
18.02.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min
Autor/-in: Katrin FaludiGott ist nicht lieb
Warum Gott für uns ohne Nutzen ist.
Gott ist die Liebe. Aber Gott ist nicht lieb. Der Unterschied zwischen „Liebe“ und „lieb“ wird schon durch die Schreibweise deutlich. „Liebe“ ist ein großer Begriff, der für sich stehen kann. „lieb“ hingegen ist ein kleines Hilfswort, das nur in Beziehung zu einem größeren Begriff, den es beschreibt, stehen kann.
Lieb ist ein angenehmes Wort, das niemandem wehtut. Der Duden beschreibt es als „durch seine liebenswerte, angenehme Wesensart (…) Zuneigung auf sich ziehend“, „mit seinem Verhalten Freude bereitend“ und als „gefällig, nett, liebenswert“. Das alles sind durchaus Attribute, mit denen wir Gott beschreiben können. Aber sie veranschaulichen allenfalls einen Teil dessen, was Gott ausmacht. Sie sind nur ein Teil der Wahrheit, des größeren Begriffs, auf den sich das „lieb“ bezieht. Ein Teil dieser Wahrheit tut weh.
Gott enttäuscht
„Denn er verletzt und verbindet; er zerschlägt und seine Hand heilt“ (Hiob 5,18), heißt es über Gott. Im gesamten Buch Hiob finden sich nicht so viele Hinweise auf den „lieben“ Gott, d.h. auf eine „angenehme Wesensart“ oder einen Gott, der sich „gefällig, nett, liebenswert“ gibt. Gott erscheint in dieser Erzählung überwiegend als machtvoll, zeitweise gnadenlos, als unergründlich und rätselhaft. Er behandelt den Menschen Hiob, der alles tat, um ihm zu gefallen, mit scheinbar kühler Härte, obwohl dieser es nicht verdient hätte. Gott verhält sich für Hiob unbegreiflich.
Im Buch Hiob ent-täuscht Gott. Hier verhält er sich nicht liebevoll und warmherzig. Er rückt das einseitige Bild vom „lieben Gott“ zurecht. Er verletzt und zerschlägt. Er lässt es zu, dass seine Geschöpfe Schaden nehmen und zerstört damit ihre begrenzte kleine Vorstellung von ihm. Gott ist nicht so, wie Menschen ihn gerne hätten. Oder, wie der Theologe Rainer Bucher es provokant formuliert: Gott ist nutzlos. „Er ist kein Erfüllungsgehilfe unserer alltäglichen Sorgen und Nöte, erst recht nicht unserer trivialen Wünsche.“ (aus: Röser, Johannes (Hg.): Gott? Die religiöse Frage heute. Freiburg im Breisgau: Herder, 2018. S. 46)
Gott ist kein Erfüllungsgehilfe unserer alltäglichen Sorgen und Nöte, erst recht nicht unserer trivialen Wünsche. – Rainer Bucher, Theologe
Menschen haben Schwierigkeiten mit Gott
Gott will uns Menschen nicht nützlich sein wie ein Gegenstand, den wir nach unserem Gutdünken gebrauchen. Vielmehr wird der Mensch zum Gegenstand göttlichen Handelns. Das Buch Hiob verdeutlicht, wie machtlos jeder Mensch Gottes Allmacht gegenübersteht und dieser nichts entgegensetzen kann. Gott rechtfertigt sein Handeln nicht. In den Augen der Menschen handelt er nicht gerecht. Klagt Hiob sein Unverständnis darüber, weist Gott ihn zurecht und fordert ihn heraus:
Kann Hiob das Leben aus der Perspektive des allmächtigen Schöpfers begreifen? War er da, als Gott das Fundament für seine Schöpfung legte? Kann er über Tag und Nacht bestimmen, die Naturgewalten zähmen, über die Menschen und Gott Gericht sprechen?
Hiob hat auf diese Frage keine Antwort. Er kann Gottes Position nicht einnehmen und begreift dadurch erst, mit wem er es zu tun hat. Sein Gottesbild ist größer, differenzierter geworden als vorher und er sagt: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen.“ (Hiob 42,5).
