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© Samuel Foster / unsplash.com

08.11.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Michael vom Ende

Abgemeldet?

Wo der Kampf tobt – und wo die Entscheidungen fallen.

Abmeldungen sind manchmal hilfreich, können aber auch lästig, irritierend oder sogar verletzend sein. Dabei ist der Vorgang immer der gleiche: Jemand hat mich auf dem Zettel – und durch den Vorgang der Abmeldung dann nicht mehr.

Schöne Abmeldungen – schmerzhafte Abmeldungen

Der ersehnte letzte Schultag, die Abmeldung mit dem Abschlusszeugnis. Die Aufgabe des bisherigen Wohnorts, die offizielle Abmeldung im Stadtbüro. Erst die Anmeldung zu einer Veranstaltung oder einem privaten Besuch, dann die Abmeldung vorher wegen Verhinderung. Das Ende eines Arbeitstages, die Abmeldung am Computer.

Manche dieser Abmeldungen sind hilfreich und befreiend, andere lästig – und notwendig. Aber manche tun auch weh: Die Eltern sind abgemeldet, wenn die Großeltern mit unendlicher Güte und Geschenken auftauchen. Der Fußballer ist abgemeldet, weil z. B. der Bundestrainer ihn nicht mehr auf dem Zettel hat, weil die Leistung nicht mehr reicht oder Bessere auf die Position gesetzt werden.

Die Politikerin, die nach der Wahl neu ihre Zukunft erfinden muss, weil der Wählerwille sie abgemeldet hat. Der Mitarbeitende, der für die Neuaufstellung der Firma nicht mehr gebraucht wird. Solche Abmeldungen sind im besten Fall irritierend, im schlimmsten Fall sehr verletzend und zutiefst verunsichernd.

Sind Christinnen und Christen abgemeldet?

Spielen Christinnen und Christen bei der Gestaltung des Landes (noch) eine Rolle? Wie hält es Deutschland mit den Religionen? „Glaube – Nachhaltigkeit – Gerechtigkeit“ – so der Titel einer aktuellen repräsentativen Studie, die im September 2021 veröffentlicht wurde. Die auftraggebende Stiftung setzt sich für das friedliche Zusammenleben und das gegenseitige Verständnis unterschiedlicher Religionen in Deutschland und Europa ein. Die drei wichtigsten Ergebnisse:

  • Für die meisten Deutschen spielt die Religion kaum eine Rolle.
  • Dass die Weltreligionen für eine gerechtere Welt sorgen sollen, meinen nur 12 Prozent der Befragten in einer neuen Umfrage.
  • Die Generationen haben da allerdings durchaus unterschiedliche Auffassungen.


Nur 12 Prozent aller Deutschen glauben, dass die Weltreligionen einen Beitrag dazu leisten, dass die Welt gerechter wird. Dabei scheinen die Generationen unterschiedliche Auffassungen von einer gerechten Welt und vor allem vom Thema Nachhaltigkeit zu haben. So sehen vor allem die 18- bis 29-Jährigen beim Thema Nachhaltigkeit Konfliktpotenzial.

Bei den über 55-Jährigen hingegen meint etwa jeder Dritte, dass prinzipiell die gleichen Interessen bestehen, die Generationen aber besser zusammenarbeiten müssten. Im Großen und Ganzen haben die Weltreligionen nach Ansicht der Befragten nicht die Aufgabe, für eine gerechtere Welt zu sorgen. Auch für viele Deutsche spielt kaum eine Rolle.

Abgemeldet, aber wirksam im Hintergrund

Ich erinnere an eine – leider blutige – Geschichte aus dem 2. Buch Mose. Das Volk Israel wird in eine militärische Auseinandersetzung mit Amalek gezwungen. Israels Führer, Mose, kämpft nicht mit. Er meldet sich selbst ab, er beteiligt sich nicht am direkten Kampf. Aber er übernimmt einen Hintergrundauftrag mit großer Wirkung. Er zieht sich mit einigen auf einen Hügel zurück – und erbittet die Unterstützung Gottes in dieser Auseinandersetzung.

Und wenn Mose seine Hand emporhielt, siegte Israel; wenn er aber seine Hand sinken ließ, siegte Amalek. Aber Mose wurden die Hände schwer; darum nahmen sie einen Stein und legten ihn hin, dass er sich daraufsetzte. Aaron aber und Hur stützten ihm die Hände, auf jeder Seite einer. (2. Mose 17,11-12).

Christinnen und Christen nehmen Gott hinein in die Herausforderungen und Kämpfe des Alltags. Sie rechnen mit seiner Wirklichkeit, seinen Möglichkeiten und seinem Eingreifen. Wenn die Religion, wenn der christliche Glaube, wenn Christinnen und Christen in der Wahrnehmung der Menschen in unserem Land abgemeldet sind, dann nützt kein Lamentieren, kein verletztes Rückzugsgebaren. Dann ist für sie dran, eine Verbindung zwischen der sichtbaren Welt der Menschen und der unsichtbaren Wirklichkeit Gottes herzustellen. Dabei unterstützen sie sich gegenseitig. So könnte sich am Ende diese „Abmeldung“ der Christen als das erweisen, was für die Entwicklung unseres Landes doch den Unterschied zum Guten macht.

Michael vom Ende

Geschäftsführer von faktor c, einer Initiative von Christen in der Wirtschaft

www.faktor-c.org

 

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