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03.09.2025 / Gastbeitrag / Lesezeit: ~ 8 min

Autor/-in: Nelli Bangert

Ein Freund wie kein anderer

Nelli Bangert zeigt an zwei biblischen Beispielen und eigenen Erfahrungen, wie Freundschaft mit Gott Realität wird.

So oft habe ich als Jugendliche und später als Leiterin mit meiner Jugendgruppe das Lied „I am a friend of god“ von Israel Houghton gesungen. Viele Male wiederholten wir diese Zeile: „I am a friend of god. He calls me friend.“ – „Ich bin ein Freund Gottes. Er nennt mich Freund.“ In den Liedstrophen schwingt sehr viel Staunen vom Autor darüber mit, dass Gott ihm seine Freundschaft anbietet. „Wer bin ich schon, dass du Gott, mir deine Freundschaft anbietest?“, fragt er an einer Stelle. 

Dieses ehrfürchtige Staunen teile ich mit ihm. Wenn Gott mir wirklich seine Freundschaft anbietet, wie unfassbar wäre das denn? Der Schöpfer des Universums, der alles geschaffen hat, will nicht nur mein König, Herr und Vater sein, sondern sogar mein Freund? Freund zu sein, bedeutet, eine tiefe Herzensverbindung zuzulassen. Auf Augenhöhe zu sein. Vertraut miteinander zu sein. Das Herz füreinander zu öffnen. Sich einander zu zeigen. Aber ist all das wirklich möglich mit Gott?  

Ja, das ist tatsächlich möglich! In der Bibel lese ich von einigen Menschen, die eine tiefe Freundschaft mit Gott geführt haben. Auf zwei außergewöhnliche Freundschaften möchte ich einen Blick werfen.

Freundschaft zwischen Gott und Abraham: treu und verlässlich 

Abraham wird in der Bibel explizit als ein Freund Gottes bezeichnet (vgl. Jakobus 2,23). An Fahrt gewinnt die Freundschaft, als Gott Abraham dazu auffordert, seine Heimat zu verlassen. Gottes Absicht ist es, aus Abrahams Nachkommen ein großes Volk zu machen. Gott zwingt Abraham nicht zu einem Umzug. Abraham entscheidet sich aus freien Stücken, der Verheißung Gottes zu vertrauen und verlässt tatsächlich sein Heimatland. Die Freundschaft mit Gott ist real für ihn und wirkt sich konkret auf sein Leben aus. 

Diese tiefe Bereitschaft, Gott zu vertrauen und seinen Worten Glauben zu schenken, zieht sich durch Abrahams Leben hindurch. Nicht immer schafft er es und doch wächst dieses tiefe Vertrauen zu Gott immer weiter. Es gipfelt schließlich darin, dass Abraham sogar bereit ist, seinen Sohn auf Gottes Auftrag hin zu opfern. Isaak, der lang ersehnte Sohn, auf den er so viele Jahre warten musste. Eine herzzerreißende Situation, die Abrahams Treue offenbart. Er liebt und vertraut Gott voll und ganz und so ist er – voller Schmerzen im Herzen – auch zu diesem Gehorsamsschritt bereit. Gott sei Dank kommt es nicht zum Äußersten, Gott erlöst ihn aus dieser Situation und ist sich der tiefen Freundschaft Abrahams sicher. 

Freundschaft zwischen Gott und Mose: leidenschaftlich und intensiv 

Auch die Beziehung zwischen Gott und Mose ist wirklich besonders und stark von anhaltender Kommunikation geprägt. Schon die erste Kontaktaufnahme ist außergewöhnlich: Gott spricht aus einem brennenden Dornbusch zu Mose. Gott beruft ihn, sein Volk aus Ägypten zu führen, wo es seit langer Zeit versklavt wird. Mose lässt sich rufen und begibt sich auf diese anspruchsvolle Mission. Er verlässt sich ganz auf Gott, der ihm vorausgeht. Dabei bleibt die Kommunikation zwischen ihnen ununterbrochen. Sie haben viel zu bereden, der Draht zwischen ihnen läuft heiß. 97 Mal heißt es in der Bibel: „Und Gott sprach zu Mose“. 

