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08.08.2016 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Michael vom Ende

Schneller, höher, weiter

Das Motto der Olympischen Spiele auf dem biblischen Prüfstand. Eine Andacht.

Seit dem 5. August finden die „Spiele der 31. Olympiade“ in Rio in Brasilien statt. Sogar aus dem Dorf, in dem ich lebe, kommt ein olympischer Ruderer. Das Motto der modernen Olympischen Spiele lautet „Citius, altius, fortius“, wörtlich „Schneller, höher, stärker“. Daraus ist das bekannte Motto „Schneller, höher, weiter“ geworden.

Es war am 7. März 1891, als die Mitglieder des Schulsportvereins vom Dominikaner-Kolleg Albertus-Magnus in Arcueil bei Paris einen Leitspruch erhielten. Anlass war die Eröffnung des ersten Schülersportfestes des Kollegs. Der lateinische Leitspruch, den ihnen Pater Henri Didon als Rektor überreichte, lautete: „Citius, altius, fortius“. „Schneller, höher, weiter“. Didon sah ihn als das Fundament und die Begründung des Sporttreibens schlechthin.

Für den Fortgang der Geschichte ist wichtig zu wissen, dass der Wettkampfleiter bei diesem Sportfest Pierre de Coubertin hieß. Er gilt als der Begründer der modernen olympischen Bewegung; er muss die Ansprache von Didon und den Leitspruch stark verinnerlicht haben. Schneller, höher, weiter – das heißt bei der Olympiade: Schneller laufen, höher springen und weiter werfen als die Konkurrenten. Es ist ein Wettbewerb der Besten, die sich hier messen.

Schneller, höher, weiter – ein gesunder Wettbewerb

Im Guten gegeneinander und miteinander zu kämpfen gehört schon immer zu uns Menschen. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern zum Beispiel auch für verantwortliches Wirtschaften, wo gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Ein gesunder Wettbewerb, nicht nur im Sport, ist nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil: Er treibt uns zu Höchstleistungen an.

Schon die Bibel kennt solch einen sportlichen Wettkampf, als Johannes und Petrus zum Grab rennen – und Johannes ist schneller (Johannes 20, 4). Die Bibel fordert uns zum Wettkampf auf, den anderen höher zu achten als uns selbst (Philipper 2, 3). Und genügend Weisheit macht den Weisen stärker als „zehn Gewaltige“ (Prediger 7, 19). Deshalb muss klar sein: Worin schneller – und wozu? In welcher Beziehung höher – und warum? Wobei weiter – und zu welchem Zweck? Denn das Motto drückt nicht ausschließlich einen gesunden Wettbewerb aus.

Langsamer, niedriger, näher – eine biblische Ergänzung

„Schneller, höher, weiter“ kann auch eine falsche, gefährliche Spirale sein. Dann nämlich, wenn aus dem gesunden Wettbewerb ein ungesunder wird. Da sind wir unvermittelt in der Wirklichkeit unseres Alltags angekommen: in der Arbeit und im krampf- und krankhaften Vergleichen in vielerlei Hinsicht. Wenn „alle Not aus dem Vergleichen kommt“, wie Sören Kierkegaard es einmal ausgedrückt hat, dann kann der tägliche Wettbewerb um das Besser-Sein uns kaputt und krank machen.

Deswegen kennt die Bibel auch „Langsamer, niedriger, näher“. So empfiehlt das Wort Gottes, langsam zum Reden und zum Zorn zu sein (Jakobus 1, 19). Psalm 8,6 lehrt uns, dass wir niedriger gemacht sind als Gott und dass es heilsam ist, näher zu Jesus zu kommen (Lukas 18, 40). Also keine Angst vor dem gesunden Wettbewerb, aber Aufmerksamkeit darauf, dass wir dessen Ergänzung nicht vergessen.

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Kommentare (1)

Dieter M. /

Danke. Auch der Blick zum Verkrampfen ist heilsam.

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