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19.02.2024 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Wolf-Dieter Kretschmer

Herzenshüter

Warum es sich lohnt, unser Herz zu hüten und auf unsere Gedanken zu achten. Eine Andacht.

Neulich habe ich Post von meiner Krankenkasse bekommen. Man hat mir zur Installation einer App geraten, mit der ich in größeren Abständen meinen Herzschlag überprüfen kann. Wozu das gut ist? Nun, ich bin jetzt 29 plus ein paar Jahre, und da empfiehlt es sich, hin und wieder die Leistungsfähigkeit meines Herzens zu überprüfen. 

Mithilfe der App können kleine Unregelmäßigkeiten im Herzschlag gemessen und analysiert werden. So lassen sich Hinweise für einen möglicherweise bevorstehenden Infarkt oder Schlaganfall erkennen.

Dass das eine ernste Sache ist, macht mir das Buch einer jungen Frau bewusst, dass am 20. März 2024 veröffentlicht wird. Tamara Schwab beschreibt, wie sie gleich zweimal mit einem plötzlichen Herztod konfrontiert wird und nur knapp überlebt. 14 Krankenhausaufenthalte in sieben verschiedenen Kliniken und eine Herztransplantation später kann sie vorsichtig in ein neues Leben starten.

Aufs Herz achten 

Aufs eigene Herz achten ist eine ernste Angelegenheit! 

Das passt gut zu einem Gedanken, den ich diese Tage in meiner Bibel gelesen habe. Im Buch der Sprüche lese ich in Kapitel 4,23: „Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.“  

Wie kann ich das verstehen? Eines ist klar: In der Bibel geht es nicht um die App auf meinem Handy. Etwas anderes ist gemeint.  

Die moderne Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“ hilft mir beim besseren Verständnis, worum es geht: „Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: Achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben!“ 

Was verstand man zu biblischen Zeiten unter „Herz“? 

Das Herz ist im kulturellen Verständnis der Israeliten der innerste Ort des Seins. Es bezeichnete den Ort, an dem ich als Mensch mit meinen tiefsten Wünschen und Sehnsüchten zu Hause bin. Diese Vorstellung wurde in unserem Kulturkreis übernommen.

Umgangssprachlich bedeutet Herz einerseits die zentrale Pumpe im menschlichen Körper und andererseits den innersten Ort unseres Selbst.

Diesen Ort unbedingt behüten, das ist wichtig. Doch mein Herz sorgfältig vor negativen Einflüssen anderer und hier und da auch vor mir selbst zu schützen, das ist leichter gesagt als getan.

Ungebetene Zwischenrufer  

Ich erinnere mich hier an die Muppet Show. Von ihrem Balkon aus kommentieren die beiden älteren Herrschaften Statler und Waldorf das muntere Treiben auf der Bühne um Kermit, den Frosch, und das Schwein Miss Piggy. Gelegentlich treffen sie mit ihrer Kritik ins Schwarze. Meistens sind ihre Sprüche jedoch nicht hilfreich, auch wenn sie urkomisch daherkommen.  

Ich kenne innere Kritiker, die sich ähnlich wie Statler und Waldorf verhalten. Was sie zu sagen haben, baut mich selten auf. Oft reißen sie mit ihren bissigen Kommentaren das ein, was mir lieb und wert ist. 

Ich habe beobachtet, dass sie wie Personen aus meiner Vergangenheit klingen. Es sind Leute aus früheren Zeiten, denen ich immer und immer wieder Gehör schenke, obwohl ihre Botschaft nicht hilfreich ist und ich sie im Grunde genommen gar nicht beachten will.

Zornige Gedanken vertrocknen die Seele 

Und dann ist da noch dieser kleine Wutbürger. Immer wieder meldet er sich zu Wort, kapert mein Denken und Fühlen und zieht mich runter. Wenn dieser Kerl mit seinen zornigen Gedanken am Werk ist, vertrocknet die Lebensquelle in mir, von der im Buch der Sprüche die Rede ist.  

Mein Herz bewahren, heißt aber auch, es vor Bindungen zu schützen, die mir nicht guttun. Das können Menschen sein oder auch materielle Güter.

Es spielt keine Rolle, von wem oder was ich mich abhängig mache. Allein die Tatsache, dass ich die Abhängigkeit zulasse, ist problematisch.

Meinen Gedanken Richtung geben 

Bleibt die Frage: Was kann ich tun? Einen ersten Hinweis gibt die Interpretation der Bibelübertragung „Hoffnung für alle“. Dort wird mir geraten: „Achte auf deine Gedanken!“  

Ich verstehe das so: Es ist wichtig, dass ich bewusst lebe. Ich steuere meine Gedanken, indem ich mich dem zuwende, was lebensfördernd ist. Der Apostel Paulus rät den Christen in der Stadt Kolossä sich mit dem zu beschäftigen „was droben ist“ (Kolosser 3,1). Er meint: Sie sollen sich auf das Gute ausrichten, das von Gott kommt. 

Dann geschieht Veränderung. Das schreibt Paulus auch den Christen in der Region Galatien in einem weiteren Brief.

Wenn ich mich auf das Gute ausrichte, das Gott mir schenkt, beginnt Gottes Heiliger Geist zu wirken.

Wie von allein entstehen dann gute Früchte. Paulus beschreibt diese in Galater 5, 22-23: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz.“

Schmied meines Glücks bin ich 

In einem Sprichwort heißt es: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Das stimmt. Ich bin weder anderen noch mir selbst oder meinen Gedanken hilflos ausgeliefert. Das Gegenteil ist der Fall.

Ich kann Einfluss nehmen auf meine Geschicke, indem ich auf meine Gedanken achte.

Und weil ich ein soziales Wesen bin, ist es ebenso wichtig, welchen äußeren Einflüssen ich mich aussetze. Es kann sein, dass ich feststelle, dass bestimmte Leute einen schlechten Einfluss auf mich ausüben. Wenn das der Fall ist, muss ich überlegen, ob es vielleicht besser ist, mir neue Freunde zu suchen.

Dass das schmerzhafte Folgen hat, versteht sich von selbst. Aber es ist letztlich gut für mich. Denn so schaffe ich die Voraussetzungen dafür, dass mein Herz eine Quelle des Lebens bleibt.

 Wolf-Dieter Kretschmer

Wolf-Dieter Kretschmer

Der Theologe, Autor und Redakteur war Pionier und Gründer der Fernsehabteilung des ERF. Er leitete die Redaktion Theologie und das Seelsorgeteam. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

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