Sie sind vertraut miteinander. In 2. Mose 33,11 heißt es: „Und der Herr redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redete.“ Mose liebt Gott von ganzem Herzen und sehnt sich danach, Gott in seiner ganzen Herrlichkeit zu sehen. Er fleht Gott förmlich an, sich ihm vollständig zu zeigen. Gott zeigt sich ihm tatsächlich – wenn auch nur von hinten (vgl. 2. Mose 33,18-23). Er erfüllt Moses Wunsch und schenkt ihm diesen heiligen Moment. 

Gott lädt uns ein, seine Freunde zu sein 

Mose und Abraham führten eine außergewöhnliche Freundschaft mit Gott – sehr direkt und unmittelbar. Aber wie können wir heute mit Gott befreundet sein? Gott macht den ersten Schritt und schafft die Möglichkeit, eine Freundschaft mit ihm zu führen. Besonders sichtbar wird diese Vorleistung in Jesus Christus. 

In Johannes 15,13-15 sagt er: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch hinfort nicht Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.“ 

Jesus gibt sein Leben hin für seine Freunde. So kostbar sind ihm seine Nachfolger und Nachfolgerinnen. Er räumt sämtliche Hindernisse weg, die einer kraftvollen Freundschaft im Weg stehen könnten. Er lädt jeden Menschen ein, sein Freund zu sein. Doch diese Freundschaft geschieht nicht pauschal und automatisch. 

Sie ist an eine Bedingung geknüpft: Das ganze Leben nach ihm auszurichten. Das dürfen wir voller Zuversicht wagen, denn Gott hat das Beste für uns im Sinn. Sein Wille für uns ist durch und durch lebensspendend. Diese klare Ausrichtung auf Gottes Willen hat auch die Gottesfreundschaft von Abraham und Mose ausgezeichnet. Nur so kann eine Freundschaft zwischen mir und Gott entstehen. Aber dann ist sie tatsächlich möglich, was für ein Geschenk! 

Natürlich gelingt es mir nicht jeden Tag, nach Jesu Vorstellungen zu leben und seinen Willen zu tun. Mein Part in dieser Freundschaft bleibt bruchstückhaft und unvollkommen. Das ist für Jesus keine Überraschung. In den Momenten, in denen es mir nicht gelingt, darf ich mir seiner Treue dennoch sicher sein. Er ist der vollkommene Freund, der auch dann treu bleibt, wenn ich untreu bin (vgl. 2. Timotheus 2,13). 

Über diese besondere Freundschaft ließe sich noch so viel mehr schreiben. Doch wie kann diese Freundschaft im Alltag ganz praktisch gelebt werden? Welche Auswirkungen hat sie auf mein Leben?

Zeigen Sie Gott Ihre Freundschaft

Gott liebt mich. Er verlässt mich nicht. Er bleibt mir treu und gibt sogar sein Leben für mich. Wie gut tun all diese kostbaren Zusagen Gottes, die uns vielfach durch die Bibel zugesprochen werden. Auf vielfältige Weise zeigt er uns seine Freundschaft. Aber wie sieht es bei mir aus? Liebe ich Gott? Kann Gott auf mich zählen, wenn er mich gebrauchen will? Bin ich bereit, ihm zu folgen, auch wenn es mich etwas kostet? 

Freundschaft ist keine Einbahnstraße. Erst, wenn unser Handeln und Leben sichtbar macht, dass wir Gottes Freunde sind, gewinnt die Freundschaft zu ihm an Kraft. 

Immer dann, wenn ich etwas aus Liebe für Gott tue – auch dann, wenn ich mal keine große Lust darauf habe – vertieft das unsere Beziehung. Ich merke, dass Gottes Anliegen für mich eine immer größere Priorität bekommen.   

Zum Beispiel musste ich kürzlich das Campingwochenende mit meiner Familie frühzeitig verlassen, um auf einem Frauenevent zu predigen. Natürlich wären mir weitere Stunden mit meinen Lieblingsmenschen total kostbar gewesen. Doch mein Termin drängte mich weg vom gemütlichen Beisammensein beim Barbecue hinaus auf die Straße. Auf der Fahrt sagte ich Jesus, dass der Abschied mir nicht leichtfällt. Doch für ihn, dem ich mein Leben anvertraut habe, war ich bereit, auf weitere schöne Familienstunden zu verzichten. Daraufhin begleitete mich ein winziger Regenbogen viele Kilometer und mir schien es, als würde Jesus mir zuzwinkern und sagen: „Ich sehe dein Opfer und schätze es wert.“ 

Stellen Sie Ihr Herz auf Empfang für Gottes Freundschaft

Gott redete sehr intensiv mit Mose. Auch mit uns will er kommunizieren. Das tut er durch die Bibel, wenn wir mit offenem Herzen darin lesen. Vielleicht sticht uns dabei ein bestimmter Vers ins Auge, eine Geschichte oder ein Wort, das uns bewegt. 

