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© Elias Vicario / unsplash.com

04.11.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Steffen Brack

Glauben heißt wissen

Wer Gott vertraut darf wissen: Ich kann mich auf ihn verlassen. Voll und ganz.

Glauben und glauben – das sind zwei Paar Schuhe

„Glauben heißt nicht wissen!“ Dieser kurze Spruch ist zu einem regelrechten Sprichwort geworden. Und es beschreibt, was üblicherweise mit dem Wort „glauben“ gemeint ist. Nämlich: etwas nicht sicher wissen. Sondern vielmehr etwas vermuten, hoffen, annehmen. Damit will jemand sagen: „Ich weiß es nicht genau. Ich kann es nur vermuten.“

Ein Beispiel. Meine Tochter fragt: „Haben wir noch Pommes im Keller?“ Und ich antworte: „Ich weiß nicht. Aber ich glaube schon.“ Solange sich die allermeisten Deutschsprachigen einig sind, das Wort „glauben“ so zu verstehen, gibt es keine Missverständnisse. Oder zumindest nicht übermäßig viele.

Nun verändert sich Sprache im Lauf der Zeit. Das ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach so. Und deshalb gibt es zahlreiche Verwechslungen, wenn ich mit dieser Bedeutung von „glauben“ die Bibel lese. Denn dort meint „glauben“ etwas völlig anderes. Ein Beispiel. Hiob, ein Mann, der mit seinem ganzen Wesen an Gott glaubt, spricht: „Aber ich weiß: Gott, mein Befreier lebt!“ (Buch Hiob Kapitel 19, Vers 25; vgl. Kapitel 1,1).

„Ich weiß!“ – das klingt für manche vermutlich total verrückt. Bei Gott kann doch niemand etwas wissen. Oder? Höchstens vermuten, hoffen. Glauben eben. Doch diese Vorstellung teilt Hiob überhaupt nicht. „Ich weiß!“, ruft er uns entgegen. Ihnen und mir.

„An Gott glauben“ heißt für Hiob: Ich kenne Gott. Ich weiß, dass er lebt. Dass er lebendig ist. Und ich vertraue ihm. Er wird mich aus meinem Elend befreien.

Gott kann ich vertrauen – selbst in unsäglichem Leid

Diese Worte formuliert Hiob nicht am Schreibtisch. Sie sind nicht entstanden im behaglichen Studierzimmer eines Gelehrten. Nein. Jener Satz kommt Hiob über die Lippen, als er ganz unten ist. Als ihm alles geraubt war, was sein Leben froh und glücklich gemacht hat. Sein gesamter Besitz wird ihm entrissen.

Seine Existenzgrundlage ist restlos zerstört. Alle seine Kinder kommen ums Leben. Und schließlich büßt er seine Gesundheit ein. Sein ganzer Körper ist befallen von entzündeten Geschwüren. Das größte Organ des Menschen, seine Haut, ist dabei, sich aufzulösen (Hiob 2,7; 7,5; 19,26; 30,30).

Doch selbst das alles ist noch nicht der Tiefpunkt. Denn Hiob muss dieses unfassbare Leid alleine tragen. Ganz allein. Die Menschen, die ihm am nächsten stehen, helfen ihm nicht. Seine eigene Frau meint: Willst du jetzt tatsächlich noch an Gott festhalten? Ihm vertrauen? „Verfluche Gott und stirb!“ (Hiob 2,9). Und seine Freunde sind zwar da. Aber sie quälen Hiob mit ihren Worten nur noch mehr. Ihre Worte trösten nicht. Sondern sie schmettern den Unglücklichen in seinem Leid erneut zu Boden (Hiob 19,2).

Manche Theologen meinen, Hiobs Leidensgeschichte sei natürlich so nicht geschehen. So viel Leid häufe sich doch nicht in einem einzigen Leben. Ich sehe das anders. Denn das Leid, das Menschen manchmal ertragen müssen, scheint kaum Grenzen zu kennen.

Ich sprach einmal mit einem Mann, der von seiner Familie weggerissen wurde. Das Regime seines Landes zwang ihn zum Kriegsdienst. Es sperrte ihn ein und folterte ihn. Und das nur, weil er an Jesus glaubte. Eines Nachts wurden er und andere aus ihrem Gefängnis gezerrt. Ein heillos überfüllter Schiffscontainer. Im Innern brütend heiß. Per LKW wurden alle mitten in die Wüste verfrachtet. Dort mussten sich die Gefangenen dicht nebeneinander auf den Boden legen. Und dann fuhren ihre Peiniger mit dem LKW über sie. Immer wieder. Viele von ihnen starben in jener Nacht. Doch durch ein Wunder überlebte der Mann. Und später erzählte er mir seine Geschichte.

Nicht der Philosophen Gott

Der Gott, von dem Hiob spricht, das ist der eine, der lebendige Gott. Der Gott, der immer wieder Menschen begegnet ist. Der Gott, um den es in der ganzen Bibel geht. Von ihm schrieb der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal: „Feuer. Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten.“ Und ebenso wie Hiob erfuhr auch Pascal mehr als 3.000 Jahre danach: „Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede. Der Gott Jesu Christi.“ Nach seinem Tod entdeckte ein Diener zufällig diese Worte auf einem schmalen Streifen Pergament. Eingenäht im Futter von Pascals Jacke.

Es ist nicht der Gott aus den Theorien der Gelehrten und Philosophen, der uns aus unserer tiefsten Not rettet. So bekennt Blaise Pascal. Nein. Der Gott, den der Philosoph und Mathematiker meint – das ist der Gott Israels. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Und der schenkt allen, die ihm vertrauen, die Gewissheit: du kannst dich auf mich verlassen. Voll und ganz.

Im Leben bewährt – im Leid erprobt

Und das Wissen: ich kann mich auf Gott verlassen – in jeder Lage meines Lebens – dieses Wissen hat sich bewährt. Im Leben Hiobs ebenso wie im Leben tausender nach ihm. Im Feuer des Leids wurde es geprüft. Und es hat sich als wahr erwiesen: „Ich weiß: Mein Erlöser lebt!“

Damit will Gott Sie heute ermutigen. Und mich auch: „Sei gewiss! Du kannst mir vertrauen. Zu jeder Zeit und in jeder Lage. Denn ich bin lebendig. Und ich werde jeden erretten, der sich auf mich verlässt.“

 Steffen Brack

Steffen Brack

  |  Coach Evangelisation & Follow-Up

Theologe und Redakteur, verheiratet, drei Kinder. Begeistert von Gottes unerschütterlicher Liebe.

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