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© Clementina Toso / unsplash.com

09.05.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Ellen Hörder-Knop

Sehnsucht „Frieden“

Von faulem, authentischem und schützendem Frieden.

 

„Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als in Frieden leben zu können. Da, wo ich herkomme und wo ich hingehöre.“ Worte einer jungen Frau aus der Ukraine, gefüllt mit Bangen, Hoffen und Warten.

„Frieden“ – ein Sehnsuchtswort und Sehnsuchtsort. Unendlich weit entfernt erscheint dieser Friede, wenn die Nachrichten Bilder von Krieg, Leid und Zerstörung präsentieren.

Fauler Frieden

Der Wunsch nach Frieden ist zum sorgenvollen Tagesthema geworden. Jesus kennt diese menschliche Sehnsucht. Deshalb macht er sie zum Gesprächsthema mit seinen Freunden: „Frieden lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch“, sagt Jesus. „Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“ (Johannes14,27)

Jesus warnt davor, seinen Frieden mit dem zu verwechseln, was Menschen anbieten: Nicht ein Friede, wie ihn die Politik verhandelt, wie Dichter oder Musiker ihn beschwören oder ein schöner Sonnenuntergang für eine friedliche Stimmung sorgt. „Nicht nach der Art der Welt ist mein Friede“, sagt Jesus.

Positiv heißt das: Auch „die Welt“ gibt Frieden. Aber so teuer er sie auch zu stehen kommt, er ist verglichen mit dem Frieden, den Christus gibt, nicht mehr als ein „fauler Frieden“. Ein Frieden, dem nicht zu trauen ist! Das gilt nicht nur in politischen, sondern leider auch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Da wird vielleicht ein „Krieg unter Kontrolle“ gebracht. Waffenruhe eingeräumt. Konfliktmanagement betrieben – unter Völkern, mit den Kollegen, Nachbarn, in der Familie, in meinem eigenen Herzen…

Deshalb horche ich auf, wenn Jesus sagt: „Ich gebe euch Frieden!“

Authentischer Friede

Jesus nimmt mit diesen Worten Abschied von seinen Jüngern. Zur Krönung seines Lebens als Friedensstifter bekommt er keinen Friedensnobelpreis, sondern eine Dornenkrone. Der Tod am Kreuz erwartet ihn. Aber Jesus wird seine Freunde nicht spurlos verlassen. Er wird ihnen etwas zurücklassen: Frieden – „meinen Frieden“, sagt Jesus ausdrücklich – „gebe ich euch.“ Damit kein Missverständnis aufkommt, keine falschen Hoffnungen entstehen, erklärt er: „Meine Gabe ist anders als alles, was die Welt geben kann.“  

Den Frieden Gottes kann ich nicht machen. Er wird mir von Gott geschenkt. Er durchbricht den Teufelskreis von Schuld, Vergeltung und Rache. Der lässt sich nicht mit ein bisschen gutem Willen überwinden. Schuld hat den Menschen in der Gewalt. Er kann ihr nicht aus eigener Kraft entkommen.

Deshalb nennt die Bibel einen Ort, an dem Schuld und Sünde überwunden worden sind: Das Kreuz, an dem Jesus starb. „Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten!“, formuliert es der Prophet Jesaja (Jesaja 53,5). Und der Apostel Paulus reiht sich einige hundert Jahre später in diese Aussage ein und erklärt: Das, wonach die Menschheit sich sehnt, bekommt durch Jesus Blut und Leben, Profil und Charakter, denn „Er ist unser Friede!“ (Epheser 2,14)

Wenn ich Gottes Friedensangebot durch Jesus Christus annehme, bin ich mitten in einer Welt des Unfriedens auf dem Weg des Friedens.

Schützender Friede

Jesus beschreibt diesen Weg mit der Aufforderung: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht! Es werde nicht erschüttert noch verzagt.“ Aber leider gibt es sie – im eigenen Leben und bei anderen: Situationen, die das Herz in Angst und Schrecken versetzen; die nicht nur meine Existenz erschüttern, sondern auch meinen Glauben an Gott. Sicher geglaubte Wege enden in einer Sackgasse. Zukunftspläne zerbrechen. Träume platzen. Offene Fragen bleiben.

Trotzdem habe ich gerade in solchen Zeiten erlebt: Gottes Frieden ist wie ein Schutz, der mein verzagtes Herz bewahrt und zur Ruhe bringt. Er liefert mich nicht meiner Angst aus, sondern stellt mich in den Schutzraum Gottes. Daraus kann mich niemand vertreiben. Da bin ich geliebt, ohne mich beweisen zu müssen. Angesehen, ohne mich präsentieren zu müssen. Da erlebe ich Frieden, ohne ihn erkämpfen zu müssen.

Selbst der Tod wird mich nicht von diesem Frieden trennen. Er gilt unabhängig von jedem Zustand. Er gilt allen Zuständen zum Trotz. Diesen Frieden Gottes kann ihn nicht erklären, aber ich kann ihn erfahren (Philipper 4,7).

Der Friede Gottes zeigt mir, wo ich herkomme, ich hingehöre und hingehe: Bei Gott bin ich zu Hause. Da bin ich geborgen. Da bleibt Frieden kein Sehnsuchtswort und kein Sehnsuchtsort. „Ich gebe dir meinen Frieden“, sagt Jesus. „Schon heute! Das ist mein Ehrenwort.“

In diesem Frieden mit Gott will ich mein Leben gestalten: Mich nicht von Liebe und Gerechtigkeit abbringen lassen. Ihn weitergeben, ihm vertrauen. In ihm beten, klagen und hoffen.

 Ellen Hörder-Knop

Ellen Hörder-Knop

  |  Redakteurin

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Kommentare (2)

Wolfgang L. /

Danke,! Ja, gut durchdacht und dargelegt - Dem Kontext der Hl. Schrift (AT/NT) ist aber auch zu entnehmen, dass "der Friede von der Erde genommen worden ist." - Eben bis zum Anbruch des Reiches Gottes bzw. bis zu seiner Wiederkunft oder Wiederherstellung usw. .

Christina M. /

Sehr, sehr schön.
Christina M.

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