Auch tut er es im Alltag auf ganz unterschiedliche Weise: Durch Vögel, die federleicht durch die Luft gleiten. Durch Kinder, die ganz angstbefreit und fröhlich spielen. Vielleicht werden wir durch das, was wir sehen, dazu ermutigt, uns bei Gott fallen zu lassen und ihm zu vertrauen. 

Gott spricht auch in der Stille, wenn wir einfach nur bei ihm sind. Vielleicht bekommen wir eine gute Idee, wie wir ein Problem lösen können oder er erinnert uns an jemanden, der unsere Hilfe braucht. Gott will mit uns reden und er redet zu uns. Aber kann ich ihn hören? Will ich ihn hören? 

Meine Schwester erzählte kürzlich, dass sie ihre Kopfhörer beim Bahnfahren bewusst abgelegt hat, um ihre Umgebung und die Menschen bewusster wahrnehmen zu können. Sie wollte da präsent sein, wo sie ist. Auch ich will meine „Kopfhörer“ ablegen und mein Herz auf Empfang stellen, um Gottes liebevolle Stimme im Alltag zu hören und mit ihm in Verbindung zu bleiben. Ich will hören, wenn er zu mir spricht. Das ist er mir, mein engster Freund, wert. 

Entdecken Sie, wie Gottes Freundschaft Sie verändert 

Die Freundschaft mit Gott lässt niemanden unberührt. So wie sich gute Freunde immer ähnlicher werden, verändert auch die Freundschaft mit Gott Stück für Stück mein Denken und Handeln. In 2. Korinther 3,18 wird diese innere Verwandlung thematisiert: „Wir alle sehen in Christus mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit Gottes wie in einem Spiegel. Dabei werden wir selbst in das Spiegelbild verwandelt und bekommen mehr und mehr Anteil an der göttlichen Herrlichkeit.“ 

Wenn ich Gott erlaube, mein Herz zu prägen, dann tut er es auch. Nach und nach werden meine Gedanken erneuert, was wiederum Einfluss auf mein Leben hat. 

Immer wieder erlebe ich, dass Gott mich auf Punkte in meinem Leben stößt, in denen ich mich verändern darf. Lange Zeit wollte ich vor allem schöne Momente im Laufe meines Lebens sammeln. Ja, ich gebe es zu, ich war eine echte Highlight-Jägerin. Wenn ein Konzert oder ein Ausflug platzte, war ich am Boden zerstört. Aber Gott schenkte mir eine neue Perspektive.

Am Ende meines Lebens will ich nicht in erster Linie viel erlebt haben. Vielmehr will ich viel geliebt haben. Jesus ist mir darin ein Vorbild. Denn alles, was er tat, war von Liebe geprägt. Auf diese Weise korrigiert Gott mich liebevoll und formt meinen Charakter. Ein für mich sehr wertvoller Teil meiner Freundschaft zu Gott. 

Aus einer Freundschaft mit Gott kann viel Segen für uns selbst und andere entstehen. Gott will gerne in tiefer Freundschaft mit Ihnen verbunden sein. Wollen Sie es auch? 

Autor/-in

Nelli Bangert

  |  Freie Mitarbeiterin

Nelli Bangert ist Autorin, Redakteurin und Sprecherin auf Frauenevents. Sie ist davon überzeugt, dass Gott ein Leben in Fülle für jeden Menschen bereithält. Zu diesem Leben möchte sie Frauen durch ihre Events und Bücher einladen und ermutigen. Ihre Webseite: www.nelli-bangert.de

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Kommentare (2)

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Martina /

Ein sehr freundlicher und aufschlussreicher Artikel. Vielen Dank!

HoZi /

Sehr ermutigend und hilfreich

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