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© Mari Lezhava / unsplash.com

28.10.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Markus Baum

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Wenn Menschen immer länger leben wollen.

„Wer besiegt den Tod?“, so hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung einmal gefragt in einem Artikel zur – obacht: „Unsterblichkeitsforschung.“ Man reibt sich die Augen. So etwas gibt’s tatsächlich?

Nun, „Unsterblichkeit“ ist zwar übertrieben, aber immerhin geht es um eine deutliche Verlängerung der Lebensspanne eines Menschen. Dazu ist es gut zu wissen: Seit 1870 hat sich die Lebenserwartung in Europa und Nordamerika glattweg verdoppelt. Kinder, die heute in Deutschland geboren werden, werden im Durchschnitt ein Lebensalter von ca. 80 Jahren erreichen. Und das Wachstum der Weltbevölkerung wird seit einigen Jahrzehnten auch dadurch getrieben, dass die Menschen auf der südlichen Erdhalbkugel deutlich länger leben, gesünder und besser versorgt sind. Wohlgemerkt: Immer auf den Durchschnitt bezogen. In einzelnen Weltregionen grassieren trotzdem noch Hunger und Seuchen, sorgen Kriege und Kriegsfolgen – etwa Landminen – für unnötig frühe und grausame Todesfälle.

Und da soll es Menschen geben, die ernsthaft über eine Verlängerung des Lebens auf 120, 150, 200 Jahre nachdenken? Tatsächlich gibt es ein „Global Longevity Consortium“, eine regelrechte Industrie der Langlebigkeit, und die konzentriert sich vor allem an der US-amerikanischen Westküste. Es gibt dort genügend reiche und einflussreiche Menschen, die sich mit der Vergänglichkeit des Lebens nicht abfinden wollen. Dabei steht doch auch am Ende eines sehr langen Lebens unvermeidlich der Tod.

Was ist wichtiger: ein langes – oder ein erfülltes Leben?

Die spannende Frage ist für viele Menschen nicht, wie alt sie wohl werden, sondern wie gesund oder wie gebrechlich, wie erfüllt oder wie leer sie die späten Lebensjahre verbringen werden. Ein „Golden Girls“-Dasein in der Endlosschleife finden die wenigsten erstrebenswert: Bingo spielen – Sitzgymnastik – Kaffeeklatsch. Und mit 100 noch arbeiten (müssen), auch das können und wollen sich die wenigsten vorstellen.

Die spannende Frage ist für viele Menschen nicht, wie alt sie wohl werden, sondern wie gesund oder wie gebrechlich, wie erfüllt oder wie leer sie die späten Lebensjahre verbringen werden.

„Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch alles, worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch schwinden wir dahin!,“ so heißt es in Psalm 90, einem Lied, das Mose zugeschrieben wird, dem Anführer des Volkes Israel vor vermutlich 3.300 Jahren.

Mose ist im buchstäblich biblischen Alter von 120 Jahren gestorben (5. Mose 34,7). Damit wäre er für die Langlebigkeitsforscher von heute ein interessanter Gesprächspartner, zumal es von Mose auch heißt: „Seine Augen waren nicht schwach geworden, und seine Kraft war nicht verfallen.“ So wünscht man sich das. Aber die Bilanz seines Lebens war trotzdem eher gemischt – und das mit der Mühe konzentriert sich in der Regel auch in der zweiten Lebenshälfte.

Aber wenigstens eines kann man Mose bescheinigen: Er hat ein sinnvolles Leben geführt, voller Hingabe und Leidenschaft. Das hat er gemeinsam mit dem einzigen, von dem wir wissen, dass er tatsächlich den Tod besiegt hat: Jesus Christus.

Langlebigkeit kann man weder kaufen noch sich verdienen, sondern ist ein Geschenk

Ein sinnvolles, erfülltes Leben muss keine 100 Jahre dauern. Wie viele Lebensjahre jedem Einzelnen, jeder Einzelnen bestimmt sind, darüber entscheiden keine Biotechfirmen und nicht der Füllstand des Bankkontos. Menschliches Leben ist lebensgefährlich, vom ersten Atemzug an, und manche Bedrohungen des menschlichen Lebens sind womöglich nur vorübergehend eingedämmt – so beobachten Ärzte mit Sorge, dass Antibiotika in immer mehr Krankheitsfällen nicht mehr wirken. Die Milliarden der Langlebigkeits-Industrie wären bei der Entwicklung des Penicillin 2.0 sinnvoller eingesetzt. Damit nicht künftig wieder Menschen vor dem 30. Lebensjahr an aufgeschlagenen Knien oder sonstigen banalen Übeln versterben.

Dass wir einander das Dasein nicht verleiden und nicht erschweren, sondern allen Menschen ein erfülltes Leben gönnen und ein seliges Ende in hoffentlich gesegnetem Alter wünschen – das wäre schon mal ein guter Ansatz. Das mit dem ewigen Leben ist eine andere Kategorie, hängt auch mit Jesus Christus zusammen – aber das ist eine Geschichte für sich.

 Markus Baum

Markus Baum

  |  Redakteur

Exilschwabe, seit 1982 in Diensten des ERF. Leidenschaftlicher Radiomacher, Liebhaber der deutschen Sprache und Kenner der christlichen Musiklandschaft. Übersetzt Bücher ins Deutsche und schreibt gelegentlich selber welche. Singt gern mit Menschen. Verheiratet, drei erwachsene Kinder.

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