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© Olga Dudareva / unsplash.com

12.09.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Verbindungsprobleme

Wer knabbert an deiner Standleitung zu Gott?


Wir haben Familienzuwachs bekommen: Lange Ohren, wuscheliges Fell, die Kinder sind begeistert. Eigentlich sollten die beiden jungen Kaninchen ihren Stall auf der Terrasse beziehen, aber zum besseren Kennenlernen haben wir sie in der ersten Zeit viel im Wohnzimmer herumhoppeln lassen. Folgendes habe ich dabei gelernt:

1. Kaninchen finden jedes Versteck.
2. Kaninchen finden sogar Verstecke, die gar nicht existieren.
3. Der Satz aus dem Ratgeber „Wenn sie unterbeschäftigt sind, knabbern Kaninchen gerne Stromkabel an“ ist falsch.
 

In unserem Wohnzimmer gab es für die flauschigen Kameraden viel Neues zu entdecken. Entsprechend gut ausgelastet wähnte ich sie. Und es war ja auch zu niedlich, wenn Pollys Öhrchen hinter den Büchern im untersten Regalfach hervorlugten!
 

Weg ist das WLAN

Zwei Wochen, nachdem Paul und Polly bei uns eingezogen waren, versagte unser Telefon. Das Gerät war ja auch schon zehn Jahre alt gewesen. Ich bestellte ein neues. In der Zwischenzeit telefonierten wir mit dem Handy über das WLAN. Häufig stockte die Verbindung. Besorgt erkundigten wir uns bei unseren Freunden, ob mit ihrem WLAN alles in Ordnung sei. „Bei uns läuft das immer stabil!“, sagten wir überzeugt.

Als das neue Telefon eintraf und ich es an den Router anschließen wollte, kam das böse Erwachen. Warum blinkte da nichts? Das Gerät war tot! Einem Verdacht folgend überprüfte ich das Stromkabel und siehe da – es war an mehreren Stellen angefressen. Ich ergänze:

4. Kaninchen knabbern Stromkabel auch dann an, wenn sie gut beschäftigt sind.
5. Man lernt nie aus.
6. Warum erzähle ich Ihnen das alles?

Weil auch durch mein Glaubensleben ab und an ein süßes Kaninchen hoppelt und mich mit seinen Öhrchen und dem Schnuppernäschen verzaubert. Weil ich es sorglos hinter irgendwelchen Regalen verschwinden lasse und mir denke: Mein Verbindungskabel zu Gott wird es schon nicht anfressen! Selbstverständlich können es auch mehrere auf einmal sein, denn Kaninchen sind Rudeltiere.
 

Wer knabbert an meiner Verbindung zu Gott?

Diese kleinen Hoppler haben ganz unterschiedliche Namen. „Netflix“, „Instagram“ und „Smartphone“ sind beliebt. Oder auch „Job“, „Hobby“ oder sogar „Familie“. Manche Karnickel tragen Indianernamen wie „Der mit dem Groll tanzt“, „Klimperndes Sparschwein“ und „Schönste/r unter der Sonne“. Wenn Sie Ihr Kaninchenrudel betrachten, welche Namen würden Sie verteilen? Meine würden unter anderem „Die auf den Bildschirm starrt“ und „Die Duschkabine war teuer, wehe ich sehe auch nur einen einzigen Kalkfleck!“ heißen.

Ich möchte an dieser Stelle betonen: Haustiere an sich sind nicht das Problem. Ich muss mir allerdings sowohl ihrer als auch meiner Bedürfnisse bewusst sein, damit das Zusammenleben für alle funktioniert. Kaninchen knabbern gerne, aber mir ist auch meine Verbindung wichtig. Wie also halte ich die Hausgenossen, die mein Leben bereichern, davon ab, meine Standleitung zu zerkauen?

Das Zauberwort heißt: Absichern! Sofakissen zwischen Bücher und Regalbrett gestopft, die Gesellschaftsspiele, zwischen denen Polly jeden noch so engen Durchschlupf genutzt hat, mit einer Decke abgehängt. Wenn ein Langohr aufs Sofa hopst, wird es konsequent runtergeschickt. Man kann die Tiere bis zu einem gewissen Grad erziehen. Wenn es hart auf hart kommt, hilft außerdem ein Kabelschutz.
 

Kontrolle ist gut

Dasselbe gilt für das Rudel aus Zerstreuungen, das in meinem geistlichen Leben herumturnt. Ich muss mir überlegen, wie welches Tier heißt, welche Bedürfnisse es hat und wo es am liebsten herumnagt. Ist es Langeweile, die mich permanent zu Smartphone, Netflix und so weiter verleitet? Ist mein Glaubensleben vielleicht sogar eingeschlafen? Wie ließe es sich spannender gestalten? (Und das, liebe Freunde, ist eine der ganz großen Fragen des Glaubenslebens!) Ist es Müdigkeit, Überforderung? Wo kann ich mir Entlastung verschaffen? Wie kann mir meine Standleitung zu Gott dabei sogar helfen?

Es gibt viele gute Dinge, die mein Leben bereichern und bunter machen. Doch unkontrolliert von der Leine gelassen, können sie meiner Gottesbeziehung schaden.
Katrin Faludi


Es gibt viele gute Dinge, die mein Leben bereichern und bunter machen. Doch unkontrolliert von der Leine gelassen, können sie meiner Gottesbeziehung schaden. Mit etwas Aufmerksamkeit und Erziehung aber können meine Beziehung zu Gott und mein Medienkonsum, meine Freizeitgestaltung, meine vielfältigen Aufgaben rund um Job und Familie und was mir sonst noch so auf der Seele liegt, friedlich miteinander existieren. Es geht nicht um Totalverzicht und Selbstgeißelung. Es geht um die richtige Balance. In diesem Sinne: Genießen Sie die Zeit mit Ihren Kaninchen – aber lassen Sie sie nicht unbeaufsichtigt.

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

In Offenbach geboren, mit Berliner Schnauze aufgewachsen. Hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert, ist danach beim Radio hängengeblieben. Außerdem schreibt sie Bücher, liebt alles, was mit Sprache(n) und dem Norden zu tun hat und entspannt gerne beim Landkartengucken. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie in Bad Vilbel.

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Kommentare (1)

Sabine /

Liebe Frau Faludi, vielen Dank für Ihre guten Gedanken, die mich sehr angesprochen haben.

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