Eine solche Erkenntnis ist für das Wesen Mensch, das sein Dasein zu begreifen versucht und sich in Gottes Ebenbildlichkeit selbst als intelligent und schöpferisch erlebt, schwer zu schlucken. Nicht mit Gott auf Augenhöhe zu stehen, ist eine kränkende Erfahrung. „Die Menschen – einschließlich der Gläubigen – haben Schwierigkeiten mit Gott“, schreibt der katholische Publizist Johannes Röser in seinem Essay Im wahren Beten zum „falschen“ Gottesbeweis. „Die vorgegebenen, meist angeblich so selbstverständlichen Vorstellungen greifen nicht mehr. Auch nicht mehr die Tricks, im Zweifelsfall Gott stets zu entschuldigen dafür, dass er nicht eingreift: Er werde schon wissen, wozu das gut ist.“ (a.a.O., S. 45).
Gott mutet Menschen Leid zu
So sehr Hiob mit der Unberechenbarkeit und der Unbegreiflichkeit von Gottes Handeln hadert, er wendet sich nicht gegen ihn. Was bleibt ihm anderes übrig, als sich dem Allmächtigen auszuliefern, der ihn völlig in der Hand hat? Selbst, wenn Hiob sich von scheinbar angenehmeren Versprechungen hätte fehlleiten lassen, am Ende hätte er doch wieder vor Gottes Gericht gestanden. Und er gibt die Hoffnung, dass Gott gut ist, nicht auf. „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“ (Hiob 19,25), ruft er mitten in seinem Leid. Er vertraut darauf, dass Gott trotz der zugelassenen Verletzungen und Schläge für ihn ein gutes Ende bereithält. Und so kommt es auch. Hiob wird für sein Leid entschädigt und darf ein langes und gutes Leben führen. Doch für uns Menschen bleibt der bittere Nachgeschmack des Unverständlichen, der Ungerechtigkeit. Das gute Ende ist schwer zu ertragen.
„Lieb“ ist nett, gefällig und angenehm. Liebe aber ist mehr als das. Liebe lässt los und Liebe lässt zu. Liebe ist nicht berechenbar, sie ist mysteriös und unbegreiflich. Liebe verhält sich nicht logisch. Sie ist der Magnet für die menschliche Sehnsucht nach Ankommen und Zugehörigkeit. Liebe ist das Ziel auf einem Weg, der auch Leid bereithält. Gott mutet uns diesen Weg zu. Warum, dafür rechtfertigt er sich nicht. Wir können über diesen Weg klagen, gehen müssen wir ihn trotzdem. Aber Gott steht als Ziel bereit, denn aus dem Universum, das er geschaffen hat, gibt es kein Entrinnen.
Liebe ist das Ziel auf einem Weg, der auch Leid bereithält. Gott mutet uns diesen Weg zu. Warum, dafür rechtfertigt er sich nicht.
Leseempfehlung: Röser, Johannes (Hg.): Gott? Die religiöse Frage heute. Freiburg im Breisgau: Herder, 2018.
Ihr Kommentar
Kommentare (8)
Für mich klingt das auch sehr schief. Gott ist doch nicht altes Testament und Jesus neues? Gott ist Gott, Jahwe, der ICH BIN DER ICH BIN, oder der ICH BIN DA. Und Gott ändert sich nicht.
Doch was … mehrich sehr bereue ist das Zitieren aus Hiob, wenn es darum geht, Gott zu beschreiben. Denn in diesem Buch ist überhaupt nicht alles wahr, das dort steht! Das finde ich so entscheidend:
„Da nun der HERR mit Hiob diese Worte geredet hatte, sprach er zu Eliphas von Theman: Mein Zorn ist ergrimmt über dich und deine zwei Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.“ Hiob 42:7 DELUT
Dass wir Gott nicht klar Verstehen ist nachvollziehbar. Wer genau ist jedoch hier Gott? Es war der Teufel, der Behauptungen über Hiobs Frömmigkeit stellt. Was macht Gott? Ja, er verhandelt mit ihm. Wäre es gerecht, dem Teufel das Maul zu zuhalten, ihn zurecht zu weisen und zu verjagen?
Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass nicht einmal Engel über den Teufel spotten, nur wir Menschen. Ich denke Gott schenkt hier dem Teufel nur Respekt. Wenn alles auf Lügen aufgebaut ist, muss man es nicht bekämpfen oder vernichten. Die blosse Wahrheit beendet das ganz alleine.
Gott ist grösser, als dass er wegen Lügen bedrängt wäre. Er braucht nicht wirklich zu kämpfen. Laut Offenbarung genügt der Atem Christi, um ihn zu besiegen. In unseren Herzen jedoch ist tatsächlich ein Krieg im gange, und zwar der Kampf, um was wir Glauben. Gott ist für uns.
Der Artikel hat Recht. Die Kommentare wie so oft zu positiv, zu Phrasenhaft. Gott lässt zuviel Schlimmes zu. Wir sind in Situationen gefangen, in denen wir sündigen müssen. Nun ist Jesus erschienen, … mehrum diese notwendigen Sünden auszubuegeln. Das ist gut so. Gott ist Altes Testament, Härte, Strafen
Jesus ist Neues Testament. Ein Glück, dass es das neue Testament gibt. Aber es Leben, in denen wütet Gott wie im AT. Dann ist es schwer nicht an Gott zu verzweifeln. Hiob hat meinen größten Respekt. DER hat wirklich was erlebt. Gott ist und verlangt Liebe? Schwierig.....Angst, Furcht, Respekt, Demut, ja aber Liebe???
Ja, wir Christen haben manchmal schwer an der Wirklichkeit Gottes zu kauen. Als Menschen sind wir so prominent in dem, was wir Leben nennen (der Spanne zwischen Wiege und Grab) verwoben, dass wir die … mehrEwigkeitsgabe in unser Herz (Prediger 3,11) aus der Wahrnehmung verlieren. Reflexartig reagieren wir auf die Nachricht z.B. des Todes eines Kindes mit betroffenem Unverständnis "es hatte doch das ganze Leben noch vor sich ..." In solchen Augenblicken will ich innehalten und bete, dass mich der Geist Gottes in die Erkenntnis Hiobs führt (Hiob 42,5) und das Wort Jesu (Markus 10,18) Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein! ... Das ändert nichts an dem gefühlten Schmerz (wenn ich mit dem Kopf gegen eine Wand laufe, so habe ich eine Beule, die schmerzt), aber es öffnet mir eine Tür zu einem Frieden, der höher ist, als alle (menschliche) Vernunft zu dem "seid dankbar in allen Dingen". Denn ich erinnere mich in der Hand dessen zu sein, der sogar meine Haare gezählt hat, von denen keins zu Boden fällt, er wisse es denn (Matthias. 10, 29-31) Gott allein ist GUT, von Ewigkeit zu Ewigkeit ... das will ich in allem, was mir begegnet und in der Welt geschieht, nicht vergessen.
Nun.
Ich denke am Wichtigsten ist wohl das man ihn überhaupt gefunden hat.
Wer Gott nicht hat, hat im Prinzip nichts. Keinen Frieden, Keine Ruhe, keine Liebe, keine Versöhnung. Nichts.
Welcher Pinsel denkt, der malt, aber Den nicht kennt, den er zu seinem Bilde schuf? Der Einfallspinsel! Um den Gläubigen bei Stange zu halten, geht Satan zu GOTT u. verlangt Hiobs Prüfung! "Hallo … mehrGOTT, der Hiob glaubt nur, weil´s ihm gut geht!" Und GOTT:"Nimm ihm alles aber sein Leben kriegste nich!" Satan, macht GOTT zu seinem Spielzeug..., dass wird ja immer verrückter. 1. braucht GOTT keine Prüfung! Sie widerspricht den Schriften die eindeutig aussagen, dass GOTT, ehe wir geboren sind, längst vorrausschauend weiß, wer wir sind, wohin wir gehen, was wir tun und nur ER die Allmacht ist, Der in die Herzen eines jeden Menschen sieht und sie darum auch kennt! 2.GOTT bestraft nicht, noch belohnt ER! GOTT ist kein Arbeitgeber mit Lohnzettel für Seine Schöpfung! Schon mal nachgedacht, dass die Bibel durch tausende v. tausenden Abschriften ging, wie aus Übersetzungsfehlern besteht, immer wieder reformiert wurde, relig. Macht Konstrukte in ihre selektive Wahnehmung sich GOTT zu unterwerfen glauben so, wie sie es mit Völkern, der Natur, der Tierwelt tun und schon ist es legitim! Mal erklären sie GOTT in die reine vollkommene LIEBE hinein, dessen Wesen wie geschrieben steht - sich nicht ändert!, - mal ist ER zornig, strafend, prüfend. Sagte nicht Stephanus, dass sie die Propheten GOTTES töten und auch den GOTTES Sohn umbringen? Seit wann ist morden opfern? Die Welt hat ihren Verstand verloren! Selbstständiges Denken wäre gesund, denn GOTT ist nicht krank.
