. Aber auch das ließ der Geist, durch den Jesus sie leitete, nicht zu. (Apostelgeschichte 16,6-7)
Ein außerordentlicher Richtungswechsel
Moment! Hatte Gott sie nicht auf diese Reise geschickt? Wieso gehen nun in etliche Richtungen die Türen zu? Auf heute übertragen tingeln Paulus und Silas von Umleitung zu Umleitung und das Navi ändert ständig seine Anweisungen. Wenn mir das passiert, möchte ich am liebsten das Lenkrad malträtieren. Umso erstaunlicher finde ich, wie die Geschichte in der Bibel weitergeht:
Dort in Troas hatte Paulus in der Nacht eine Vision: Er sah einen Mann aus Mazedonien vor sich stehen, der bat ihn: „Komm zu uns herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Darauf suchten wir sofort nach einem Schiff, das uns nach Mazedonien mitnehmen konnte. Denn wir waren sicher, dass Gott uns gerufen hatte, den Menschen dort die Gute Nachricht zu bringen. (Apostelgeschichte 16,9-10)
Ich stelle mir gerade vor, mein Mann würde nach einem kurzen Nickerchen im Auto sagen: „Wir ändern jetzt unser Reiseziel. Gott hat mir gesagt, wir sollen nicht nach Sheffield, sondern nach Cardiff fahren.“
Ich weiß ja nicht, wie es dir dabei ginge, ich würde mir da an die Stirn tippen. Das tut Paulus‘ Begleiter aber nicht.
Beide interpretieren den Traum als Ruf Gottes und machen sich Richtung Mazedonien auf.
Vom Regen in die Traufe …
Zunächst läuft alles wieder gut, sie gründen sogar eine Gemeinde. Doch dann werden sie verhaftet. Vollsperrung, Endstation – scheinbar. Denn Paulus und Silas nehmen auch diese Situation gelassen – und was dann geschieht, ist schier unglaublich.
Statt zu verzweifeln, singen die beiden im Gefängnis Loblieder, lösen damit ein Erdbeben aus und bleiben im Kerker, selbst als die Türen aufspringen. Als dann der Gefängniswärters sich das Leben nehmen will, weil er befürchtet, dass alle Gefangenen sich davongemacht haben, erzählen sie ihm von Jesus.
Wenn du diese spannende Geschichte im Detail nachlesen willst, du findest sie in Apostelgeschichte 16,16-40.
Widerstände sind normal
Du siehst: Aus dem Reisebericht von Paulus und Silas könnte man locker ein abenteuerliches Roadmovie drehen. Doch was können du und ich uns aus diesen Passagen mitnehmen?
Zum einen: Bei den meisten Widerständen, denen Paulus und sein Begleiter begegnen, wird nicht erwähnt, dass Gott sie gezielt schickt. Ganz im Gegenteil, in der Regel sind es andere Menschen, die für Probleme sorgen, und Gott ist derjenige, der sie wieder auflöst.
Daraus lerne ich für mein Leben: Widerstände, Planänderungen und Co sind normal und sollten nicht automatisch als Zeichen Gottes gedeutet werden.
Bei jedem Hindernis direkt zu glauben, dass Gott etwas anderes von mir möchte, ist deshalb wenig zielführend. Es verwirrt und blockiert mich im schlimmsten Fall, angemessen auf eine Herausforderung zu reagieren.
Stattdessen sind Durchhaltevermögen und Gottvertrauen gefragt. Genau das bringen Paulus und Silas ein und meistern so teils lebensbedrohliche Situationen. Diesen Umgang mit Hindernissen möchte ich mir zum Vorbild nehmen.
Durchkreuzte Pläne trotz tiefem Glauben
Zum anderen gibt es auch Situationen wie in Apostelgeschichte 16,6-7, in denen Gott ganz klar die Stoppsignale setzt. An keiner Stelle lese ich eine Erklärung dazu, wieso er Paulus und Silas den Weg in bestimmte Gegenden verwehrt. Deutlich macht der Bibeltext aber: Hier ist es Gott, der Nein zu einem Weg sagt.
Zu akzeptieren, dass Gott auch Nein zu einem an sich guten Unterfangen sagen kann, fällt mir schwer. Oft hört man ja aus christlichen Kreisen die Erklärung, ein Ziel sei nicht biblisch oder im Einklang mit Gottes Willen gewesen, wenn in einem Lebensbereich plötzlich Türen zugehen.
Doch genau das erkenne ich bei Paulus und Silas nicht. Gott schließt hier Türen nicht nur ohne Erklärung, sondern auch ohne ersichtlichen Grund. Der Wunsch der Apostel, den Menschen Gottes Wort zu bringen, ist ganz von ihrem Glauben geprägt. Von falschen Motiven lese ich hier nichts, also gehe ich davon aus: Sie sind auch nicht da.
Paulus und Silas leben ganz nahe am Herzen Gottes und doch durchkreuzt er ihre Pläne.
Gott sieht weiter
Eine mögliche Erklärung, die ich an dieser Bibelstelle dafür sehen kann, ist die: Gott hat ein höheres Ziel als Paulus und Silas. Er hat mehr mit ihnen vor, als sie es sich bisher zutrauen.
Im Nachhinein zeigt sich nämlich: Durch die diversen Planänderungen der beiden kommt die gute Botschaft von Jesus erstmals vom asiatischen Raum nach Europa. Wow! Was wäre wohl passiert, wenn Paulus und Silas Gottes Nein nicht akzeptiert und ihre ursprünglichen Pläne weiterverfolgt hätten?
An anderen Stellen in der Bibel gibt es aber auch Situationen, in denen Gott Stoppsignale setzt und sich nachher zeigt: Die Planänderung war zum Schutz der Beteiligten gedacht. Die Gründe für ein Nein von Gott können also vielfältig sein und meist können wir darüber nur mutmaßen.
Für mich lerne ich daraus: Manches Nein Gottes bleibt mir unverständlich. Es kann aber letztendlich zum Gutem führen.
Gott bewusst fragen statt Rätsel raten
Ich lerne aus diesem Bibeltext aber auch: Gott ist klar. In der Apostelgeschichte stehen Paulus und Silas vor vielen Herausforderungen, aber sie können Gottes Stoppsignale deutlich von allgemeinen Widrigkeiten unterscheiden.
Das heißt: Wenn Gott Nein sagt, dann merke ich das auch. Ich muss nicht Rätsel raten, allerhöchstens meine Ohren neu auf Empfang stellen.
Und sollte ich doch unsicher bleiben, darf ich ihn jederzeit fragen, wie eine verschlossene Tür gemeint ist.
Wo wünschst du dir für eine Entscheidung ein klares Signal wie an einer Verkehrsampel? Sprich doch einmal mit Gott darüber, was er von deinen Plänen hält. Alle Antworten sind hier möglich: „Auf, los geht’s“, „Halt!“, aber auch „Entscheide du“.
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