Endlich ist der Herbst da! Ich liebe diese Jahreszeit. Nach den letzten heißen Spätsommertagen im September halten endlich dauerhaft kühlere Temperaturen Einzug. Die Eichhörnchen in unserem Garten sammeln und vergraben fleißig Walnüsse, das Laub an Bäumen und Sträuchern färbt sich gelb, rot und braun.
Auch in meinem Gemüsebeet kehrt nun Ruhe ein. Vor kurzem habe ich die letzten Schätze aus der Erde gegraben. Die Bilanz dieser Erntesaison kann sich sehen lassen: Sechs Kilogramm goldgelbe Kartoffeln! Es war wie eine kleine Schatzsuche, als ich vorsichtig das schwere Erdreich durchwühlt habe. Jede noch so kleine Knolle habe ich geborgen, sorgfältig die Erde abgebürstet und in meine hölzerne Kartoffelkiste gelegt.
Von der Saat bis zur Ernte
Dafür musste ich im Sommer aber reichlich arbeiten. Na gut, mein Gemüsebeet ist mit ungefähr sechs Quadratmetern überschaubar. Aber vier Reihen Kartoffeln machen doch mehr Arbeit, als ich zunächst dachte. Im Frühsommer habe ich Furchen gegraben, in die ich in penibel abgemessenen Abständen die Setzkartoffeln gelegt und sie wieder mit Erde bedeckt habe. Nachdem die Pflänzchen ausgetrieben waren, musste ich entlang der Reihen gleichmäßige Erdwälle anhäufeln, um die zarten Knollen vor der Sonneneinstrahlung zu schützen.
Und dann hieß es bis zur Ernte: regelmäßig gießen und Unkraut jäten! Nicht nur einmal musste ich mich nach einem anstrengenden Tag noch einmal vom Sofa in den Garten quälen und schwere Gießkannen schleppen. Aber die heiße Sommersonne kannte keine Gnade und es musste sein, damit meine Kartoffelpflanzen nicht frühzeitig vertrockneten.
Jedes Frühjahr säe ich motiviert die verschiedensten Gemüsesorten aus und bange, ob die Samen aufgehen und die Pflänzchen den Sommer überleben. Während dieser Zeit hege und pflege ich meinen Mini-Acker, rupfe Unkraut, dünge und gieße. Ich gebe mein Bestes und sorge für gute Wachstumsbedingungen, aber mehr kann ich nicht tun. Dann muss ich darauf vertrauen, dass es genügend regnet und die Sonne scheint, nicht zu viel und nicht zu wenig.
Ich glaube, dass Gott als Schöpfer und Erhalter allen Lebens das eigentliche Wachstum schenkt. Er sorgt dafür, dass sich aus einem Samenkorn eine Pflanze entwickelt, die genießbare Früchte trägt. Welch ein Wunder!
Das Leben und alles Gute darin ist ein Geschenk
In diesem Jahr haben sich meine Mühen ausgezahlt und ich habe im Herbst gestaunt, was ich alles aus dem Beet hervorhole! Aber es gab auch schon Jahre, in denen ich verwachsene mickrige Möhren aus der Erde gezogen und verkümmerte Erbsenschoten vom Strauch geschnitten habe. Und das, obwohl ich doch alles richtig gemacht hatte!
So ist es oft auch im Leben. Alles Gute und Schöne, das ich „ernten“ darf, ist letztlich ein Wunder. Denn bei allen Plänen, die ich für mein Leben mache; bei allem, was ich vorbereite und worauf ich hinarbeite, und trotz aller guten Absichten – ich habe nur begrenzt Einfluss auf den Erfolg und das Gelingen meiner Vorhaben. Denn tatsächlich habe ich das Leben viel weniger in der Hand, als ich manchmal annehme.
Alles Gute und Schöne, das ich „ernten“ darf, ist letztlich ein Wunder. Denn tatsächlich habe ich das Leben viel weniger in der Hand, als ich manchmal annehme.
Ich kann alles richtig machen und trotzdem geht die Saat meiner Bemühungen nicht auf. Denn nicht selten machen andere Menschen oder die Lebensumstände mir einen Strich durch die Rechnung und lassen meine Pläne scheitern. Da ist vieles, das ich nicht verhindern kann, und noch mehr, das ich nicht machen kann. Tja, und ein anderes Mal scheine ich alles falsch gemacht zu haben und werde am Ende doch mit einem vollen Erntekorb überrascht. Das habe ich mir weder erarbeitet noch verdient.
Letzten Endes ist das Leben in gewisser Weise unverfügbar und darin scheint eine Willkür zu liegen, die mich herausfordert. Kann ich es dann nicht gleich lassen mit dem mühevollen Säen und Gärtnern in meinem Leben und mich stattdessen gemütlich zurücklehnen?
Gepflanzt, um zu wachsen
Was mir in all dem Mut und Hoffnung gibt, ist das Vertrauen, dass Gott, der große Gärtner, in meinem Leben unermüdlich am Werk ist. Dass er aus dem, was ich säe, Gutes hervorbringt. Deswegen sind meine Mühen nicht umsonst, aber es hängt eben auch nicht alles an mir, im Gegenteil. Im bekannten Gleichnis vom Weinstock hänge ich wortwörtlich an Jesus:
„Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,4-5).
Ich bin abhängig von Jesus. Es kommt darauf an, mit ihm verbunden zu sein. Ich vertraue darauf und erlebe, dass er Gutes in mir und durch mich wachsen lässt, die zarten Pflänzchen, die in meinem Leben sprießen, umhegt und pflegt, Verwelktes abschneidet und manches stachelige Unkraut entfernt.
Das heißt nicht, dass mein Leben einfach ist und alles immer nur in voller Blüte steht, grünt und gedeiht. Nicht jeder meiner Pläne geht auf wundersame Weise auf, nicht jede gute Absicht ist von Erfolg gekrönt und ich muss weiterhin Niederlagen, Enttäuschungen und Rückschläge hinnehmen.
Aber auch aus einer „Missernte“ kann etwas Gutes erwachsen: innere Stärke, eine notwendige Lektion fürs Leben, eine wertvolle Erkenntnis. Und vielleicht am wichtigsten: die Erfahrung, von Gott hindurch getragen zu werden.
Gott kann auch aus gescheiterten Plänen und zerbrochenen Träumen etwas Neues schaffen. Deswegen will ich aus der Verbindung zu Jesus heraus weiter vertrauensvoll aussäen, pflanzen, hacken und jäten und staunend zusehen, was Gott daraus wachsen lässt.
Wenn ich in diesen Tagen die randvolle Kartoffelkiste aus der Vorratskammer hole, wird mir ganz warm im Bauch. Da, wo mich später der heiße Eintopf wärmt, spüre ich die wundervolle Gewissheit, dass Gott mich versorgt, sich um mich kümmert und dass sein Segen über meinem Leben liegt.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Eine wunderbare Andacht. Ja, ob etwas gelingt oder nicht, liegt oft nicht in unserer Hand.
Als Hobby-Musikerin mit kleinen Auftritten, habe ich häufig Lampenfieber. Beim letzten Mal nicht und es kam … mehrgut an beim Publikum. Es lag nicht an mir und meinem guten Willen, sondern Gott war mit dabei. ER hat eingegriffen und mich gelassen gemacht. Das gibt mir einen Mut-Schub für den nächsten Auftritt.