GOTT SEI DANK sind die Kommentare unter diesem Artikel wesentlich ermutigender und wahrer als der Artikel selbst - Welcher wirklich mehr als schrecklich ist! Was für ein Gott ist das, dieser "er … mehrverletzt um dann zu heilen"-Gott? Wie kann man diesem Gott vertrauen, wenn man nicht die geringste Ahnung hat, was ER als nächstes "zulässt"?!
Warum lieben wir GOTT? Weil ER uns zuerst liebt - Aber wie Liebe klingt das, was hier geschrieben ist, nicht.
GOTTES Güte leitet uns zur Umkehr, nicht seine Strafe oder seine fragwürdigen Erziehungsmethoden - denn wenn das so war, wäre kein zweiter Bund nötig gewesen, dann hätte der erste sein (scheinbar es) Ziel erreicht...
Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat mit Strafe zu tun 1. Joh 4,18
Was sagte Hiob?
das Schreckliche, das ich befürchtet habe, ist … mehrüber mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen. (Hiob 3,25)
Was sagt Hebräer?
Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird. (Hebr 11,6)
Leute:
Ein Belohner, kein Bestrafer - steht hier.
Ihr wendet Stellen, die sich aufs Gesetz beziehen, auf Gottes geliebte Kinder an und bringt sie damit erneut unter Gesetz bzw. Selbstgerechtigkeit.
Die Folge davon ist der Fluch:
Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!"
(Gal 3,10)
Und wer Gotteskindern wieder das Gesetz predigt, bringt sich selbst sogar unter einen doppelten Fluch:
Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: Er sei verflucht!
Wie wir früher gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was ihr empfangen habt: Er sei verflucht!
(Gal 1, 8-9)
Wer will das ernsthaft?
Sorry, aber das halte ich für grundfalsch! Warum stellt sich Gott mir in solchen Ausführungen wie ein launischer Alkoholiker dar, der Frau u. Kinder schlägt?
Gott, der seinen Sohn Jesus für uns … mehropfert, lässt uns nicht leiden! ("Die Strafe lag auf ihm -zu unserem Frieden! Jes 53, 5)
Schmerz, Krankheit, alles Böse ist nachträglich in die Schöpfung gekommen - nicht durch Gott!
Wann hören wir endlich auf Gott für das Leid verantwortlich zu machen? Wann glauben wir endlich, dass Gott, unser Vater, gnädig und barmherzig ist - gegenüber allen, die ihm einfach glauben!
Wie das sogar der verbitterte Jona erkannte (Jona 4: "Und es mißfiel Jona sehr..."Ach Herr, ich wußte, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist.")
Wären wir doch wenigstens wie Jona: mißgünstig, verbittert, anderen Übles, ja Zorn und Vernichtung wünschend, ABER dabei wissend, dass Gott GUT ist, liebevoll und barmherzig!
"Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat - wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?" Röm 8, 32
Wenn wir das endlich anfangen zu glauben, wird uns das auch verändern! Wir müssen uns nicht mehr abmühen und trotzdem immer in Furcht vor dem unberechenbaren, strafenden Gott leben. Wir können uns auf seine Liebe zu uns verlassen, Gutes erwarten - alle Segnungen, die Jesus durch sein kostbares Blut für uns erworben hat! Wir können unsere Sorgen auf ihn werfen und uns unter seinen Fittichen vor allen Angriffen bergen!
SO ist unser Gott.